Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section/H24
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13/4 Stunden nordwestlich von Plauen, 2000 Schritte von der Greitzer Grenze, südöstlich unter der Mehltheuer (d. i. Hochberg einer lang gedehnten Höhe mit schönen Aussichten), meist erhöht übers linke Ufer des auf der Mehltheuer quellenden und über Syrau, Kauschwitz, nach Plauen rinnenden Syrabaches, welcher im Jahre 1834 den unsäglichsten Schaden in Plauen und Kauschwitz angerichtet hat und sonst so harmlos, so ruhig dahinfliesst.
Syrau ist rein sorben-wendischen Ursprungs. In der slavischen Sprache bedeutet das Beiwort Szyry, dürre, verdorrt, mithin Ssyry ein Ort wo nicht viel wächst, ausserdem mit doppeltem s bedeutet es so viel wie grün, roh, das rohe, das grüne, was zuerst in den Gewächsen sich zeigt, ehe eine vollständige Frucht daraus wird.
Daher man auch bis in die neueren Zeiten im Gebirge noch den Sprachgebrauch fand: die Syrbe abgrosen, d. lt. das äussere grüne Korn mit der Sichel abgrasen. Demnach wäre Szyra, später Syrawe eine Grüne, vielleicht auch ein junger roher Anbau.
Syraus Entstehung ist daher in die Zeit des 5. bis 10. Jahrhunderts zu verlegen. Die sorben-wendische Abkunft in Syrau lässt sich heute noch finden: Denn es giebt hier grosse starke Leute und zeichnet sich dieser Schlag vor vielen andern der Umgegend aus.
Ursprünglich gehörte Syrau zur Dynastie Lobdaburg-Elsterberg, deren Gebiet sich von Greiz bis zu dem Dorfe erstreckte und hier an das Gebiet der Herrschaft Dobenau grenzte.
Erst im Jahre 1446 wurde Syrau zu einem selbsständigen Rittergute erhoben und von Johann Friedrich „der Aeltere“ genannt, Herzog zu Sachsen, die Familie von Tettau damit beliehen, als deren Stammgut man Syrau ansehen muss.
Der erste dieser Familie war Apel von Tettau, zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts Amts-Hauptmann von Plauen, Herr zu Kauschwitz und Inhaber mehrer Lehen zu Plauen und Güter zu Steinsdorf. Zu dem Gute waren damals 14 Bauergüter gegeben, wie dies in dem Lehnbriefe von damaliger Zeit ausdrücklich benannt ist.
Nach Apels Tode kam Syrau, doch wie es heisst nur „pfandweis“ in die Hände seines Sohnes, Hanns von Tettau, dessen Söhne, Haubold und Hanns, Apel von Tettau 1551 Kauschwitz und Syrau in Lehn nahmen, aber die beiden Güter so theilten, dass Haubolden Syrau, wozu auch Bauergüter in Messbach, Reinsdorf, Thiergarten und Hundsgrün (im frühern Amte Voigtsberg) gehörten, dem Hanns Apel von Tettau aber Kauschwitz zufiel.
Ob Letzterer gleich bei dieser Theilung oder später neben Kauschwitz und ob von dieser Zeit an oder vielleicht schon früher Syrau in Ober- und Unter-Syrau getheilt worden ist, darüber sind die Nachrichten einigermassen unbestimmt, so viel steht fest, dass im Jahre 1514 zuerst der Rittersitz Unter-Syrau genannt wird und es ist anzunehmen, dass dies eben zu der Zeit der Herren von Tettau erst geschehen ist. Doch 1576 wurde dieser eine Rittersitz Unter-Syrau gegen das Rittergut Dröda an Jobst Heinrich von Watzdorf auf Jössnitz vertauscht, wodurch die von Watzdorf, welche über 200 Jahre, von 1576–1788 zu Syrau wohnten und von denen viele Familienglieder in der Kirche zu Syrau ruhen, zuerst [186] erst in den Besitz von Unter-Syrau kamen, welches früher wohl blos Vorwerk von Ober-Syrau war.
Ober-Syrau erhielt 1587, Hugo einer der Söhne Haubolds von Tettau in Lehn.
Hugo sowohl wie seine Brüder, Siegmund und Daniel geriethen indess in grosse Schulden, so dass ein concursus creditorum ausbrach und 1596 wurde Ober-Syrau an Friedrich von Watzdorf auf Erdeborn, Magdeburgischer Hofmarschall zu Halle für 12250 fl. verkauft und 1597 von ihm in Lehn genommen. Derselbe Watzdorf hatte bereits 1592 Unter-Syrau von Ernst von Magwitz, dem Vormunde der unmündigen Lehnserben Jobst Heinrichs von Watzdorf für 5000 fl. an sich gebracht und am 2. Mai 1593 in Lehn erhalten. Von dieser Zeit blieben die Güter 62 Jahren vereinigt.
Friedrich von Watzdorf hinterliess nur einen Sohn, Georg Friedrich, dessen fromme Gemahlin Agnesa, geb. von Schönfels, sich ein bleibendes Andenken durch reiche Schenkungen für die Kirche zu Syrau erworben hat.
Derselbe Friedrich von Watzdorf erhielt 1612 beide Güter mit 20 Bauerngütern und Kauschwitz mit 14 Gütern in Lehn, wobei Drochaus, Oberpirk, Schönberg, die Mehlthuer Wüstung und Hundsgrün als hierher pflichtige Orte genannt werden.
Nach Friedrich von Watzdorfs Tode verwaltete Agnesa für ihre 6 Söhne die Güter bis zu ihrem Tode im Jahre 1646. Aber erst 12 Jahre später, 1658, wurde die Lehnstheilung unter den Söhnen und Enkeln Friedrich von Watzdorfs vorgenommen, wobei Unter-Syrau an Georg Friedrich den Aelteren fiel. Ihm folgte 1665 sein Sohn gleiches Namens. Nach dessen Tode nahm sein Cousin, Vaters Bruders, Christian Vollrath von Walzdorfs Sohn, Christian Friedrich, welcher im Besitz von Ober-Syrau war, bei der Theilung mit seinen Lehnsvettern im Jahre 1679 auch Unter-Syrau an und vereinigte beide Güter nach 21jähriger Trennung wieder.
Vereinigt blieben sie bis 1740, wo Christian Friedrichs Enkel, Christian Vollrath von Watzdorf in „brüderlicher Theilung“ Unter-Syrau annahm und bis 1765 besass, nachdem er 1755 von seinem Bruder Christian Friedrich auch Ober-Syrau gekauft hatte.
Da aber wurden beide Güter an den Besitzer von Kauschwitz, dem Oberhofrichter von Watzdorf verkauft, dessen baulustige Frau Gemahlin die beiden, bis dahin getrennten Rittersitze, von denen der Untere bis auf die letzte Spur durch Veraltung und Niederreissung verschwunden, der Obere nebst Gehöfte theils in Häuslerwohnungen übergegangen, theils mit dergleichen bebaut worden, in einem neuen, vom Dorfe wenig entfernten, geräumigen Rittergutsgebäude, welches jedoch ursprünglich grösser werden sollte als es in der Abbildung sich darstellt, vereinigte.
Im Jahre 1788 wurden die Güter Syrau und Kauschwitz und zwar Syrau von dem Justizrath von Watzdorf, Sohn des Oberhofrichters, dem Kaufmanne Ganzesauge in Zeulenrode käuflich überlassen. Nach dessen Tode ging Kauschwitz auf dessen einzige Tochter, verehelicht mit Herrn Louis von Schäffer, Syrau aber auf die verehlichte Susanne Henriette Alberti über, von welcher es an deren Herrn Sohn kam, der es Ende der 40ger Jahre an Herrn Opitz auf Netzschkau abtrat. Letzterer aber verkaufte es in diesem Jahrzehend an Herrn Rittergutsbesitzer Golle auf Unterneundorf, welcher eine grossartige Bierbrauerei hier errichtet hat.
Syrau, das Gut ist an Areal nicht unbedeutend. Wenn auch der dasige Boden selbst nicht der beste ist, so wird doch guter Roggen und schöne Gerste erbaut, den grössten Ertrag geben aber für das Gut die grossen starken Holzungen, die allerdings jetzt etwas gelichtet sind, aber durch die ausgezeichnete Forstcultur des jetzigen Herrn Besitzers bald wieder dicht und schwarz dastehen werden. Denn der dasige Holzboden dürfte sich nicht allenthalben so ausgezeichnet vorfinden, als gerade hier.
Der Ort war stets belebt durch die hier durchführende Strasse von Plauen nach Pausa und Zeulenroda, nach Mühltroff und Schleitz, eine Frequenz, die sich allerdings in der neueren Zeit durch die Sächs.-Bayr. Eisenbahn, welche bei dem nahen Orte Mehltheuer einen Stationspunkt hat, sehr vermindert hat. Aber dessen ungeachtet ist von Syrau nach Plauen die Strasse immer noch belebt, da dorthin viel Holz von Syrau und denn Forste bei Schneckengrün gefahren wird.
Die Gerichtsherrschaft von Syrau hat das Patronat über dasige Kirche und Schule, welches im Jahre 1613 der damalige Besitzer von Syrau, Georg Friedrich von Watzdorf, von den Herren von Bünau auf Elsterberg, wohin Syrau wegen der Verbindung mit der Dynastie Lobdaburg-Elsterberg gepfarrt war, für 130 fl. verkaufte.
[187] Die Herren von Bünau besassen damals Elsterberg und waren mit den Herren von Watzdorf blutsverwandt.
Zur Kirche in Syrau gehörte bis zum Jahre 1540 auch das benachbarte Reussische Dorf Bernsgrün als Filial, welches aber im gedachten Jahre durch Heinrich IV. Reussen zu Dölau als Filial zu Fröbersgrün kam. Jetzt ist noch das nahe reussische Dorf Frotzschau nach Syrau gepfarrt.
In den frühesten Zeiten bestand neben dasiger Kirche auf einer in der hiesigen Markung vorkommenden, jetzt mit Holz bewachsenen, eine freie Aussicht übers Voigtland und Erzgebirge bietenden Anhöhe, eine Kapelle, welcher schon im 15. Jahrhundert gedacht wird und von der die Volkssage von einem Lindwurm existirt, welcher täglich vom Orte seine Menschenopfer gefordert habe, bis ihn der Liebhaber einer zum Opfer bestimmten Jungfrau erlegt, worauf aus Dankbarkeit über der Behausung jenes Lindwurms eine Kapelle erbaut worden sei. Dort bat man, einer andern wohlbegründeten Sage zufolge, auch eine, ohngefähr 1 Elle hohe Glocke unter dem noch vorkommenden, doch ganz verschütteten Mauerwerke, ausgegraben, welche dann auf hiesigen Kirchthurm über den 3 Kirchenglocken aufgehängt wurde.
Genannte Anhöhe, wo die Kapelle stand, führt jetzt noch den Namen „Liekirche“ aus Liebfrauenkirche zusammengezogen und gehört theilweise zum dasigen Pfarrholze. Die bewachsene Anhöhe wird leicht erkennbar durch die Ueberschrift: „Liebe-Kirchen-Holz“.
Ueber die Kapelle selbst, gewöhnlich Frühmesse genannt, bei welcher ein besonderer Frühmessner, auch Kaplan oder Diakon zu Syrau genannt, angestellt war, übten die Herren von Tettau, als deren Lehen und Stift es bezeichnet wird, nicht die Gebieter von Elsterberg, das Patronatsrecht und gehörten dazu Wohnung, Felder, Wiesen und Waldung.
Noch 1544 war Haubold von Tettau, laut Lehnbriefs vom Churfürst Johann Friedrich, mit der Lehen der Frühmess zu Syraw bestätiget.
Die Einkünfte dieses Kaplans oder Diakon wurden später alle zur Pfarrei geschlagen, wodurch diese Pfarre eine der besten des Voigtlandes wurde.
Die Schicksale des Ortes anlangend, so ist derselbe im 30jährigen Kriege und in den neuern französischen Kriegen oft geplündert und mit Einquartirung und Durchmärschen geplagt gewesen, so dass blos der nicht unbedeutende Wohlstand des Ortes diese Leiden überwinden machen konnte.
Syrau hatte in früherer Zeit auch besondere Jahrmärkte, welche der Sage nach in Folge einer Schlägerei, woher auch eine Gasse auch den Namen „Hadergasse“ erhalten, aufgehoben worden sind.
Wohl mag man deshalb einen Theil des Ortes den Namen „Neumarkt“ gegeben haben.
Syrau war von jeher ein bedeutender Ort, weshalb es auch jetzt noch an 300 Einwohner in 50 bewohnten Gebäuden zählt. Letztere selbst sind jetzt dem Gerichtsamte Plauen zugewiesen.
[188]
an der früheren alten Strasse von Plauen nach Mühltroff, 11/2 Stunde von ersteren Orte in ziemlich coupirter Gegend gelegen, südwärts davon fliesst ein Nebenwasser des Rosenbaches.
Die Zierde des Dorfes ist das Rittergut mit seinem schönen Herrenhause, welches mit den guten und vortrefflich eingerichteten Wirthschaftsgebäuden ein grosses Viereck bildet und einen ausserordentlich geräumigen Hof umschliesst. An der Südseite des Schlosses liegt ein schöner grosser Garten mit vielen Obstbäumen, der im Herbste mit den schönsten Früchten prangt.
Schneckengrün gehörte in den frühesten Zeiten den Herren von Plauen und wurde bloss als Vorwerk benutzt.
Erst im 15. Jahrhundert wurde es zum Rittergute erhoben und die Familie von Raab damit beliehen. Wolf Joachim von Raab besass es 1582, und später noch bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts besassen es die Herren v. Trützschler. Eichelberg v. Trützschler machte die unten näher zu erwähnendes Stiftungen dd. 1612. Von 1634 bis 1657 acquirirte dieses Gut der reiche Landshauptmann Carl von Bose. Von dieser Familie kam das von Römersche Geschlecht, worauf es Anfang des 19. Jahrh. an Herrn Senator Kfm. Schmidt in Platten kam, welcher in jener Zeit auch das Rittergut Untermarxgrün kaufte. Von diesem reichsten Manne Plauens ging es nach dessen Tode durch Erbauseinandersetzung auf dessen jüngsten Herrn Sohn, den Förster Schmidt über, dessen Gattin eine geb. Landrock aus Plauen war.
Von dem ganzen enormen Schmidtschen Vermögen, welches unter 3 Geschwister vertheilt wurde, ist Nichts auf Kinder und Kindeskinder gekommen. Nur Herr Förster Schmidt hat seiner Gattin das Rittergut Schneckengrün hinterlassen, welche es, da sie keine Kinder hatte, ihren Pathen und Neffen, den Oeconom Eduard Möckel abtrat. Dieser besass es bis zum Jahre 1857, wo derselbe solches an Madame Adler auf Rössnitz verkaufte, die jetzt noch damit beliehen ist.
Das Rittergut ist nicht unbedeutend. Es hat gute Felder und Wiesen und immer noch schön bestandene Waldungen.
Zur frühern Gerichtsbarkeit gehörten Dorfantheile von Kloschwiz, Kobitzschwalde, Kornbach, Oberpirk, Rodau, Rodersdorf und die Peintenmühle.
Die Schäferei liegt nicht unmittelbar beim Gute, sondern davon entfernt.
Schneckengrün hat eine herrliche Lage, überall schöne Thalgründe und ausgezeichnete Aussichten nach Reussenland und sogar bis ins Fichtelgebirge. Die Nähe der Stadt Plauen gewährt dem Rittergute dadurch grosse Vortheile, dass täglich zwei Mal die Milch dort verwerthet werden kann, wie überhaupt dieser Zweig der Oeconomie einen grossen Nutzen abwirft. Eben so gewährt auch der Holzschlag von Schneckengrün jährlich noch einen Reinertrag von mehreren hundert Thalern.
Wir haben oben schon erwähnt, dass ein früherer Besitzer von Schneckengrün und zwar Eichelberg Friedrich von Trützschler eine milde Stiftung für Schneckengrün errichtete: Dieser milden Stiftung müssen wir hier noch ein Mal näher gedenken:
Laut Testament von 1612 errichtete Eichelberg Friedrich von Trützschler auf Christgrün, Schneckengrün, u. s. w. Obrister zu Zwickau eine milde Stiftung, vermöge dessen in einem Hospital zu Limbach 6 alte hilfsbedürftige Männer und 6 alte Frauen verpflegt werden mussten: Ansprüche an diese Wohlthat haben die Gerichtsbefohlenen von Christgrün und Schneckengrün, jenes hat 8 dieses hat 4 Stellen zu besetzen.
Die Oberaufsicht führt das hohe Cultusministerium und in dessen Auftrag der frühere Amtmann in Plauen, jetzt der Gerichtsamtmann in Plauen die Specialaufsicht.
Schneckengrün umfasst nicht viel Bauergüter, aber desto mehr Kleinhäusler, welche ihren Unterhalt auf den dasigen Rittergute finden, oder sich von Holzhandel (nämlich kleingemachten Leseholz) und von den sogenannten Zöschen-Verkauf ernähren, indem sie die Tannenzapfen (welche hier zu Lande Zöschen genannt werden) im Sommer an der Luft trocknen, und damit einen bedeutenden Handel nach Plauen treiben, wo sie solche in Säcken an die dasigen Fabriken und an Miethbewohner, welche nicht das Holz im Ganzen kaufen können, absetzen.
[189] Es ist diese gedörrte Tannenzapfe ein sehr schönes Brennmaterial und vorzüglich geeignet zur Bereitung von Plattstählen, welche durch dieses Brennmittel viel weniger leiden, als durch Kohlenfeuerung.
Auch die Gänse- und übrige Viehzucht ist in Schneckengrün nicht unbedeutend und werden von hier aus viel Bettfedern von Federhändlern abgeholt, die natürlicher Weise die hiesige ganze Umgegend heimsuchen.
Nahe bei Schneckengrün liegt das Königl. Forsthaus Reiboldsruh, welches eine herrliche Aussicht bietet.
Der hiesige Königl. Forst ist eine wohl bestandene Waldung, wozu der frühere Förster Ranft viel dazu beigetragen hat.
Schneckengrün mit Reiboldsruh ist nach Leubniz eingepfarrt.
Merkwürdig ist, dass an der Südseite des schneckengrüner herrschaftlichen Erbbegräbnisses in Leubniz ein aufrechtstehender Leichenstein sich befindet, welcher Namen eines Herrn von Feilitzsch mit trägt, obschon man nie eine gewisse Nachricht erlangen konnte, dass Schneckengrün ein Mal einer Familie von Feilitzsch gehörte.
Die übrige Beschreibung der kirchlichen Verhältnisse ist schon bei dem Rittergute Leubniz in diesem Album berücksichtigt worden, so dass solche nicht wiederholt zu werden braucht.
Bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation hatte Schneckengrün seine eigne Gerichtsbarkeit, wozu Antheile von den oben erwähnten Dörfern gehörten. Jetzt gehört Schneckengrün das Dorf und Rittergut zu dem Gerichtsamte Plauen.
Schneckengrün hat 56 bewohnte Gebäude mit 255 Consumenten.
auch Wehrdaw, Werdaw valgo Wehr liegt auf einer Hochfläche, welche von frischen Winden immer bestrichen wird, 11/4 Stunde nördlich von Schöneck, 2 Stunden östlich von Oelsnitz, 3 Stunden südöstlich von Plauen, 11/2 Stunde westlich von Falkenstein, durch den Ort von Osten nach Westen führt die vom Erzgebirge nach Baiern erbaute Chaussee.
Werda ist rein sorben-wendischen Ursprungs und hatte schon frühzeitig eine kleine Burg die ursprünglich zur Herrschaft Falkenstein gehörte. Nach der Reformation war das Rittergut in den Händen der Familie von Dölau, 1598 besass es Junker Ernst von Dölau, dessen Frau Gemahlin, Sabina, eine geborne von Seitewiz gewesen ist. Von diesem Ernst von Dölau kam das Gut gegen 1620 an Junker Adam von Tettau, der früher in Mechelgrün, zuletzt in Jägerswald lebte. Dieser verkaufte es an seinen Vetter Siegismund von Tettau auf Buch- und Weistroff. Er selbst stirbt im Jahre 1626 in Kottengrün. Nach des Sigismund von Tettau Tode kam das Gut an dessen ältesten Sohn Wolf Ernst von Tettau, der einen schweren Anfang hatte, da während seiner Minderjährigkeit und der seines Bruders im Jahre 1634 das Schloss mit allen Wirthschaftsgebäuden ein Raub der Flammen wurde, welche die feindlichen Kroaten verursacht hatten.
Von diesem Tettau kam das Rittergut an Georg Röhn, Oberförster in Auerbach; von diesem an Christoph Röhn, welcher es an Moritz Heinrich von Trützschler auf Falkenstein und Oberlauterbach verkaufte, von welchem es durch Erbschaft wieder an Julius Heinrich von Trützschler, Hauptmann in Preussischen Diensten, überging. Die Herren von Trützschler haben aber nie hier gewohnt, sondern das Gut durch Hofmeister bewirthschaften lassen.
Unterm Jahr 1763 finden wir als Erb- Lehn- und Gerichtsherrn [190] auf Werda Benjamin von Metzsch aus dem Hause Plohn, dessen Frau Gemahlin eine geborne von Trützschler aus dem Hause Bergen war.
Derselbe hat erst selbst in Werda gewohnt: aber 1711 das Gut an seinen Sohn den Hauptmann Friedrich Carl von Metzsch Pachtweise überlassen und 1728 finden wir Carl Rudolph von Metzsch als Pachter auf dem Rittergute seines Vaters in Werda.
Im Jahre 1751 finden wir es im Besitze eines Friedrich Wilhelm von der Heide und 1764 wird Philipp Christoph von der Heide, welcher Oberaufseher bei der Elsterflösse gewesen ist als Besitzer des Rittergutes Werda genannt, mit welchem die adlichen Familien auf diesem Gute aufhören. Ums Jahr 1773 acquirirte es Nicol. Schinnerling, ein Saitenmacher aus Maarkneukirchen, von welchem es der einzige Sohn, Christian Wilhelm Schinnerling erbte. Nach dessen Ableben überkam es sein Schwiegersohn Carl Heinrich Klemm.
Dieser ging ebenfalls bald mit Tode ab und dessen Erben verkauften es nun an Herrn Gottlob Ferdinand Gräf, den ältesten Sohn des früheren Besitzers der Rittergüter Wiedersberg und Magwiz, welcher mit einem Fräulein von Feilitzsch aus dem Hause Trogen vermählt ist.
Herr Ferdinand Gräf verkaufte aber dieses sein Gut in den 40jer Jahren an die Gebrüder Müller, von denen der eine es jetzt noch besitzt.
Die Wohnung der Herrschaft ist nicht gross, da solche in einer bedrängten Zeit nach dem Brande wieder erbaut worden war, wo man bloss auf das Nothwendige sich beschränkte.
Doch hat Herr Gräf die Wirthschaftsgebäude in guten Zustand gesetzt und überhaupt sehr viel Verbesserungen mit dem Gute vorgenommen.
Es hat 84 Scheffel Feld, 86 Scheffel Wiesenwachs und 94 Acker Holz.
Die Waldungen sind immer noch wohl bestanden, obschon seit einigen Jahren hier viel geschlagen worden ist.
Der ganze Flurbezirk von Werda umfasst aber 1384 Acker 81 Qu.-Ruthen mit 12437,76 Steuereinheiten.
Korn und Kartoffeln gedeihen hier vortrefflich, so wie auch der Bau der Gerste und Hafers bei günstigen Jahren ein guter zu nennen ist.
Bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation stand dem Rittergute über einen Theil des Dorfes die Gerichtsbarkeit zu, ein andrer gehörte unter das Königl. Gerichtsamt Voigtsberg, andere Theile aber unter die von Trützschlerschen Gerichte zu Falkenstein, Mühlberg, Oberlauterbach und Dorfstadt.
Das Ansehen des Ortes hat bei seiner zerstreuten Bauart, da auch die weiten Zwischenräume durch freundliche Baumgruppen nicht ausgefüllt werden, etwas Kahles, zumal da keine hervorragenden Gebäude oder sonstige Anlagen zur Verschönerung des Ortes beitragen.
Die Schicksale des Ortes anlangend, so hatte Werda im 30jährigen Kriege von Durchmärschen, Plünderungen und Brandstiftungen viel zu leiden, sowie dabei gegen 6–8 Personen durch feindliche Soldaten gewaltsam ihr Leben verloren. Dagegen ist in den französischen Kriegsjahren nicht ein einziger Franzose nach Werda gekommen, obschon das nahe Kottengrün von einigen franz. Marodeurs plünderd heimgesucht worden ist.
Südwestlich von Werda steigt vom Einberge herab eine Anhöhe, von welcher aus man eine weite Aussicht auf die baierschen Gebirge hinaus, sowie in das reussische Voigtland hinunter hat und hinter dieser Anhöhe in einem kleinen Thale nimmt sich das von Werda 1/4 Stunde entfernte, schon erwähnte Kottengrün in seinem grünen Blättergranze von Obstbäumen recht freundlich aus.
Kottengrün ist mit Poppengrün, Pilmannsgrün, Neudorf, Sieh dich für, mit der Schwarzmühle nach Werda eingepfarrt, welches eine freundliche im Jahre 1777 auf den Grund der alten neuerbaute Kirche mit einem schönen Thurme besitzt.
Ursprünglich stand hier eine kleine katholische Capelle, welche sowie eine solche in Bergen, von Falkenstein aus durch einen Capellan besorgt wurde.
Nach Einführung der Reformation auf Voigtlands Höhen, wurden die beiden Gemeinden Werda und Bergen von dem kirchlichen Verbande von Falkenstein abgetheilt und die Capellen zu selbständigen Pfarrstellen erhoben. In Bergen wie in Werda fungirten von dieser Zeit an besondere Pfarrer und daher kommt es, dass der jedesmalige Senior der Falkenstein-Trützschlerschen Familie Collator der Kirchen und Schulen zu Falkenstein, Bergen und Werda ist.
In der Parochie Werda befinden sich ausserdem 3 Schulen, in Werda, wozu Geigenmühle, Teichmühle und Jägerswald gewiesen sind. [191] Neudorf und Kottengrün, wozu Pillmannsgrün gehört. Sieh dich für bildet einen Gemeindebezirk und steht nebst Poppengrün im Schulverbande mit Neudorf.
In Sieh dich für und dessen Nähe befinden sich reiche Torflager, sowie ausserdem zu bemerken ist, dass in der Nähe des Sieh dich führer Gemeindewaldes ein früher wohl bisweilen benutzter Sauerbrunnen befindlich ist.
Im Allgemeinen ist noch erwähnungswerth dass Werda zu den höchstgelegenen Orten des Voigtlandes gehört, indem seine mittlere Höhe fast 2000 Fuss über der Meeresfläche beträgt, daher es auch besonders wegen seiner so wenig geschützten Lage fortwährend von kalten Winden bestrichen wird.
Aber das Klima, wenn auch rauh, ist sehr gesund und allüberall auf diesen Höhen wohnen, wenn auch nicht reiche, aber doch fröhliche gemüthliche Menschen.
Werda mit seinen 118 Gebäuden, worinnen 916 Einwohner leben, gehöret zum Gerichtsamte Falkenstein.
1 Stunde von Reichenbach, 1 Meile von Greitz, in ziemlich hoher und etwas rauher Gegend gelegen, gehörte in der Zeit seiner Entstehung zur grossen Herrschaft Myla, Mila (provincia quae Mila dicitur cum Reichenbach et omnibus pertinentiis suis).
Ausser der Stadt Reichenbach und dem Flecken Mylau gehörten dazu: Brunn, Friesen, Cunsdorf, Lambzig, Ober- und Unter-Heinsdorf, Oberreichenbach, Rotschau, Schneidenbach, Schönbach, Waldkirchen, Weissensand, Wolfspfütze und Plohn.
Diese Herrschaft wurde im Jahre 1212 vom Kaiser Friedrich II. an den König Ottokar von Böhmen verschenkt, gelangte hierauf im Jahr 1223 unter die Herrschaft der Grafen von Reuss und kam dann an Kaiser Karl IV., welcher sich oft auf dem Schlosse zu Mylau aufgehalten und der Stadt Reichenbach viele Privilegien geschenkt hat.
Später und zwar ungefähr ums Jahr 1435 unter der Herrschaft des Churhauses Sachsen, gelangte die Herrschaft an das alte adlige Haus der Herren von Metzsch, welche anfangs nur die Administration von Mylau und Reichenbach hatten, in der Folge aber die ganze Pflege Mylau, wozu Reichenbach, Lengenfeld, Ober- und Niederstein, Friesen, Cunsdorf, Brunn, Schönbach, Oberreichenbach, Ober- und Nieder-Heinsdorf, Schneidenbach, Waldkirchen, Schönbrunn, der Hammer an der Göltzsch, Weissensand, Wolfspfütze, Rothschau und Lambzig gehörten, erb- und eigenthümlich erhielten.
Nach Einführung der Reformation gerieth Joseph Levin von Metzsch mit dem Inhaber des deutschen Hauses, Georg Röder, in Streit, welcher durch den sogenannten Röderschen Vergleich im Jahre 1534 beigelegt wurde und vermöge dessen Herr von Metzsch das Patronats- und Collaturrecht der Geistlichen und Schulstellen erlangte. Später wurde das Deutsche Ordenshaus gegen einen Kaufschilling im Jahre 1659 von Herzog Moriz Wilhelm zu Sachsen-Naumburg, an Friedrich von Metzsch erblich überlassen.
Das herrschaftliche Wohnhaus mit Wirthschaftsgebäuden in Brunn ist erst im 17. Jahrhundert nach dem 30jährigen Kriege von diesem Friedrich von Metzsch erbaut und hergestellt, nachdem vorher nur ein zur Bewirthschaftung des Gutes nothwendiges Gebäu dastand.
Geschmackvoll, wie ins Stammgute Friesen an der Strasse von Reichenbach nach Greitz, ist auch hier die ganze Einrichtung der Gutsumgebungen und man kann nur den feinen Geschmack des Besitzers loben und anerkennen.
Möge Jeder, welcher auf der Sächs.-Bayr. Eisenbahn nach Reichenbach [192] kommt, nach dem schöngelegenen Friesen wandern und von da hin weiter nach Brunn, welches seit Jahren bekannt ist, durch seine ausgezeichnete Brauerei.
Lange vorher, wo man an die bayerschen Biere noch nicht gedacht hat, bestand hier in unserm schönen Voigtlande eine Brauerei, die sich nicht schämen durfte, mit allen Bieren, die jetzt von Bayern kommen, zu wetteifern und hinsichtlich des feinen Geschmackes, hinsichtlich seiner Reinheit, hinsichtlich seines wohlthätigen Eindrucks auf die Gesundheit der Geniessenden musste dieses Bier allen andern weit und breit gebraut werdenden Bieren vorgezogen werden.
Auch jetzt behauptet es noch seinen alten Ruhm, obschon das Consumo nicht mehr ein so bedeutendes ist, da die bayerischen Biere gerade in hiesiger Gegend zu weit verbreitet sind.
Denn jedes Dorf, jede Schenke in der dasigen Umgegend, lässt sich bayerisches Bier kommen, mehr aus Gewohnheit, als aus Bedürfniss; denn jeder Arbeiter, jeder Feinschmecker könnte sich eigentlich mit dem Brunner Bier hinlänglich begnügen, wenn man nur sonst nicht immer das Ausländische mehr vorziehen wollte, als das im Lande Erzeugte.
Man sollte meinen, dass Brunn in allen Verhältnissen, in allen Gerichts- und Kirchenangelegenheiten ganz gleiche Schicksale mit Friesen und Reichenbach gehabt haben müsse, da es von jeher zu der grossen Herrschaft Mylau gehört hat und zunächst nach Mylau, wenigstens auch in die Kirche gepfarrt sein müsse. Und doch ist dem nicht so. Brunn ist mit Schönbach, Erlmühl, Raumfeld, Römersgrün und Rottmansdorf nach Neumark eingepfarrt, wogegen es nach Cunsdorf eingeschult ist.
Neumark gehörte nie zur Herrschaft Mylau, vielmehr war dasselbe schon frühzeitig ein besonderer Marktflecken und hatte seine eigenen Besitzer. Durch die Streitigkeiten mit dem Inhaber des deutschen Hauses, und vorzüglich durch den sogenannten Röderschen Vergleich, muss ein derartiges Abkommen getroffen worden sein, demzufolge Brunn nach Neumark in die Kirche verwiesen wurde. Denn die grössere Nähe nach Neumark kann nun und nimmermehr eine Norm abgegeben haben, da in früherer Zeit der Weg nach Neumark gefahrvoller war, als nach Reichenbach.
Es ist diese Einpfarrung um so merkwürdiger, da Neumark schon zur Ephorie Zwickau gehört, und Brunn bezüglich seiner Verweisung in die Schule nach Cunsdorf der Ephorie Reichenbach untergestellt ist. Cunsdorf selbst ist mit Oberreichenbach, Unterheinsdorf, Schneidenbach und Klein-Weissensand nach Reichenbach eingepfarrt.
Auf alle Fälle hatte Friesen in den frühesten Zeiten seine eigene Kapelle, zu welcher Brunn gehörte.
Diese Capelle mag später aufgehoben worden sein, denn im Jahre 1545 wurde Friesen in die Kirche nach Mylau gewiesen und zwar mit Kunsdorf und Kahmer, Brunn war für Mylau nicht gelegen genug und so mag ein Abkommen unter den damaligen Patronatsherren getroffen worden sein, wodurch Brunn nach Neumark gewiesen wurde.
Uebrigens ist Brunn ein freundlicher Ort und bildet eben so eine Vermittlung zwischen dem Voigtlande und dem Erzgebirge.
Im Süd-Osten von Brunn verbreitet sich das Herrn-Holz, welches zu Friesen und Reichenbach gehört.
Der Ort selbst ist viel grösser und stärker als Friesen.
Brunn hat 140 Häuser mit 263 Einwohnern, wogegen Friesen nur 19 bewohnte Gebäude mit 181 Insassen zählt.
Beide Orte, die früher ihre eigene Gerichtsbarkeit hatten, gehören jetzt zu dem Gerichtsamte Reichenbach, wohin jetzt auch Neumark gewiesen ist, welches früher dem erzgebirgischen Kreise mehr angehörte, worauf man aber bei der neuen Eintheilung der Gerichtsämter keine Rücksicht mehr genommen hat, da man solche mehr nach den Kreisdirectionsbezirken abgerundet hat.
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