Allen liebenden Vätern zur Warnung
[578] Allen liebenden Vätern zur Warnung. „Sehr geehrter Herr!“ schreibt ein betrübter Vater, „mein Junge sollte Landwirth werden; da er mir aber fortwährend die Ohren volljammerte, es wäre sein moralischer Tod, wenn er nicht studiren könne, so ließ ich ihn in Leipzig seit Michaelis 1876 studiren. Kürzlich führte mich eine Besuchsreise durch Leipzig. Ich gehe mit meinem Sohne spazieren und frage ihn, was das für ein Haus sei. Was antwortet der Schlingel? Er wisse es nicht, seine Studien ließen ihm keine Zeit, in den Straßen herumzulaufen, um sich jede Kneipe anzusehen. Ein Vorübergehender erklärte mir bereitwilligst, daß es die Universität sei. Tableau! Starr blicke ich meinen Jungen an. ‚So,‘ sagt er, ‚das ist die Universität? Von dieser Seite sieht sie so aus? Das wußte ich noch nicht. Ich bin immer von der andern Seite gekommen!‘ Was sagen Sie dazu? Er hat in den dreiviertel Jahren nicht ein einziges Colleg besucht. Natürlich nahm ich ihn sofort von Leipzig weg. Das Stückchen war mir doch zu stark. – Aber das Beste kommt noch. Gestern finde ich auf seinem Arbeitstisch ein Gedicht, in dem der Junge die ganze Geschichte erzählt und sich offenbar noch über mich lustig macht. Sind das die Resultate heutiger Bildung?“