An Budissin
Von allen Städten, die ich je gesehen,
bist, Budissin, du mir die theuerste!
Und dieses öffentlich dir zu gestehen,
war meiner Muse Pflichten heiligste. –
berauschte mich in ihren Freuden mit;
sah’, wie in königlichen Opern, Tänzen
und Festen Pracht mit Unbestand sich stritt.
Ich sahe jeden Tag verneute Szenen –
sah’ freier dort den Leidenschaften fröhnen,
zum Laster schneller Tugend übergehn.
wägt, Budissin, mir nicht an deinen Werth –
wirst heisser du geliebt und mehr geehrt.
Denn fast ein volles Menschenalter schliessest
Du traulich mich in Deine Mauern ein;
und wenn Du mich auch manchmal klagen liessest,
Ist zwar Dein Inbezirk nicht mit Pallästen
für Höhere der Sterblichen erbaut,
hast Du an Häusern doch die schönsten, besten,
die man in mancher grössern Stadt nicht schaut.
Apelles und der Künstler Roms erfüllt,
wenn nur das, was wir hier nicht missen könnten,
gefällige Natur sich uns enthüllt.
Sind zwar nicht gross und fürstlich Deine Freuden;
o, Freunde sind fürwahr oft zu beneiden,
die sich vereint des Lebens Glück erhöhn.
Wie majestätisch zeigst du in der Ferne
mit deinen Thürmen dich vom Ost und West;
wenn ihn das Ziel nun seiner Pflicht entlässt.
Wie reizend sind dem Manne von Gefühle
die Gegenden hier alle weit umher;
Wie viele brave gute Menschen wohnen
in deinen Mauern, theures Budissin!
Hier, wo Erwerbe stets den Fleiss belohnen,
wo Wissenschaften und Fabriken blühn.
wie vormals unter die Bewohner streut;
wo jeder, der hier trägt den Bürgernamen,
dem Landesfürsten eine Schutzwehr beut.
Du Ort, der manchen Mann von biederm Schlage,
und mir so oft des Lebens flücht’ge Tage
mit Freuden heitert, mir zum Freunde giebt.
der Welten nur mit einem Winke hält,
hab’ deinen Schutzgeist er zu dir gestellt!
Er schaff’, dass jeder deiner Nahrungszweige,
dein Wohlstand, aller deiner Bürger Glück
mit jedem Jahre immer höher steige,
Drum, von den Städten, die ich je gesehen,
bist, Budissin, du mir die theuerste!
Dies werde ich dir immer laut gestehen,
bis ich in deine Erde ruhen geh.