An Emilie
Da draußen schneit es: Schneegeflimmer
Wies heute mir den Weg zu Dir;
Eintret’ ich in Dein traulich Zimmer,
Und warm an’s Herze fliegst Du mir –
Abschüttl’ ich hinterdrein die Welt, –
Nur leise noch von Schlittenglocken
Ein ferner Klang herübergellt.
Ich aber knüpf’ in leichtem, losen
Getändel Dir die Flechten los.
Du zürnst; warum? Du glaubst zu müssen,
Und schwörst: „nie wieder einen Kuß!“
Die krause Stirn Dir glätten muß.
„Nun aber komm, nun laß uns plaudern
Vom eignen Herd, von Hof und Haus!“
Da baust Du lachend, ohne Zaudern,
Du hängst an meines Zimmers Wände
All meine Lieblingsschilderein, –
Ich seh’s und streck danach die Hände,
Als müss’ es wahr und wirklich sein.
Vom fernen Thurm tönt’s Mitternacht,
Die Mutter schläft, in stiller Runde
Nur noch die Wanduhr pickt und wacht.
„Ade, mein Lieb!“ von warmen Lippen
„Das Leben lacht, trotz Sturm und Klippen,
Nur Steurer muß die Liebe sein.“