An Julius
Grünen die Birken an des sanften Hügels
Leis sich neigendem Abhang, wo im Thale
Ueber Moosgestein der erzürnten Sprea Wogen sich stürzen?
Hauchet das Veilchen auf dem weichen Rasen
Von der Blättchen bebendem Gold der Erlen Kronen sich neigen?
Hörest du schon wie in des Haynes Tempel
Sanft und liebend Aeodi’s Lied erschallet,
Und den seelenschmelzenden Ton die milde Echo erwiedert?
In dem dunkleren Blau des klaren Himmels
Aus dem Spiegel stiller Gewässer lächelt freundlich die Liebe.
Aber du sitzest ernst im stillen Zimmer,
Wägst auf tönender Waage schwere Thaten,
Oder du steigest mit des Tiefsinns Fackel
An der leitenden Hand erfahrner Weisen
Nicht geschreckt von Furchtsamen in des Herzens schaurigen Abgrund,
Lauschest der Stimme, die im eignen Busen
Und es schätzt dein kräftiges Wort der Freiheit heilige Regel.
Aber auch hier verlassen ihren Liebling
Nicht die Töchter Chronions, streuen lächelnd
Auf die ernste Rede der holden Dichtkunst goldene Blumen.
Dort am Saume der grünen Erd’ erblassen
Schon zu falbem Schimmer, es athmet Kühlung friedlich der Abend!
Auf und verlaß des Codex schwere Bände
Tauche unter den Geist ins junge Leben
Wohnet nicht hier des Herzens stille Ruhe,
Wo das weise Gesetz der Ordnung waltet,
In der Schönheit freyer Gestalt, ein Sinnbild menschlichen Adels?
Siehe wie dort im Blüthenschatten Amor
Ernster Jüngling! fürchte des kleinen Gottes glänzenden Bogen.
Fliehest du unmuthsvoll die losen Freuden
Und das kältende Eis der Etikette,
Nehme dich die große Natur an ihren wärmenden Busen!
Sich dein fühlendes Herz zu ihm erhebet,
Der den Frühling schenket der Erd und Liebe edleren Geistern!