An die Freiheit (Hauff)
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An die Freiheit.
1823.
Was mir so leise einst die Brust durchbebte,
Als ich zuerst zum Jüngling war erwacht,
Was sich so hold in meine Träume webte,
Ein lieblich Bild aus mancher Frühlingsnacht;
Was dann, zur lichten Flamme angefacht,
Mit kühner Ahnung meine Seele füllte –
Es wären nur der Täuschung Luftgebilde?
Was ich geschaut im großen Buch der Zeiten,
Was ich erkannt, wenn ich die Sternenweiten
Der Schöpfung mit dem trunknen Auge maß,
Was ich gefühlt bei meines Volkes Leiden,
Wenn sinnend ich am stillen Hügel saß –
Es war kein Traumbild eitler Phantasien!
Du, stille Nacht, und du, o meine Laute!
Nur euch, ihr Trauten, hab’ ich es gesagt;
Ertönt’s noch einmal, was ich euch vertraute,
O sagt’s ihm, was ich fühlte, was ich schaute,
Und was mein ahnend Herz zu hoffen wagt:
O Freiheit, Freiheit! dich hab’ ich gesungen,
Und meiner Ahnung Lied hat dir geklungen!
Der Abendschein am Horizont zerrinnt,
Doch du, o Freiheit, spielst um meine Wangen,
Stiegst du hernieder mit dem Abendwind?
Nach dir, nach dir ringt heißer mein Verlangen,
O weile hier, wirf ab die Adlerflügel!
Du schweigst? du meidest ewig Deutschlands Hügel?
Wohl lange ist’s, seit du so gerne wohntest
Bei unsern Ahnen in dem düstern Hain;
Vom eis’gen Belt bis an den alten Rhein?
Mit Eichenkränzen deine Söhne lohntest?
Das schöne Land soll ganz vergessen sein?
Noch denkst du fein; es wird dich wiedersehen,