An die Wände einer Bergkapelle angeschrieben

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Autor: Gustav Schwab
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Titel: An die Wände einer Bergkapelle angeschrieben
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aus: Gedichte. 1. Band, S. 10–11
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Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Google und Scans auf Commons
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An die Wände einer Bergkapelle angeschrieben.

Wie die Heiligen, die dich bewohnen,
Selig heiter steht dein milder Bau,
Wie herabgesenkt aus bessern Zonen
Adelst du die abgeschiedne Au.

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Unter dir das irdische Gewimmel,

Ueber dir des Himmels ew’ge Ruh’;
Und du schwebest zwischen Erd’ und Himmel,
Lächelst freundlich beiden zu.

Einen Platz nur hast du von der Erde

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Aufgenommen in dein still Gebiet,

Einen, dessen traurige Gebärde
Jede lebensfrohe Menge flieht.
Wo die schwarzen Kreuze deutend stehen,
Wo der Boden ahnungsvoll sich schwellt,

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Willst du tief ein ernstes Feld besäen,

Für den Himmel, nicht die Welt.

Lieblich blicket nach dem Feld der Leichen
Aus den Fenstern dein Marienbild,
Und ich flehe zu der Lebensreichen:

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Mir auch lächle, Jungfrau, zart und mild!

Vielen hast du Trost und Heil geboten,
Und gelindert manchen herben Schmerz;
Bist du eine Pflegerin der Todten,
Wecke denn mein sterbend Herz!

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[11]
Liebeskrank wird Liebe nur es heilen:

Deine Liebesüberschwenglichkeit
Kannst du sie mit einer Jungfrau theilen,
Hold wie du, und züchtig und geweiht?
Gieb ihr nur von deiner, deiner Liebe,

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Schenk’ ihr nur die neigungsvolle Ruh’,

Daß sie so in ihrem reinen Triebe
Auf mich niederschau’, wie du!

Aber du, geheiligte Kapelle,
Laß, o laß mich Einmal nur mit Ihr

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Betend knien auf deiner heil’gen Schwelle,

Vor der aufgethanen Himmelsthür!
Fällt von ihren gottdurchdrungnen Blicken
Einer liebend dann auf mich – o nun!
Laß mich todt, nach himmlischem Entzücken,

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Unter deinen Kreuzen ruhn!