Apropos "Sumpfblatt"
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Apropos „Sumpfblatt“.
Wenn ihr so oft von einem „Sumpfblatt“ sprecht,
Habt ihr nur halb und unvollkommen recht;
Ihr müßt euch wohl ― so scheint es mir ― bequemen,
Noch Stengel oder Schaft dazu zu nehmen
Die nieder sich zur Weihertiefe senken;
Man hält am Besten sich sogleich an’s Ganze
Und spricht ― warum auch nicht? ― von einer „Pflanze“.
Und da es in der Art der Pflanzen liegt,
So ist das Resultat die makellose,
Die weiße, schöne, stolze Wasserrose.
Die Dichter vindiciren ihr Verstand ―
Sie ist so schlau und blühet nie am Rand;
Unnahbar Jedem, der sie brechen will.
Und dieses rath ich dir, mein lieber Sohn ―
Sei nicht begehrlich, laß die Hand davon;
Bezwinge klug das fiebernde Verlangen,
Denn sonst verliert das Gleichgewicht dein Rumpf
Und ― plumps! ― kopfüber fällst du in den Sumpf ―
Dann hilft kein Sprudeln, Paddeln, Plätschern, Schnaufen ―
Für deinen Vorwitz mußt du still ersaufen.
Um Gotteswillen, wate nicht hinein!
Du merkst, wenn aus du deine Rechte streckst,
Daß mit den Füßen du gefangen steckst,
Daß tief und tiefer schnell dein Leib versinkt,
Und zu dir nickt ironisch˶feine Grüße. ―
So hat das Gleichniß Hände erst und Füße.
―t.
Anmerkungen (Wikisource)
[Bearbeiten]- Zur Kennzeichnung des Dichters der meisten lyrischen Werke verwendete Richard Cramer das aus seinem Pseudonym abgeleitete Signum R.L. für Rudolf Lavant. Die Zeitschrift „Das Lämplein“ zeigt darüber hinaus „–nt.“ und „–t.“ als Signatur.