Armin’s Triumphzug

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Titel: Armin’s Triumphzug
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aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 4–5, 17
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[4–5]

Heimkehr der Deutschen aus der Schlacht im Teutoburger Walde.
Oelgemälde von Prof. Paul Thumann. Nach einer Photographie im Verlage von Fr. Hanfstaengl in München.

[17] Armin’s Triuphzug. (Mit Illustration Seite 4 und 5.) Wie oft auch die Heldengestalten aus dem ersten deutschen Befreiungskrieg dargestellt worden sind, wie eifrig und glücklich Dichter, Maler und Bildhauer sich der Verherrlichung einer Zeit gewidmet, die, noch halb vom Schleier der Sage verhüllt, der Phantasie um so reicheren Spielraum gönnt, so werden eben deshalb Armin und die Teutoburger Schlacht auch ferner mit ihrem mächtigen Reiz auf dichtende und bildende Künstler wirken und sie anregen, für die Augen jeder Generation das alte Bild zu erneuen.

Unsere heutige Illustration ist ein Werk Paul Thumann’s. Er zeigt uns den Sieger Armin, wie er aus der furchtbaren Schlacht seine Völker mit der Beute und den Gefangenen an den frohlockenden Frauen und Greisen vorüber führt. Die Darstellung ist so einfach und klar, daß sie keiner Erklärung bedarf. Der Künstler hat alle Betheiligten an dem großen Ereigniß in wenigen Gruppen vollzählig vertreten lassen und das Tieftragische und Volksheitere, Schmach und Ehre, Jammer und Jubel bis zur erhabenen Begeisterung mit so viel historischer Treue, als diesem Theile unserer Geschichte gegenüber möglich ist, zur Anschauung gebracht.

Die Hauptgestalt ist der Triumphator auf seinem weißen Streitroß. Armin, der Held der Geschichte, bietet unseren Künstlern die Aufgabe einer Ideal-Darstellung ebenso gut, wie die Germania. Jeder schafft sie nach seinem Geiste. Für ewige Dauer berechnet stehen beide vor der deutschen Nation auf dem Teutoburger Wald und auf dem Niederwald. Dennoch wird schwerlich ein schaffender Künstler in beiden die Vollendung des Ideals anerkennen, und so hat auch Thumann uns einen neuen Armin geschaffen, der mit dem Teutoburger Vorbild keine Verwandtschaft zeigt. Dennoch freuen wir uns auch dieser Heldengestalt, denn sie läßt uns erkennen, was wir von einem Armin-Bilde erwarten: geistige Würde und männliche Kraft.

Steht doch auch dem Geschichtsschreiber für die Schilderung jenes großen Kampfes nur unsicheres Matertal zu Gebote. Heinrich Luden,[1] der warme und muthige Patriot in Deutschlands schlimmsten Tagen, hat in seiner „Geschichte des deutschen Volks“ (Gotha, 1825 bis 1835, 10 Bände), das leider diesem „deutschen Volke“ unbekannt geblieben ist, darüber eine Belehrung ertheilt, von welcher das Wesentlichste hier erwähnt werden muß. Er sagt (Bd. I, S. 223) unter Anderem: „Unglücklicher Weise kennen wir jene große Begebenheit nur höchst unvollkommen. Die Ehre des deutschen Volkes und der Ruhm der einzelnen Männer, welche mit ihrem Geist die Massen beherrschten, war den Römern gleichgültig; ja sie haben, um die eigene Schmach vor sich selbst und vor der Nachwelt zu verbergen, absichtlich entstellt und die Herrlichkeit der Deutschen zu schmälern und zu beflecken gesucht. Unwissenheit, Stolz, Menschenverachtung und eine ganz andere Ansicht vom Leben und von den Verhältnissen des Lebens, von Ehre und von Tugend haben nicht minder eingewirkt. Diese Zeit hat keinen Geschichtsschreiber (er führt sie alle auf: Vellejus Paterculus, Strabo, Florus, Dio Cassius), der nur einigermaßen den Willen gehabt hätte, das Ereigniß mit einiger Ausführlichkeit treu und wahr darzustellen; von einer gerechten Würdigung der Ereignisse in Deutschland findet sich bei ihnen keine Spur. – Nur die große Seele des erhabenen Tacitus ist tief ergriffen worden. Tacitus hat in Gerechtigkeit, ja in Liebe geredet. Aber selbst ein solcher Mann ist nicht frei, weder von der Schule noch vom Leben seiner Zeit. Er hat seinen Blick mehr auf den einen großen Mann (Armin) gewandt, als auf dieses Volk selbst. Desto reiner und schöner ist das Zeugniß, das er ablegt; aber die Thatsachen sind von ihm kaum berührt. Wie ganz anders also möchte die Begebenheit sich vor unser Auge stellen, wenn wir deutsche Berichte hätten, ausgehend von deutschem Volksgefühl, enthaltend der Deutschen Mißhandlung, Duldung, That, darstellend, wie Alles gewesen und gekommen! - So aber müssen wir uns, und zwar mit Dankbarkeit, begnügen mit Dem, was Tacitus über die Entscheidung im Teutoburger Walde sagt. Er drängt sein Urtheil in die wenigen Worte zusammen: ‚Varus fiel durch das Schicksal und durch die Macht Armin’s.‘“

  1. Vergl. „Gartenlaube“ Jahrg. 1880, S. 245: „Ein Vorkämpfer für Kaiser und Reich