Aschenbrödel (Lehnert)
Aschenbrödel.
Es war einmal ein reicher Mann, der lebte lange Zeit vergnügt mit seiner Frau, und sie hatten ein einziges Töchterchen zusammen. Da ward die Frau krank, und als sie sterben wollte, rief sie ihre Tochter, und sagte: „Liebes Kind, ich muß dich verlassen; aber wenn ich oben im Himmel bin, will ich auf dich herabsehen. Pflanz’ ein Bäumlein [26] auf mein Grab, und wenn du etwas wünschest, schüttle daran, so sollst du es haben, und wenn du sonst in Noth bist, so will ich Dir Hülfe schicken, – nur bleibe fromm und gut.“ Nachdem sie das gesagt, that sie die Augen zu und starb. Das Kind aber weinte, und pflanzte ein Bäumlein auf ihr Grab, und besuchte es fleißig.
Der Schnee deckte ein weiß Tüchlein auf der Mutter Grab, und als die Sonne es wieder weggezogen hatte, und das Bäumchen zum zweiten Male grün geworden war, da nahm sich der Mann eine andere Frau. Die Stiefmutter aber hatte schon zwei Töchter von ihrem ersten Manne, die waren von Angesicht schön, von Herzen aber stolz und böse.
Als nun die Hochzeit gewesen, und alle drei in das Haus gefahren kamen, da ging schlimme Zeit für das arme Kind an. „Was macht der garstige Unnütz da in der Stube?“ sagte die Stiefmutter. „Fort mit ihr in die Küche! wenn sie Brot essen will, muß sie es erst verdient haben; sie kann unsere Magd seyn.“
Da nahmen sie der Stieftochter die Kleider weg, und zogen ihr einen alten, grauen Rock an. „Der ist gut für dich!“ sagten sie, und lachten sie aus, und führten sie in die Küche. So mußte das Kind die schwersten Arbeiten thun, früh aufstehen, Wasser tragen, Holz holen, Feuer anmachen, kochen, waschen, wobei ihr die Stiefschwestern noch das ausgesuchteste Herzeleid anthaten, sie verspotteten und ihr Erbsen und Linsen in die Asche schütteten, die sie wieder auslesen mußte. Wenn sie sich nun des Tages müd’ und matt gearbeitet hatte, und der Abend kam, so durfte sie in kein Bett sich legen, sondern mußte in der Küche bleiben, und sich daselbst neben dem Heerde in die Asche legen. Und weil sie dabei immer in Staub und Kohlen umherwühlte, und schmutzig aussah, so gaben sie ihr den Schimpfnamen: Aschenbrödel.
[27] Nun stellte der König einmal eine große Tanzlustbarkeit an, die sollte in aller Pracht drei Tage dauern. Dazu wurden alle schönen Töchter des Landes von fern und von nahe eingeladen: denn der Prinz sollte sich dabei eine Braut aussuchen. Und zu diesem Feste wurden auch die zwei stolzen Schwestern eingeladen.
„Aschenbrödel, komm herauf,“ hieß es da, „kämm’ uns die Haare, bürst’ uns die Schuh’, und schnalle sie fest. Wir gehen auf das Schloß zum Tanz bei dem Prinzen.“
Aschenbrödel gab sich alle Mühe, und putzte sie, so gut sie konnte. Aber immer konnte sie es nicht recht machen, sondern bekam Schelte und Stöße, und als sie fertig waren, fragten sie spöttisch: „Aschenbrödel, willst du nicht mit zum Tanze?“ – „Ach, wie dürfte ich mich da sehen lassen“, antwortete sie traurig, „ich habe ja keine Kleider.“ – „Ja, das wäre mir recht,“ sagte hierauf die Aelteste, „wenn du da aufträtest. Wir müßten uns schämen, wenn die Leute hörten, daß du unsere Schwester wärest. Du gehörst in die Küche, und damit dir unterdessen die Zeit nicht lang währe, will ich dir Arbeit geben.“ – Und hiermit schüttete sie einen Haufen Linsen auf den Feuerheerd mit den Worten: „Wenn wir nach Hause kommen, müssen die gelesen seyn, sonst kriegst du deine Strafe.“
Damit fuhren sie auf das Schloß; Aschenbrödel aber stand, und sah ihnen nach, und als sie nichts mehr sehen konnte, ging sie traurig in die Küche an ihre Linsen. Als sie sah, daß es ein so großer Haufe war, so seufzte sie: „Ach, daran muß ich lesen bis Mitternacht, und darf die Augen nicht zufallen lassen. O wenn das meine Mutter wüßte!“ Da steckte sie ihr Lämpchen an, kniete nieder vor dem Heerd, fing an die Linsen zu verlesen, und weinte bitterlich.
Auf einmal flogen zwei schneeweiße Täubchen durch [28] das Fenster in die Küche, setzten sich neben die Linsen auf den Heerd, nickten mit dem Köpfchen, und sagten: „Aschenbrödelchen, sollen wir dir helfen?“ – „Ja!“ antwortete sie,
„Die schlechten in’s Kröpfchen,
Die guten in’s Töpfchen!“
Und pick, pick, pick, pick, fingen sie an, und fraßen die schlechten weg, und ließen die guten liegen, und in einer Viertelstunde waren die Linsen so rein, daß auch keine unreife oder wurmstichige darunter war, und Aschenbrödel konnte sie alle in’s Töpfchen streichen. Darauf sagten die Täubchen: „Willst du nicht deine Schwestern tanzen sehen? So komm, und mische dich unter die Zuschauer.“
Da ging sie hin nach dem Schlosse, und sah durch die Fenster, und wurde ganz verblendet durch den hellen Schein, den die vielen tausend Lichter von den goldenen und krystallenen Kron- und Armleuchtern umherwarfen, und von den schönen Kleidern, womit die Tänzerinnen geschmückt waren, unter denen sie auch ihre Schwestern erkannte.
Als sie sich nun satt gesehen hatte, schlich sie sich heimlich und ungesehen wieder nach Hause, und legte sich mit schwerem Herzen nieder neben dem Feuerheerd, und schlief da ein in der Asche.
Am andern Morgen kamen die zwei Schwestern in die Küche, und als sie sahen, daß Aschenbrödel die Linsen ganz rein gelesen, war es ihnen nicht einmal recht: denn sie hätten gern Ursache gefunden, sie zu schelten, und da sie das nicht konnten, fingen sie an, von dem Tanzfeste zu erzählen, und sagten: „Aschenbrödel, die Lust hättest du sehen sollen! Der Prinz, der allerschönste von der Welt, hat uns zum Tanze geführt, und eine von uns wird seine Gemahlinn werden.“ – „Ich habe es gesehen,“ antwortete Aschenbrödel. – „Wie bist du dazu gekommen?“ fragten [29] die Schwestern. Da erzählte sie, wie sie unter den Zuschauern gestanden habe. Das gönnten sie ihr aber auch nicht, und nahmen sich vor, ihr künftig so viel Arbeit zu geben, daß sie nicht viel Zeit hätte, zuzusehen.
Jetzt aber mußte Aschenbrödel sie wieder kämmen, schnüren und putzen, und als sie damit fertig war, schüttete ihr die Aelteste einen ganzen Sack Erbsen auf den Heerd, und sprach: „Da, lies die guten und die schlechten aus einander, so daß auch nicht eine schlimme dabei bleibt, sonst schütte ich sie dir morgen in die Asche, und du mußt hungern, bis du sie alle ausgesucht hast!“ Damit fuhr die Mutter mit ihren Töchtern wieder auf das Schloß.
Aschenbrödel aber setzte sich wieder an den Heerd, und weinte: „Wie werd’ ich fertig werden? Wenn das meine selige Mutter wüßte!“ Mit einem Male flogen die weißen Täubchen wieder herein, setzten sich freundlich auf den Heerd, und fragten: „Sollen wir dir helfen?“ – „Ja,“ antwortete das Mädchen,
„Die schlechten in’s Kröpfchen,
Die guten in’s Töpfchen!“
Und nun ging’s pick, pick, pick, pick, so geschwind, als wären zwölf Hände da. Im Umsehen waren die Erbsen verlesen, und da hieß es: „Aschenbrödelchen, willst du mit auf das Schloß zum Tanze?“ – „Ei, wie könnt’ ich,“ erwiederte das gute Mädchen ganz betrübt, „in meinen schmutzigen Kleidern?“ – „Geh’ nur zu dem Bäumlein auf deiner Mutter Grabe, und rüttle und schüttle daran, und wünsche dir schöne Kleider. Aber komm vor Mitternacht wieder.“
Da ging Aschenbrödel hinaus, und schüttelte das Bäumchen, und sprach:
„Bäumlein, rüttl’ und schüttle dich,
Wirf schöne Kleider herab für mich!“
[30] Und kaum, daß sie dies gesagt hatte, so lag das schönste seidene Kleid vor ihr, mit Silberkanten und Perlen besetzt, dazu die kostbarsten Schuhe und seidene Strümpfe, und Alles, was sonst dazu gehört.
Aschenbrödel trug Alles nach Hause, und wusch sich, und zog sich an; da war sie so schön, wie eine Rose, die der Thau gewaschen hat. Und als sie vor die Hausthür trat, so stand da ein prächtiger Wagen mit sechs weißen Pferden bespannt, und Kutscher und Bediente dabei mit Tressenkleidern und Federbüschen, die hoben sie hinein, und so fuhr sie fort nach dem Schlosse des Königs.
Der Prinz aber, als der Wagen vor der Thüre hielt, meinte, es käme eine vornehme, fremde Prinzessinn. D’rum ging er ihr entgegen, und führte sie in den Tanzsaal. Und als da der Glanz der viel tausend Lichter auf sie fiel, so staunten Alle sie an wegen ihrer Schönheit und ihrer kostbaren Kleider. Auch ihre Schwestern sahen sie, und beneideten sie, erkannten sie aber nicht, daß es Aschenbrödel wäre, sondern meinten, die säße zu Hause am Feuerheerde, und verläse die Erbsen.
Der Prinz aber tanzte viel mit Aschenbrödel, und man merkte wohl, daß sie ihm von Allen, welche da waren, am besten gefiel. Als aber Mitternacht kam, ehe es zwölf schlug, da neigte sie sich, und so viel auch der Prinz bat, so wollte sie doch nicht länger bleiben, darum begleitete er sie an den Wagen, und sie fuhr davon, und so viel er forschte und nachfragte, so konnte ihm doch niemand sagen, wer sie wäre und woher sie gekommen?
Als Aschenbrödel zu Hause war, ging sie wieder zu dem Bäumlein auf der Mutter Grabe, und sprach:
„Bäumlein, rüttl’ und schüttle dich,
Heb’ die Kleider auf für mich!“
Da nahm der Baum die Kleider wieder, und Aschenbrödel [31] hatte ihr altes Aschenkleid an; damit ging sie zurück, machte sich das Gesicht staubig, und legte sich in die Asche schlafen.
Am Morgen darauf kamen die Schwestern, sahen verdrießlich aus, und sagten nichts. Da fragte Aschenbrödel, ob sie den Abend eben so vergnügt gewesen wären, als den ersten? „Nein,“ gaben sie zur Antwort. „Da war eine fremde Prinzessinn, mit der hat der Prinz fast in einem fort getanzt, es hat sie aber niemand gekannt, oder gewußt, woher sie gekommen.“ –
„Ist es vielleicht die gewesen in dem prächtigen Wagen mit den sechs Schimmeln?“ fragte Aschenbrödel. „Woher weißt du das?“ sagten die Schwestern. – „Nun, ich stand in der Thür, und sah sie vorbeifahren!“ erwiederte Aschenbrödel. Da sagte die Aelteste, und sah dabei Aschenbrödel grimmig an: „In Zukunft bleibe bei deiner Arbeit; was brauchst du in der Thüre zu stehen?“
Aschenbrödel mußte nun zum dritten Male die Schwestern putzen, und zum Lohn schütteten sie ihr einen dreimal größeren Haufen Erbsen auf den Heerd, und da hieß es: „Die sollst du verlesen, und daß du dich nicht unterstehst, von der Arbeit wegzugehen!“
Aschenbrödel gedachte: Wenn nur meine Tauben nicht ausbleiben! und dabei schlug ihr das Herz nicht wenig. Die Tauben aber kamen, wie an dem vorigen Abend, und fragten: „Sollen wir dir helfen?“ – „Ja!“ sagte Aschenbrödel,
„Die schlechten in’s Kröpfchen,
Die guten in’s Töpfchen!“
Da machten sich die Täubchen rasch heran mit ihren Schnäbeln, und ehe man es sich versah, war der große Haufe Erbsen verlesen. Da sagten sie zu dem Mädchen: „Gehe hin, und schüttle das Bäumchen, das wird dir heute [32] noch schönere Kleider herunterwerfen; gehe zum Tanz auf das Schloß, aber siehe dich vor, daß du ja vor Mitternacht zurückkommst!“ Aschenbrödel trat hin zu dem Bäumchen, und sprach:
„Bäumlein, rüttl’ und schüttle dich,
Wirf schöne Kleider herab für mich!“
Da fiel ein Kleid herab, noch viel herrlicher und prächtiger, als das vorige. Wo jenes Silber und Perlen hatte, hatte dieses Gold und Diamanten, und dabei Halsband, Strümpf’ und Schuhe, Alles, wie es dazu gehört. Und als Aschenbrödel damit angezogen war, so glänzte sie recht, wie die Sonne am Mittage. Vor der Thüre aber hielt eine goldene Kutsche mit sechs rothgelben Pferden, die hatten hohe Federbüsche auf dem Kopfe, und die Bedienten waren in Roth und Gold gekleidet. Die halfen ihr in den Wagen, und als sie vor das Schloß kam, da stand der Prinz schon auf der Treppe, und führte sie in den Saal. Waren nun gestern schon Alle über ihre Schönheit und Pracht erstaunt, so staunten sie heute noch mehr, und die Schwestern standen und waren blaß vor Neid, und hätten sie gewußt, daß es Aschenbrödel war, sie wären vor Aerger gestorben.
Der Prinz aber wollte wissen, wer die fremde Prinzessinn wäre, woher sie gekommen, und wohin sie gefahren, und hatte deshalb Leute auf die Straße gestellt, die sollten Acht darauf geben, wo sie bliebe.
Aschenbrödel indeß tanzte mit dem Prinzen beinahe in einem fort den ganzen Abend, und gedachte in ihrer Freude nicht an Mitternacht. Auf einmal aber, als sie noch mitten im Tanze war, hörte sie den Glockenschlag, eilte zur Thür hinaus, und flog recht die Treppe hinunter. In ihrer Eil verlor sie einen von ihren Schuhen, und hatte nicht Zeit, ihn mitzunehmen. Und als sie den letzten Schritt von [33] der Treppe that, da hatte es zwölf ausgeschlagen, und Wagen und Pferde waren verschwunden, und Aschenbrödel stand in ihrem grauen Aschenkleide auf der Straße. Zum Glück war es stockfinstre Nacht, daß sie niemand sah.
Aber der Prinz war ihr nachgeeilt, und fand auf der Treppe den goldenen Schuh; den hob er auf, als er aber unten vor die Thüre kam; da war Alles verschwunden. Die Leute auch, die zur Wache hingestellt waren, kamen und sagten, daß sie nichts gesehen hätten.
Aschenbrödel war froh, daß es nicht schlimmer gekommen war, und ging nach Hause, steckte ihr trübes Oellämpchen an, hängte es in den Schornstein, und legte sich in die Asche.
Es währte nicht lange, da kamen die beiden Schwestern auch, und riefen: „Aschenbrödel, steh’ auf, und leucht’ uns!“ – Aschenbrödel gähnte, und that, als ob sie eben aus dem Schlaf erwachte. Bei dem Leuchten aber hörte sie, wie die Eine sagte: „Wer nur die verwünschte Prinzessinn seyn mag? ich wollte, daß sie wäre, wo der Pfeffer wächs’t! Der Prinz hat nur mit ihr getanzt, und als sie weg war, hat er gar nicht mehr bleiben wollen, und das ganze Fest hat ein Ende gehabt!“ – „Es war recht, als wären die Lichter mit einem Male ausgeblasen gewesen!“ sagte die Andere. Aschenbrödel aber sagte dazu kein Wörtchen.
Nun gedachte der Prinz: Ist dir alles Andere fehlgeschlagen, so wird der verlorne Schuh die Braut auffinden helfen! Damit ließ er bekannt machen: Welcher der goldene Schuh paßte, die sollte seine Gemahlin werden. Aber Allen war er viel zu klein, ja manche hätten ihren Fuß nicht hinein gebracht, und wären die zwei Schuhe ein einziger gewesen. Endlich kam die Reihe auch an die beiden Schwestern, die Probe zu machen. Sie waren froh, denn sie [34] hatten kleine, schöne Füße, und glaubten: Uns kann es nicht fehl schlagen; wäre der Prinz nur gleich zu uns gekommen!
Aber als die älteste Tochter den Fuß in den Schuh hineinprobirte, siehe, da fand sich, daß derselbe für den Schuh viel zu groß war. Da nahm die Mutter ihre Tochter bei Seite, gab ihr ein Messer in die Hand, und sagte: „Schneide dir immerhin ein Wenig vom Fuße ab. Thut es auch ein Bischen weh, – was schadet es, es vergeht bald, und du wirst Königinn.“ Da ging sie in ihre Kammer, und schnitt ein Stück von dem Hacken ab, bis sie den Fuß in den Schuh hinein zwängte. So setzte sie sich in den Wagen, und fuhr zu dem Prinzen auf das Schloß. Aber als sie unterwegs war, da kamen um den Wagen ein Paar weiße Tauben geflogen, die riefen ein Mal über das andere:
„Schuh voll Blut,
Paßt nicht gut;
Hack’n abgehaut,
Falsche Braut!“
Und als der Wagen an das Schloßthor kam, setzten sie sich darauf, und wiederholten ihr Liedlein. Das fiel dem Prinzen auf, und als sie aus dem Wagen stieg, sah er ihr auf den Schuh. Da quoll das rothe Blut heraus, und er merkte, daß er betrogen wäre, deshalb schickte er sie mit Schimpf und Schande zurück.
Nun wollte die jüngere Schwester ihr Heil versuchen, und weil auch ihr der Schuh zu klein war, so schnitt sie sich vorne etwas von den Zehen ab, drückte sich den Schuh an, und stieg in den Wagen. Aber die weißen Tauben kamen und flatterten umher, begleiteten ihn bis an das Schloß, und sangen in einem fort:
„Schuh voll Blut,
Paßt nicht gut;
Zeh’ abgehaut,
Falsche Braut!“
Da sah der Prinz auf den Schuh, und bemerkte, daß das rothe Blut bis oben herausquoll. Deshalb schickte er sie zur Mutter zurück, und da er erfahren hatte, daß in dem Hause noch eine Tochter vorhanden wäre, so befahl er, daß diese den Schuh anprobiren sollte.
Die Mutter wollte Aschenbrödeln erst verleugnen; aber das half nichts. Die Diener ließen sich nicht abweisen, und Aschenbrödel mußte ihr Füßchen hineinstecken, und siehe da! es paßte wie angegossen. Da mußte sie sich schnell ankleiden, und in den Wagen setzen, und auf das Schloß fahren. Gleich kamen die weißen Täubchen wieder angeflogen, flatterten um den Wagen, und sangen:
„Schuh’ ohne Blut,
Paßt gar gut,
Fuß nicht zerhaut,
Rechte Braut!“
Als sie nun an das Schloß kamen, ging ihr der Prinz entgegen, hob sie aus dem Wagen, und sah ihr in das Gesicht. Da erkannte er sie, daß es die schöne Prinzessinn wäre, die er suchte, umarmte sie, und sie ward seine Gemahlinn.
Die Mutter aber und ihre Töchter, als sie das hörten, sind bald darauf vor Neid gestorben.