Assisi

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Assisi
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 781, 803
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[781]
Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0781.jpg

Assisi.
Nach dem Gemälde von M. J. Jwill.

[803] Assisi. (Zu dem Bilde S. 781.) Wie von einem hohen Horste schaut die Stadt Assisi von den Abhängen des Monte Subasio hinab auf die vom Tiber durchströmte umbrische Landschaft. Traumversunken liegt sie da; in ihren Mauern regt sich nicht der schaffensfreudige Geist der Neuzeit; ihre Häuser verfallen und niemand kommt, um sie wiederherzustellen; die Zahl der Einwohner schmilzt zusammen und beträgt heute nur noch gegen sechstausend.

Und doch ist Assisi groß – durch seine Vergangenheit. Kunstfreunde und Gelehrte verlassen bei Assisi die Eisenbahn Terontola-Foligno und steigen den Monte Subasio hinan; und zu gewissen Zeiten, namentlich im August, strömen Tausende von Wallfahrern nach dem berühmten Ablaßorte.

In Assisi sieht man Reste altersgrauer etruskischer Stadtmauern, den herrlichen Portikus eines römischen Minervatempels; alles aber überragen die Klosterbauten, die im Mittelalter von dem Orden der Franziskaner bei der Stadt errichtet wurden.

In ihr erblickte im Jahre 1182 Giovanni Bernardone als Kaufmannssohn das Licht der Welt. Als Jüngling führte er ein freies ausgelassenes Leben, hielt aber recht bald Einkehr und Buße. Er entsagte den Freuden der Welt und trat in den Dienst der Armut. Er bettelte für die Bedürftigen und Elenden, und angethan mit einer braunen Kutte, mit einem Strick umgürtet, warb er Jünger in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal. Einst hatte man ihm wegen seiner Fertigkeit in der französischen Sprache den Beinamen Francesco gegeben, er verblieb ihm und die Welt kennt ihn als Franz von Assisi. Wie streng auch die Vorschriften waren, die er seinen Jüngern gab, seine Begeisterung warb immer neue Anhänger, und schon im Jahre 1208 konnte er den Orden der Franziskaner gründen. Die Bettelmönche verbreiteten sich über alle Länder, und im Jahre 1270 zählte der Orden 8000 Klöster mit 200000 Mönchen. Franz erlebte nicht die höchste Blüte seiner Stiftung. Er starb am 4. Oktober 1226 und wurde wenige Jahre darauf vom Papste heilig gesprochen. Er ruht in dem Gewölbe der gewaltigen Klosterkirche von Assisi, die in den Jahren 1228 bis 1253 von einem deutschen Baumeister Namens Jacobus errichtet wurde und noch heute Staunen und Bewunderung erregt.

Der Convento sacro, das älteste Kloster der Franziskaner, ist seit Jahren aufgehoben, die großen Räume dienen zum Teil als Schule.