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Auch ein Stückchen Aberglauben

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: K.
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Titel: Auch ein Stückchen Aberglauben
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 36
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[36] Auch ein Stückchen Aberglauben. Vor kaum Jahresfrist als Beamter aus der Provinz Brandenburg nach dem Elsaß versetzt, traf mich vor Kurzem das große Unglück, meine liebe Frau, nach dreiwöchentlichem schwerem Krankenlager im Wochenbette, zu verlieren. Das Kind folgte vier Wochen später der Mutter nach.

Bald nach dem Tode meiner Frau riefen mich Amtsgeschäfte nach der Stadt Zabern. Dort in einem der besten Restaurants, wo ich schon öfters eingekehrt, wurde ich von der sonst sehr verständigen Frau Wirthin nach dem Befinden meiner Familie befragt; als sie theilnehmend nach meinem Kinde sich erkundigte, erwiderte ich, dies sei so munter, als würde es von der Mutter ernährt.

„Ja, ja! es ist doch wahr, lieber Herr, daß die Mutter sechs Wochen lang jede Nacht um Mitternacht kommt, um ihr Kind zu säugen.“

„Liebe Frau,“ gab ich zur Antwort, „glauben Sie an Dergleichen nicht! Das Kind liegt in demselben Zimmer, wo ich schlafe, und die Ueberreste meiner verstorbenen Frau ruhen eine Stunde von mir.“

Mit einem Blicke, der da sagen sollte: „Das ist Keiner von unserer Farbe,“ wandte sich die gute Frau von mir und sagte im Fortgehen: „Auch einer von den Ungläubigen!“

Dieselbe Ueberzeugung, daß die Mutter komme, namentlich wenn derselben auf dem Todtenbette Schuhe angezogen wurden, was hier sehr selten geschieht, sprachen noch verschiedene Leute in hiesiger Gegend gegen mich aus, ohne sich vom Gegentheil belehren zu lassen.

K.