Audifax und Hadumoth

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Titel: Audifax und Hadumoth
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aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 661, 676
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[661]

Audifax und Hadumoth.
Nach dem Gemälde von M. Wunsch.

[676] Audifax und Hadumoth. (Zu dem Bilde S. 661.) Wie ein Märchen, das in alten Zeiten in der Seele des Volks entstand und dann weiterlebte in der Rede des Volkes, gleich den von den Brüdern Grimm gesammelten, berühren in Scheffels „Ekkehard“ die Kapitel von den beiden Hirtenkindern Audifax und Hadumoth. „In jener Zeit lebte auf dem Hohentwiel ein Knabe, der hieß Audifax. Er war eigener Leute Kind, Vater und Mutter waren ihm weggestorben, da war er wild aufgewachsen, und die Leute hatten sein nicht viel Acht, er gehörte zur Burg wie die Hauswurz, die auf dem Dach wächst, und der Epheu, der sich um die Mauern schlingt. Man hatte ihm die Ziegen zu hüten angewiesen. Die trieb er auch getreulich hinaus und herein, und war schweigsam und scheu. Er hatte ein blaß Gesicht, und kurz geschnitten blondes Haupthaar, denn nur der Freigeborne durfte sich mit wallenden Locken schmücken.“ … „Damals hütete, was an Gänsen und Enten zum Hofe der Burg gehörte, ein Mägdlein, deß Name war Hadumoth, die war einer alten Magd Tochter und hatte ihren Vater nie gesehen. Es war Hadumoth ein braves Kind, rothwangig und blauäugig. … Ihre Gänse hielt sie in Zucht und guter Ordnung … Oft weideten sie vermischt mit den Ziegen des Audifax, denn Hadumoth hatte den kurzgeschorenen Ziegenhirten nicht ungern und saß oft bei ihm und schaute mit ihm in die blaue Luft hinaus – und die Tiere merkten, wie ihre Hüter zusammenstanden, da hielten auch sie Freundschaft mit einand. Jetzt trieb Hadumoth ihre Gänse auf die Berghalde herunter, und da sie der Ziegen Glöcklein drüben läuten hörte, sah sie sich nach dem Hirten um. Und sie erschaute ihn, wie er weinte, und ging hinüber, setzte sich zu ihm und sprach: Audifax, warum weinst du?“

So macht uns der Dichter mit den beiden wild aufgewachsenen Kindern des Hegaus bekannt, deren junges Lieben und Schwärmen, deren Leiden und Freuden so eng mit dem rauhen blutigen Kampf der Burgmannen des Twiel und der Klosterbrüder von Sankt Gallen und Reichenau gegen die wilden Hunnen verflochten sind. Schatzgräbersagen erfüllen den Sinn des träumerischen Hirtenknaben. Er hat im Felde eine alte römische Münze gefunden, rund, aber gewölbt wie eine Schale, mit etlichen unverständlichen Zeichen darauf, aus wirklichem Gold. Ihm verlangt nach dem Zauberspruch, der ihm den Schatz offenbaren muß, zu welchem die Münze gehört. Diese Sehnsucht verursacht die Thränen, welche Hadumoths Mitleid erregen. Mit dieser Sehnsucht im Herzen gerät er in die Gefangenschaft der Hunnen, um hier wirklich einen Goldschatz zu finden. Aber mehr wert als das Gold, das er findet und das er mit Hadumoth aus dem Lager der Hunnen entführt, ist der Schatz, den er gleichzeitig damit gewinnt. Der Traum seiner Jugend geht in Erfüllung, er wird von der Herzogin Hadwig der Leibeigenschaft enthoben, und als ein Freier kann er um seine treue Hadumoth werben.