Auf Besuch
[820] Auf Besuch. (Zu dem Bild S. 817.) Wie lange mögen sie sich nicht mehr gesehen haben, die zwei Freundinnen, deren Heimat das schöne Innthal scheidet! Von Alpbach ist darum die Vevi eines schönen Sonntags heruntergestiegen nach Brixlegg und drüben wieder hinauf nach dem herrlich gelegenen Brandenberg. Und da hat sie denn auch die Zenz glücklich daheim getroffen in der sauberen Bauernstube, von der der ungeheure Kachelofen fast ein volles Vierteil beansprucht, und sie haben sich miteinander auf die Ofenbank niedergelassen, um sich gegenseitig alle Neuigkeiten der langen Trennungszeit so recht gründlich und behaglich auseinanderzusetzen. Zur Seite auf dem derben Stuhl liegt das Bündel mit dem eigenartigen Tressenhut der Alpbacherin, der handfeste Regenschirm lehnt daneben, des Wiederaufbruchs gewärtig. Lange wird das behagliche Zwiegespräch der beiden Dirndln nicht mehr dauern können; schon geht die Uhr auf fünf, und der Heimweg ist weit. Aber thalab und bergauf wird unsre Vevi das Lächeln nicht von ihrem frischen Gesicht verlieren, denn was sie gehört da drüben bei der Vertrauten, das giebt ihr reichlich Stoff zu fröhlichen Gedanken.