Auf Schneeschuhen über die Seißer Alp
[131] Auf Schneeschuhen über die Seißer Alp. (Mit Abbildung.) Der im hohen Norden von alters her heimische Schneeschuhsport ist erst seit wenigen Jahren in Deutschland wie in Oesterreich und der Schweiz eingeführt. Trotzdem haben sich die Ski (sprich: Schi) schon zahlreiche Freunde erworben, und Schneeschuhläufervereine sind an den verschiedensten Orten entstanden. In dem gegenwärtigen schneearmen Winter freilich werden die Liebhaber des Schneeschuhlaufens, wenigstens im Flachlands, ihre Geschicklichkeit nicht oft bethätigen können. Um so mehr dürfte unser untenstehendes Bild interessieren, das uns eine Schneeschuhpartie über die Seißer Alp vorführt. Diese größte und schönste Alp Tirols nimmt ein Hochplateau der Südtiroler Dolomitalpen, zwischen dem Eisak- und dem Fassathal, ein und bildet einen weiten Kessel von 60 km Umfang, in der Mitte gegen 1400 m, an den Rändern über 2000 m. Im Süden wird diese Hochfläche umfaßt von den Dolomitwänden und Zacken des Schlern und der Roßzähne, im Osten vom Langkofel und im Norden vom Puflatsch. Die Teilnehmer an der Partie waren durch das Grödener Thal gekommen. Sie stiegen von St. Ulrich in der Morgenfrühe über das kleine Bergdorf Pufels in drei Stunden bis zur Heißböckschwaige aufwärts, wo das Schneeschuhlaufen mit „Ski-Heil!“ begann. Diesen Augenblick stellt unser Bild dar. Sie glitten über Hügel und durch Mulden aufwärts, stets in der Richtung gegen die südwärts emporragenden Roßzähne, während die Aussicht immer umfassender wurde. Ab und zu ertönte ein helles Gelächter in dieser winterstarren Einsamkeit, wenn der eine oder der andere purzelte und kopfüber in den Schnee schoß. Nachdem der als „Paß Schouef“ bezeichnete breite Rücken erreicht war, gab es nur noch geringe Steigung zu überwinden. In einem kleinen Heustadel machte man Mittagsrast, und rasch wurde dann der erste Ausläufer der Roßzähne erreicht – zum erstenmal war die Durchquerung der ganzen Seißer Alp von Norden nach Süden einer größeren Schneeschuhläufergesellschaft gelungen. Die Bergfahrt von der Heißböckschwaige ab hatte 2½ Stunden erfordert, während nachher die Thalfahrt in sausendem Gleiten über die weiße schimmernde Bahn nur 18 Minuten in Anspruch nahm.