Aus Brasilien

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Textdaten
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Autor: L. Snell
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Titel: Volksbildung in England
Untertitel:
aus: Das Ausland, Nr.  164 S.  682
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
Auflage:
Entstehungsdatum: 1828
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans bei Commons
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Aus Brasilien.

Rio de Janeiro vom 18 März.     

Die letzten Tage des Februars schienen mit sehr merkwürdigen Staatsveränderungen schwanger zu gehen, wovon freilich unsere unter dem äußersten Preßzwange schmachtenden Zeiten nichts melden. Unter allen Ständen, namentlich unter dem hier alles vermögenden Kaufmannsstande, war die Unzufriedenheit über den fortdauernden Kriegszustand, über die deshalb nothwendigen ungeheuren Abgaben, und die dadurch herbeigeführte, die Schiffahrt störende Kaperei der Republikaner aufs Höchste gestiegen. Dazu hatte sich das Gerücht verbreitet, der Kaiser wolle nach Portugal abreisen, um das europäische Königreich in Besitz zu nehmen, von den Brasiliern aber zuvor den Eid der Treue fordern, wodurch unser Kaiserreich wieder in das frühere, hier allgemein verabscheute Colonial-Verhältniß zurückgesunken wäre. Während mehrerer Nächte zeigten sich bedenkliche Aufläufe und vor den Pallästen der Minister ließen sich unter drohenden Aufregungen zahlreiche Volkshaufen blickten. Der Kaiser verließ jetzt selten seine Residenz St. Cristovao und sprengte nur mit verhängtem Zügel durch die Hauptstadt, um die widerwärtige Acclamation nicht zu vernehmen. Da beschloß die Camara der Hauptstadt am 1 März eine Deputation an den Monarchen zu senden mit der ausdrücklichen Anfrage: Ob er bleiben oder nach Portugal ziehen wolle? Im letzern Falle sey der Art. 104 der Constitution auf ihn anwendbar, welcher lautet: „Der Kaiser darf ohne Einwilligung der General-Versammlung das brasilische Reich nicht verlassen (nao poderà sahir) und wenn dies geschieht, so wird es betrachtet, als entsage er der Krone.“ Der Kaiser ließ die Deputation vor, – deren Sprecher ihn in einer energischen Rede an die Pflichten erinnerte, welche er dem Reiche Brasilien, und namentlich der Hauptstadt Rio de Janeiro schuldig sey, welche ihn immer, mit allem, was nur in ihren Kräften stehe, unterstützt habe, – und antwortete in den gnädigsten Ausdrücken. Am 3 März erschien nun ein Decret, worin der Kaiser, an das Decret von 3 Mai 1826 erinnernd, nochmals jedem Anspruche und jedem Rechte an die Krone Portugal feierlich entsagt. Portugal soll im Namen seiner Tochter Donna Maria II von seinem Bruder dem Infanten Don Miguel regiert werden. Als er sich darauf am 3 März öffentlich in der Hauptstadt zeigte, war er vom Volke wieder mit Freudenbezeugungen empfangen, welche ihm gewiß um so angenehmer waren, da gerade um diese Zeit die Nachricht von sehr unangenehmen Vorfällen in den südlichen Provinzen eingegangen sind.