Ausgesperrt!
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Ausgesperrt!
Acht Tage schon! Der Vater kommt nach Haus
Und sah gefaßt zwar, aber düster aus.
Das Werkzeug warf er schweigend in die Ecke.
Das kleine Volk hat wunderlich verdutzt
Die Mutter war erbleicht in jähem Schrecke.
Dann sprach der Vater, doch nicht lang und breit,
Nur: „Ausgesperrt auf unbestimmte Zeit!“
Ein saures Wort für einen braven Gatten.
Und durch des Friedens und der Eintracht Reich
Ging grau und lautlos ein gespenst’ger Schatten.
Man sah zur Decke auf und an die Wand
Denn vor den Augen auch der Kleinen stand
Doch das Verständnis war vorhanden schon.
Der Aelteste sprach in gefaßtem Ton:
„Soll sich der Vater durch Verrat entbehren?“
Ein Mannsblick war’s, der zur Mutter flog,
Was nun für alle finster nahen werde.
Sie hat nur tiefer nieder sich gebückt,
Jedoch den bittern Aufschrei unterdrückt:
„So sind sie nun, die Mächtigen der Erde!“
Sie wissen wohl, wie weh Entbehrung tut,
Doch sind sie frei von schwachen Damennerven,
Und keine Klage wäre hier am Platz;
Es ist für sie der höchste Glaubenssatz:
Zu seinen Brüdern muß er mannhaft stehn
Und treu mit ihnen bis zum Ende gehn,
Bis zum erstrittnen, ehrenvollen Frieden.
Er kämpft für alle, die das grobe Brot
Das ist das Los, das ihrem Stand beschieden.
Es naht für alle eine bittre Zeit,
Doch geben sie in ihrer Einigkeit
Den Unterdrückern eine ernste Lehre.
Denn über alles, auch das Herbste, geht
Dem Volk der Arbeit seine Klassenehre.
R. L.