BLKÖ:Popel, Mathias F.

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Popelik, Johann
Band: 23 (1872), ab Seite: 105. (Quelle)
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Popel, Mathias F. (Arzt, geb. zu Prag 25. Februar 1798, gest. 1. März 1865). War der Sohn eines Bäckermeisters und genoß den ersten Unterricht zu Hause. Nach beendigten Gymnasial- und philosophischen Studien wendete er sich der Medicin zu, schrieb 1824 eine Dissertation: „De angina pectoris“ und wurde hierauf Doctor der Medicin, später Magister der Geburtshilfe und Magister der Augenheilkunde. Letztere übte er hauptsächlich aus und wurde auch 1825 bis 1826 Assistent des Augenarztes Professor Fischer. Nun verlegte er sich auf öffentliche Sanitätspflege, trat 1827 in die Praxis bei dem damaligen Kreisamte zu Kauřim, wurde nachher Kreiswundarzt und vertrat einige Zeit die Stelle eines Kreisarztes. 1831 wurde er Kreisarzt zu Tabor, aber da er durch seine ärztliche Praxis und seine Leistungen in der öffentlichen Gesundheitspflege bereits einen sehr günstigen Ruf erlangt hatte, wurde ihm die Lehrkanzel für Staatsarzneikunde angetragen, welche er von 1832 bis zu seinem Tode inne hatte. 1853 und 1855 trug er auch Seuchenlehre und Thierheilkunde vor und las über das Rettungsverfahren bei Scheintodten. Seit 1850 war er Mitglied der ständigen Medicinal-Commission, am 14. Februar erhielt er den Titel eines k. k. Rathes, am 31. August 1863 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Das Professorencollegium, dessen Aeltester er war, wählte ihn 1849 zum Prodecan 1857, 1858 und 1859 zum Professorendecan und 1851 zum Rector magnificus. Er starb im Alter von 67 Jahren. Popel als Mensch im hohen Grade achtungswerth, war dabei so bescheiden, daß er nie von sich selber sprach, ja daß er Bedenken trug, die ihm angetragene Professur anzunehmen. Er war sehr beliebt ebenso bei seinen Amtsgenossen, wie bei seinen Schülern, auch war er Mitglied mehrerer wissenschaftlicher und wohlthätiger Vereine. Für seine Kenntniß, genaue Pflichterfüllung und Gewissenhaftigkeit, deren Ruf in die maßgebenden Kreise gedrungen, spricht die Thatsache, daß er der erste Conceptspraktikant, ja der erste Kreisarzt in Böhmen war, der auf die Hochschule berufen wurde. P. war auch ein vortrefflicher Musiker. Ein Kenner und eifriger Freund der Musik, übte er diese Kunst seit seiner Jugend aus, erwarb sich darin eine gründliche Bildung und ein scharfes Urtheil, wovon die Bohemia in den in den Quellen bezeichneten Nummern mehrere interessante Proben [106] mittheilt. Stiasny hatte ihm Unterricht im Violoncellspiele ertheilt und bald suchte sein Vortrag in Intonation wie in seelenvollem Ausdruck seines Gleichen. Er versammelte in seinem Hause bis kurze Zeit vor seinem Tode ein Streichquartett und übte auch viel Kirchenmusik. Von der Politik hielt er sich entschieden ferne, was ihm die Unzufriedenheit der jungčechischen Partei zuzog. Seine schriftstellerische Thätigkeit äußerte sich in verschiedenen medicinischen Aufsätzen, die in Zeitschriften, und zwar vornehmlich in den „Oesterreichischen medicinischen Jahrbüchern“ erschienen sind.

Bohemia (Prager polit. und belletrist. Blatt, 4°.) 1865, Nr. 53, 54 u. 64. – Wiener Zeitung 1865, Nr. 51. – Oesterreichischer Volks- und Wirthschaftskalender (Wien, Prandl, gr. 8°.) Jahrg. 1867. – Slovník naučný. Red. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 676.