BLKÖ:Seyfferdt, Joseph Prosper

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Seyffert, Johann
Band: 34 (1877), ab Seite: 171. (Quelle)
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Seyfferdt, Joseph Prosper (Augustiner und theologischer Fachschriftsteller, geb. zu Brünn 3. Februar 1741, gest. im Kloster zu St. Thomas in Alt-Brünn 21. Jänner 1813). In seiner Vaterstadt besuchte er die Humanitätsclassen, die philosophischen Studien hörte er in Olmütz. Neunzehn Jahre alt, trat er am 3. Mai 1758 in Brünn bei St. Thomas in den Augustiner-Orden, machte ein Jahr später Profeß und las am 18. October 1767 die erste Messe. Da er ein guter Schulmann und gewandter Redner war, stand er die nächsten 20 Jahre immer in solchen Aemtern, welche das geistliche Lehrfach oder die Kanzel zum Gegenstande haben. Dann wurde er im Jahre 1778 als Feldcaplan in das Kürassier-Regiment Graf Trauttmansdorff Nr. 7 berufen, in welchem er durch fünf Jahre diente. Im Jahre 1786 erfolgte seine Ernennung zum öffentlichen Lehrer der deutschen Pastoral-Theologie, geistlichen Beredsamkeit und Katechetik am k. k. General-Seminar in Preßburg. Als aber nach dem Tode des Kaisers Joseph II. die Auflösung des General-Seminars und mit demselben auch jene der einzelnen Lehrerposten erfolgte, verlor auch S. seine Stelle und wirkte von 1791 bis 1795 als Prediger an der Collegiatkirche in Nikolsburg, ging darauf in das Erzherzogthum, wo er zu Ried in der Seelsorge mehrere Jahre thätig war, bis er 1804 in sein Kloster St. Thomas in Alt-Brünn zurückkehrte, wo er im Jahre 1808 die Jubelfeier seines 50jährigen Priesteramtes beging. S. war auch als Schriftsteller thätig und die Titel seiner im Druck erschienenen Arbeiten sind in chronologischer Folge: „Das bekehrte Mähren. Ein Flugblatt bei Aufsetzung des Thurmknopfes der Nikolaikirche in Brünn“ (Brünn 1764, 8°.); – „Der Tod des Gerechten, geschildert an Felix von Valois des Trinitarier-Ordens“ (Wien 1782, 8°.); – „Die Pflichten einer Glaubensheerde, vorgestellt am Feste der mährischen Landesapostel Cyrill und Methodius“ (ebd. 1783, 4°.); – „Lob der göttlichen Vorsicht“ (ebd, 1783, 8°.); – „Zwo Säulen der Kirche Jesu, ein Bild zur Besserung der gefallenen Christenheit. Eine Sittenrede auf das Fest der H. Petrus und Paulus“ (Brünn 1784, 8°.); – „Iskariot, oder Verstockung die Folge des Geizes. Ein Oratorium“ (Brünn 1784, 8°.); – „Besitz und Ertheilung des Friedens. Eine Primizrede“ (Preßburg 1787, 8°.); – „Selectae preces orantis animae christianae“ (Posonii 1787, 4°.); – „Der Ritter Georg und der gestürzte Drache oder die Toleranz. Ein Oratorium“ (Preßburg 1788, 4°.); – „Das dreyfache Opfer am Feste des Stifters des Piaristen-Ordens Joseph von Kalasanz“ (Wien 1792, 8°.); – „Das Dies irae, dies illa aus der lateinischen Liturgik in ebenso viele Sylben übersetzt“ (Wien 1796, 8°.); – „Fünf liturgische Gesänge vom Abendmahl. Sakramente, aus dem Lateinischen in ebenso viele Sylben übersetzt“ (Wien 1797, 8°.); – „Einfach, fromm und dankbarer Herzenserguss für die Wohlthat der Albert-Christinischen [172] Brunnen in den Vorstädten Wien’s“ (Wien 1805, 8°.); – „Fröhliche Hochzeitsfeyer der Strassnitzer Israeliten bei der Vermählung des Herrn Franz Grafen von Magnis...“ (Brünn 1809, Fol.); – „Das Fest der Aernte und Erstlinge, an welchem der hochw... Herr Joh. Vinc. Polzer..., inful. Abt... Gott die Früchte... zum Lobopfer darbrachte“ (Brünn 1805, Fol.); – „Die Eigenschaften eines hohen und wahrhaft verehrungswürdigen weisen Alters...“ (Brünn 1805, 8°.). Außerdem noch mehrere als Flugblätter ausgegebene Gelegenheits-Dichtungen in deutscher und lateinischer Sprache. Seyfferdt war ein Priester der Josephinischen Periode, gottesfürchtig aber aufgeklärt, streng in seiner priesterlichen Zucht aber tolerant. Sein lebhafter Geist sprach sich stets mit Nachdruck in allen Handlungen und Diensten aus, zu welchen er unter Kaiser Joseph II. als öffentlicher Lehrer wie früher schon in seinen Klosterämtern und in Kloster-Angelegenheiten überhaupt Veranlassung fand. Literarisch gebildet, wenngleich in seinen Ansichten und Meinungen nicht selten einseitig, so befaß er doch ein umfassendes Wissen und eine ungemein vielseitige Belesenheit. Bis in sein hohes Alter vertiefte er sich in seine gelehrten Studien und, was ihn lange Zeit in seinen späteren Jahren unausgesetzt beschäftigte, war sein Versuch, die „Schola Salernitana“, ein Convolut diätetischer Lebensregeln, in Verse zu bringen. Ungeachtet dieser etwas baroquen Idee schritt er doch mit der Zeit vorwärts und wußte, mit der Journalistik immer Schritt haltend, über den Stand der Gegenwart genauen Bescheid.

Czikann (Joh. Jac. Heinrich), Die lebenden Schriftsteller Mährens (Brünn 1812, J. G. Traßler, 8°.) S. 149. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8 °.) Bd. V, S. 36.