BLKÖ:Šimáček, Franz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 34 (1877), ab Seite: 298. (Quelle) | |||
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[299] in seinem zehnten Jahre kam er nach Prag, wo er den technischen Studien oblag, auch einige Vorlesungen an der Universität hörte und so ausgerüstet die journalistische Laufbahn betrat. Die Agitationen des Zeitungsschreibers, der zu wiederholten Malen und darunter hohen Cautionen verwirkte, auch zu verschiedenen Zeiten seine im Wege der Presse begangenen Aufwiegelungen mit Freiheitsstrafen, einmal von 21/2 Jahren, abbüßte, hier zu schildern, kann nicht die Aufgabe dieses Lexikons sein. Wer sich darüber ausführlich unterrichten will, findet in der unten angegebenen Quelle das ganze journalistische Märtyrerthum des Franz Šimáček dargestellt. In den Jahren 1854 und 1856 war S. bereits schriftstellerisch thätig und finden sich Artikel seiner Feder, meist praktischer Richtung, in den „Zlatky klasy“ und „Praszky noviny“. Im Jahre 1857 gründete er mit Hilfe seines Bruders Anton, welcher den Verlag übernahm, die Zeitschrift: „Posel z Prahy“, d. i. Der Bote aus Prag, welcher jährlich in zehn Heften erschien. Diese Zeitschrift hatte namentlich die Förderung der heimischen Landwirthschaft in’s Auge gefaßt, aber auch agitatorische Tendenzen brachen überall durch. Ende 1860 trat S., von Dr. Rieger aufgefordert, als Mitarbeiter in die Redaction der von Rieger gegründeten „Narodni listy“, ohne deßhalb die Herausgabe seines „Posel z Prahy“ einzustellen, der aber schon mit dem nächsten Hefte, das erschien, verboten wurde. Nun trug S. alle Agitationen, welche früher im „Posel z Prahy“ ihr Asyl gefunden, in die „Narodni listy“ über. Im Jahre 1862 verband sich S. mit Dr. Julius Gregr zur Errichtung einer Druckerei, trat aber schon im nächsten Jahre aus dieser Verbindung und aus der Redaction der „Narodni listy“, worauf er nun selbstständig ein politisches Wochenblatt unter dem schon bekannten Titel „Posel z Prahy“ begründete. Da übernahm er im Jahre 1864 abermals über Zureden Rieger’s die Redaction des Blattes „Narod“, d. i. Das Volk, das von Palacky, Rieger und Genossen in’s Leben gerufen wurde. Nach 22monatlichem anstandlosen Erscheinen hörte jedoch das Blatt im Sommer 1866, nachdem S. große Verluste erlitten, auf, und S. übernahm nun wieder den „Posel z Prahy“, womit er bis 1868 keine Anstände hatte. Von da ab nahmen die Agitationen im Blatte einen solchen Charakter an, daß sie die verschärfte Aufmerksamkeit des Staatsanwaltes weckten, daß sich Cautions- und Gefängnißstrafen des Redacteurs folgten, bis zuletzt die Einstellung der weiteren Herausgabe des Blattes – an einem Tage mit jener der „Narodni listy“ – verfügt wurde. Nachdem S. die letzte dritthalbjährige Haft überstanden hatte, begründete er, frei geworden, das Blatt „Občan“, d. i. Der Staatsbürger, womit als Wochenbeilage der „Narodni hospodař“, d. i. Der volksthümliche Landwirth, verbunden war, später nach dem Ausnahmgesetze erhielt der „Občan“ den alten Namen „Posel z Prahy“. Nach einer vieljährigen, von den widerwärtigsten Zwischenfällen durchkreuzten journalistischen Thätigkeit hat S. zuletzt festen Fuß gefaßt und ist sein Journal in Böhmen und Mähren stark verbreitet. Seine schriftstellerische Thätigkeit beschränkt sich auf die zahlreichen land- und volkswirthschaftichen und politischen Artikel in den oben genannten, von ihm begründeten oder redigirten Blättern. Im October 1863 hatte sich S. mit Ludmila B. Kriček vermält, welche, die erste, in Böhmen ein [300] Verkaufsgewölbe von Nähmaschinen eröffnete. Ludmila beschäftigte sich aber neben dem Verkaufe auch mit Uebersetzungen aus dem Russischen und Englischen, welche im „Posel“ und später im „Narod“ abgedruckt wurden. S. schreibt unter dem Pseudonym Vojtěch Bělák, wörtlich übersetzt: Adalbert Kakerlak. – Sein jüngerer Bruder Joseph (geb. zu Elbe-Kosteleć 18. Jänner 1837) besuchte die Realschule und das technische Institut in Prag, und dem Lehramte sich zuwendend, wurde er im Jahre 1859 zum Lehrer der Naturgeschichte an der Realschule in Gitschin ernannt. Daselbst entwickelte er eine, die Entwicklung der Schule ungemein befruchtende Thätigkeit; nicht nur übernahm er die Vorträge an der neu gegründeten Gewerbeschule, sondern betheiligte sich auch werkthätig an der Gründung einer Stadtbibliothek für die Industriellen, eines Musealvereines, einer Sparcasse und anderer gemeinnütziger Anstalten. Als er dann im Jahre 1862 von der Londoner Weltausstellung heimkehrte, hielt er zu Lomnitz und Sobotka vor zahlreich besuchten Versammlungen seine Vorträge über die Ergebnisse seiner Reise. Im folgenden Jahre wurde er von dem Prager Gemeinderathe zum Professor der Chemie, Physik und Naturgeschichte an der Altstädter Unterrealschule in Prag ernannt. Neben den Obliegenheiten seines Lehramtes hält er auch von Zeit zu Zeit öffentliche Vorträge über Chemie im Gewerbeverein, im Lehrerverein und in anderen Versammlungen. Im Jahre 1867 entsendete ihn der Gewerbeverein zur Weltausstellung nach Paris, über welche er dann auch öffentliche Vorträge hielt. Seine schriftstellerischen Arbeiten finden sich in verschiedenen Zeitschriften, zum größten Theile in dem von seinem Bruder herausgegebenen „Posel z Prahy“ und in der „Narodni skola“, d. i. Die Volksschule, abgedruckt.
Šimáček, Franz, lies: Schimatschek, (čechischer Journalist, geb. zu Elbe-Kosteleć 2. December 1834). Schon- Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex.- 8°.) Bd. IX, S. 45. – Das Prager Spottblatt Humoristické listy“ bringt in Nr. 48 des Jahrgangs 1874 das Bildniß eines Šimáček-Bělák mit dem Motto: „Já nic – já muzikant!“; ist es das des obigen Šimáček?