Zum Inhalt springen

BLKÖ:Bongioanni, Paolo

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 2 (1857), ab Seite: 47. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Paolo Bongioanni in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Bongioanni, Paolo|2|47|}}

Bongioanni, Paolo (Chirurg, geb. zu Romagnano bei Novara 4. Aug. 1777, gest. zu Pavia 26. Juni 1827). Er studirte die Chirurgie in Turin und zwar mit solchem Erfolge, daß er bereits im Alter von 16 Jahren zum öffentlichen Correpetitor der Anatomie und Chirurgie an der dortigen Universität ernannt wurde. Den Weg, den er bei seinen eifrigen Studien verfolgte, die besondere Pflege der Anatomie, zeigten [48] schon früh den richtigen Blick des Fachmannes. Nachdem er den akademischen Grad erreicht hatte, lebte er still zwei Jahre auf einem kleinen Dorfe im Novaresischen als Arzt, und machte sich durch seine Humanität, sowie durch gelungene Curen sehr beliebt. Aber die damaligen Verhältnisse Italiens riefen auch ihn zu anderer und höherer Wirksamkeit. Er folgte dem Rathe angesehener Freunde, und trat als Militärarzt in Dienste des Königreichs Italien; zuerst im Militärspitale St. Ambrogio zu Mailand, später als Regiments-Oberarzt unter Prinz Eugen mit der Zutheilung zur chirurgischen Klinik in Mailand. Von da kam er nach Mantua, und dann als erster Chirurg und Professor der chirurgischen Klinik in’s Militärspital nach Ancona, wo er 5 Jahre, von der ganzen Bevölkerung gesucht und geachtet, blieb. Hier war es, wo er sich entschieden dem Studium der Geburtshilfe zuwendete, in dem er später so große Erfolge erzielte, und die er allein auf einen für die damalige Zeit außerordentlichen Standpunct brachte. Nach dem Aufhören des Königr. Italien, ward er auf ehrenvolle Weise seiner Dienste enthoben. Aber eben jetzt begann er eine glänzende Praxis und zwar in Mailand, das er in Erinnerung seines früheren Aufenthaltes der Stadt Ancona vorzog. Später nahm er zwar die in Turin erledigte Kanzel der Geburtshilfe ein; aber als bald darnach die österreichische Regierung, von der Wichtigkeit des Gegenstandes durchdrungen, dem mechanischen Theile der Geburtshilfe und allen Details derselben besondere Aufmerksamkeit zuwendete und für dieselbe mehrere Kanzeln eröffnete; konnte B. einem Rufe nach Pavia zur Uebernahme des Lehramtes sich nicht entziehen. In dieser Stellung wirkte er bis zu seinem Ende, und zwar vornehmlich durch die praktische Ausführung und Darstellung seiner Grundsätze, sowie durch seine erfolgreiche Lehrmethode, obwohl er kein Redner war. Aus seiner Schule gingen eine Menge der tüchtigsten Geburtshelfer und Hebammen hervor. Die Verbesserungen, die er bei den Instrumenten und der Manipulation einführte, waren entscheidend und von den mächtigsten Folgen. Leider ereilte diesen für die leidende Menschheit so thätigen Arzt ein früher Tod. Er starb kaum 50 Jahre alt. An Schriften hinterließ er außer einzelnen Aufsätzen in Omodei’s Zeitschrift seine „Vorlesungen über Geburtshilfe“, zu Pavia in 2 Auflagen erschienen; dann ein zweites Werk, in welchem er Alles zusammenfaßte, was einem vollendeten Geburtshelfer zu wissen nöthig ist. Dieses ward dem classischen Buche Bodelocche’s an die Seite gestellt, und zeichnet sich vorzüglich durch die klare Auseinandersetzung über Führung der Instrumente und die Handgriffe aus.

Chiappa (Giovanni del), Elogio di P. Bongioanni (Mailand 1830, 8°.).