BLKÖ:Brunner von Wattenwyl, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 53 (1886), ab Seite: 149. (Quelle) | |||
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de la Rive’s in Genf, sowie Magnus’ und Poggendorff’s in Berlin, und machte dann in Gemeinschaft mit Studer, Escher und Leopold von Buch geologische Reisen in den Alpen. 1847 wurde er Docent und bald darauf Professor der Physik an der Universität in Bern. 1852 führte er unter Anleitung Karl August Steinheil’s [Bd. XXXVIII, S. 97] die elektrische Telegraphie in der Schweiz ein, und es erfolgte auch seine Ernennung zum Telegraphendirector. Eine in den Regierungsrath von Bern erfolgte Wahl nahm er nicht an. Bei Gelegenheit einer Mission des schweizerischen Bundesrathes nach Wien 1855 kam er mit dem damaligen Handelsminister Ritter von Toggenburg-Sargans [Bd. XLVI, S. 2] in Berührung, welcher ihn im folgenden Jahre zur Reorganisirung des österreichischen [150] Telegraphenwesens nach Wien berief und 1857 als Director desselben anstellte. Im Jahre 1872 wurde die bis dahin selbständige Direction des Telegraphenwesens aufgelöst und letzteres mit der Postsection verbunden. Seit jener Zeit bekleidet Brunner von Wattenwyl die Stelle eines Ministerialrathes im k. k. Handelsministerium. Neben seiner amtlichen Thätigkeit gab er sich naturwissenschaftlichen Arbeiten und Studien hin und strebte durch Ausstellungen, Vorträge und dergleichen die Popularisirung der technischen Anwendungen der Elektricität an. Auf schriftstellerischem Wege wirkte er seit seiner Habilitirung zum Doctor der Philosophie im Jahre 1846 vornehmlich auf den Gebieten der Physik und Geologie, seit den letzteren Jahren aber beschäftigt er sich in seinen Mußestunden ausschließlich mit der Naturgeschichte der Insecten. Außer verschiedenen kleineren Arbeiten in den Verhandlungen der Wiener zoologisch-botanischen Gesellschaft haben wir von ihm als durch den Druck veröffentlicht zu verzeichnen: „De ratione quae inter fluidorum cohaesionem et calorem aliasque vires molleculares intercedit“ (Berolini 1846); – „Ueber Dichte des Eisens bei verschiedenen Temperaturen“ (in Poggendorff’s Annalen, Band LXIV, 1845); – „Ueber den Einfluß des Magnetismus auf thierische Körper“ (in den Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern 1847); – „Ueber Cohäsion der Flüssigkeiten“ (ebd.); – „Diamagnetismus des Eisens“ (ebd. 1848); – „Einfluß des Magnetismus auf die Cohäsion der Flüssigkeiten (ebd. 1849); – „Ueber gefärbten Schnee“ (ebd. 1850); – „Productionskraft der Natur“ (ebd. 1850); – „Ueber das Taschenbarometer“ (ebd. 1853 und Poggendorff’s Annalen, Bd. XCI); – „Aperçu géologique des environs du lac de Lugano, accompagné d’une carte et de plusieurs coupes“ (in den Denkschriften der Schweizer naturforschenden Gesellschaft 1851); – „Geognostische Beschreibung der Gebirgsmasse des Stockhorns mit einer Karte, Ansicht und sieben Profilen (ebd. 1853); – Nouveau Système des Blattaires acc. de 13 planches“ (Vienne 1865); – „Monographie der Phaneropteriden. Mit 8 Tafeln“ (Wien 1878) und „Prodromus der europäischen Orthopteren. Mit 11 Tafeln und 1 Karte“ (Leipzig 1882). Von letztgenannter Insectenordnung besitzt Brunner von Wattenwyl die größte dermalen bestehende Sammlung. Seine amtliche und wissenschaftliche Thätigkeit wurde höchsten Ortes und in gelehrten Kreisen mehrfach gewürdigt. Seine Majestät der Kaiser zeichnete den Gelehrten im August 1859 mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe aus; mit Comthur- und anderen Ordenskreuzen schmückten ihn auch Rußland, Preußen zu wiederholten Malen, die Türkei, Sachsen, Italien, Baden, Griechenland und Württemberg; der Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse erwählte ihn zu seinem Präsidenten, der wissenschaftliche Club und die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien zu ihrem Vice-Präsidenten, die evangelische Gemeinde H. C. in Wien zu ihrem Curator. Brunner von Wattenwyl ist mit einer geborenen Baronin von Wattenwyl (geb. 1831) vermält, welche einem alten berühmten freiherrlichen und gräflichen Schweizergeschlecht angehört, das noch zu Bern als eines der privilegirten sechs Adelsgeschlechter blüht. Seine Gattin gebar ihm einen Sohn Emil (geb. 1853), [151] welcher zur Zeit Concipist im Ministerium des Aeußern, und zwei Töchter, von denen die ältere (geb. 1851) mit Rochat, Director der Dampfschifffahrtsgesellschaft auf dem Genfersee, vermält, die jüngere (geb. 1856) ledig ist.
Wattenwyl, eigentlich Brunner von Wattenwyl, Karl (Naturforscher, geb. zu Bern in der Schweiz am 13. Juni 1823). Der Sproß einer alten – seit 1441 regimentsfähigen – Schweizer Familie. Sein Vater Karl Emanuel Brunner (geb. zu Bern 25. Jänner 1796, †), früher Apotheker, dann Professor der Chemie und Pharmazie an der Universität zu Bern, ist in der gelehrten Welt bekannt als der Erste, welcher das Kalium und Natrium auf chemischem Wege dargestellt hat. Karl widmete sich gleichfalls dem Studium der Naturwissenschaften, und zwar unter unmittelbarer Leitung- Poggendorff (J. C.). Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften u. s. w. (Leipzig 1863, Ambr. Barth, schm. 4°.) Bd. I, Sp. 321 [mit der unrichtigen Angabe des Geburtstages: 23. Juni statt 13. Juni].