Zum Inhalt springen

BLKÖ:Fumagalli, Adolph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
<<<Vorheriger
Fulda, Wilhelm von
Nächster>>>
Fumagalli, Angelo
Band: 5 (1859), ab Seite: 30. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Adolfo Fumagalli in der Wikipedia
Adolfo Fumagalli in Wikidata
GND-Eintrag: 11687189X, SeeAlso
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Fumagalli, Adolph|5|30|}}

Fumagalli, Adolph (Compositeur, geb. zu Inzago, einem Dorfe im Mailändischen 19. Oct. 1828, gest. zu Florenz 3. Mai 1856). Sein Vater war Pächter und Commissionär einer reichen Familie, liebte die Musik und spielte selbst die Flöte. Früh zeigte sich Adolphs Talent für die Musik, so daß ihn der Vater von dem Organisten des Ortes, Gaetano Medaglia, unterrichten ließ. Erst 8 J. alt, spielte F. mit Meisterschaft die Variationen von Hünten aus der „Norma“, „Niobe“ u. „Zaire“. Im Alter von 10 J. führte der Vater seinen Sohn nach Mailand, wo der berühmte Vaccaj die Stelle des Censore am Conservatorium bekleidete. Ein Jahr brachte F. noch mit Studien zu und spielte namentlich die Werke Cramers, componirte selbst einen Marsch und wurde nach vorangegangener Prüfung am 28. Nov. 1837 in’s Mailänder Conservatorium aufgenommen, daselbst wurde Angeleri sein Lehrer, und waren die Werke von Clementi, Moscheles, Chopin und für die mechanische Ausbildung des Fingersatzes Czerny seine Vorbilder. Im Carneval 1840 trat F. zum ersten Male in einem Concerte auf und gefiel. Er studirte nun den Generalbaß und die Harmonielehre, componirte fleißig, so daß er bis zu seinem Austritte aus dem Conservatorium (Sept. 1847) bereits 12 Compositionen, darunter „Fantasia sul Nabucco“, op. 1; – „Pensiero elegiaco sulla Morte di Simone Mayr, op. 5; – „Tarantella giocosa“, op. 6; – „La fucina di Vulcano ossia il Canto de’ Ciclopi“, op. 8 – und „Notturno in la B-moll“, op. 12 herausgegeben hatte. Nach seinem Austritte aus dem Conservatorium brachte er einige Zeit auf dem Landsitze des Duca Litta in Varese zu, begab sich Ende 1847 nach Mailand und gab nun im Teatro Re selbst ein Concert mit ungeheurem Beifall, ging dann nach Turin, wo er gleichfalls glänzende Erfolge feierte; nach seiner Rückkehr nach Mailand blieb er daselbst bis August und componirte fleißig. In diese Zeit fallen: „Il Genio della Danza“, op. 13; – „Gran fantasia funebre“, [31] op. 19; – „Les Clochettes“, op. 21; – und: „Nenna. Tarantella giocosa“, op. 29, von einem Berliner Musikkritiker als „unübertrefflich in seiner Art“ bezeichnet. Anfangs August 1848, als die Piemontesen die Lombardie räumten, folgte ihnen auch F. und concertirte in mehreren Städten Piemonts. Im März 1849 befand er sich in Paris, ohne Mittel, mit Empfehlungsbriefen versehen, welche unberücksichtigt blieben, bis sich langsam der Ruf seines seltenen Talentes in Kunstkreisen verbreitete und er nun bald der Held des Tages wurde, den die Verleger aufsuchten und die Zeitungen priesen. Die Zeit seines ersten Aufenthaltes in Paris benützte F. fleißig zu Compositionen, unter denen besonders zu nennen sind: „La Pendule. Caprice phantastique“, op. 33; – „Una notte d’estate“, op. 38; – „Amorosa. Mazurka sentimentale“, op. 39; – „La Capricciosa. Tyrolienne“, op. 40; – „La Serenade espagnole“, op. 44 und „Le Postillon. Impromptu-Galop de Concert“, op. 47. Nach anderthalb Jahre langem Aufenthalte in Paris, welcher seinen Ruf als Virtuos und Compositeur begründete, kehrte er, Sept. 1850 nach Mailand zurück, und feierte in seinen Concerten neue Triumphe, besuchte Genua, wo er vor dem Herzoge von Genua spielte und benützte die Muße zu neuen Compositionen, darunter: „Le Streghe. Capriccio fantastico“, op. 51; – „Casta diva, per la sola mano sinistra“, op. 61; – „Souvenirs de Chopin“, op. 63; – „La Baccante. Capriccio burlesco“, op. 69 und „La regina di Leone. Notturno di Concerto“, op. 73. Im Jahre 1851 reiste er zum zweiten Male nach Paris, doch ohne sich daselbst länger aufzuhalten und von da nach London, wo er kein Concert gab, sondern nur componirte. Nach monatlangem Aufenthalte in London kehrte er nach Paris zurück und gab im Conservatorium, in den Salons Sax, Erard, der Mad. Pleyel und H. Herz eine Reihe von Concerten, von noch größerem Erfolge begleitet, als jene seines ersten Pariser Aufenthaltes. In dieser Zeit schrieb er: „Laura. Polonese di Concerto“, op. 76; – „L’absence. Romance variée“, op. 79; – „La Chasse. Morceau brillant“, op. 80; – „La Danse des Silphes“, op. 83; – „L’Étincelle. Rêverie de Bonoldi variée“, op. 86, – und „La Cloche. Mélodie de Bonoldi variée“, op. 88. Im J. 1852 unternahm er eine Kunstreise durch Oberitalien, auf welcher ihn sein Bruder Dismas, bereits ein tüchtiger Pianist, begleitete, kehrte aber bald wieder in die Seinestadt zurück, wo er sich mit der Bonoldi am 23. Dec. 1852 vermälte. In diese Zeit fallen u. a. folgende Compositionen: „Le Palmier. Polka des Magots“, op. 90; – „La reine du Bal. Valse de bravoure“, op. 93; – „Un carnaval de plus“, op. 95. Eine seiner bedeutendsten Schöpfungen ist die „Ecole moderne du Pianiste“, op. 100, welche der Kaiserin der Franzosen Eugenie Napoleon gewidmet ist. Sie enthält 24 Stücke, jedes charakteristisch und originell, darunter „La Danse des fantômes“ und „La Roche du Diable“, dieses letztere von wahrhaft dämonischer Wirkung und Franz Liszt gewidmet. Er lebte nun in Paris und machte nur einzelne Kunstausflüge, den weitesten nach Triest. Im Febr. 1855 gab er im Salon Herz ein Concert zum Vortheil der Verwundeten der orientalischen Armee; in diesem spielte er zum ersten Male die große Phantasie aus „Robert der Teufel“ mit der linken Hand allein. Sie befindet sich in dem von Ricordi herausgegebenen Nachlasse. Der Beifall fand nicht seines Gleichen, man trat auf die Bänke, um sich zu überzeugen, daß der Virtuos wirklich nur mit Einer Hand spiele. [Vrgl. „Constitutionnel“ 13. Febr. 1855 von Fiorentino.] Nun unternahm er eine [32] Kunstreise nach Belgien, dann mit seiner Frau nach Oberitalien, wo er Mailand, Venedig, Padua, Verona, Udine besuchte. Im März 1856 ging er nach Bologna, und von da nach Florenz, wo sich ihm manche Hindernisse entgegenstellten. Nachdem diese beseitigt waren, gab er einige Concerte, aber im letzten im Teatro del Cocomero war er bereits so leidend, daß er nicht im Stande war, dem Wunsche des Publicums, jene Stücke, die besonderen Beifall gefunden, zu wiederholen. Schon nach 2 Tagen nahm die Krankheit so zu, daß die Aerzte jede Hoffnung aufgaben und wenige Tage darnach starb der Künstler im Alter von 28 Jahren. Die italienischen, französischen und belgischen Blätter erhoben große Klage um den zu früh Hingeschiedenen und in Paris trat ein Comité zusammen, W. Krüger an der Spitze, um für die Witwe und ihre zwei Kinder eine Subscription zu eröffnen. Die Zahl der Werke F.’s erhebt sich auf 102; „Marcia degli Ebrei al monte Sinai“, op. 102, war sein letztes, welches im Drucke erschien. Sein Nachlaß wurde in zwei Sammlungen, die eine von Tit. Ricordi, die andere von G. Canti, beide in Mailand herausgegeben. Mit F. ging ein schönes und bedeutendes Talent, das noch in der Blüte stand, unter. Obgleich vielen seiner Arbeiten die Hast anzumerken ist, mit welcher sie geschrieben sind und die sich aus seiner Stellung als Virtuos, der immer Neues bieten wollte und mußte, erklärt, so war er doch ein Künstler seltener Begabung, und tragen seine Schöpfungen sämmtlich den Typus der Originalität, wenngleich auch manche den jener Ueberreiztheit, durch welche sein frühes Ende erklärt werden kann. Groß war seine mechanische Fertigkeit als Clavierspieler und aus Anlaß derselben stellt ihn eine Pariser Carricatur sitzend am Piano vor, die Linke mit 15 Fingern hüpft über die Tasten, die Rechte hält ruhig eine dampfende Cigarre. – Adolphs Brüder Dismas, Polybius und Lukas betraten auch die musikalische Laufbahn, in welche sie von dem Lehrer ihres Bruders, von Medaglia, eingeführt wurden. Dismas und Polybius veröffentlichten bereits eine große Menge Compositionen, welche sämmtlich Ricordi’s Musikkatalog [vergl. die Quellen] aufführt.

Filippi (Filippo Dre.), Della vita e delle opere di Adolfo Fumagalli (Mailand, Ricordi, 8°.). [Berichtet u. a. S. 67: „È singolarissimo il fatto che l’ultimo pezzo scritto la notte del 30 Aprile poche ore prima da porsi a quel letto di dove non dovea levarsi che cadavere è la trascrizione di una Melodia nei „Vespri“ le cui prime parole sono: „Presso la tomba.“]Gazzetta Musicale di Milano (editore Ricordi) 1856 (anno XIV) Nr. 19, 22, 38: „Adolfo Fumagalli e le sue composizioni.“ – Dieselbe 1856, Nr. 39–41, 43, 46, 48, 51. – La France musicale (Paris, 4°.) 1856, Nr. 20. [ein Aufruf zu Gunsten der Witwe und hinterbliebenen Waisen F.’s]. – Catalogo delle opere pubblicate dall’ I. R. Stabilimento Nazionale di Tito di Giov. Ricordi in Milano (Mailand 1855, 4°) Volume I. die Werke Adolphs: S. 29, 274, 278, 300, 301, 436, 542, 549; die Werke Dismas: S. 301, 436, 462, 463, 509, 549; die Werke Polybius’: S. 301, 302, 462, 463, 464, 497, 509, 549.