BLKÖ:Jantsy (Director)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Jantscha
Nächster>>>
Janus von Eberstedt
Band: 10 (1863), ab Seite: 91. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Jantsy in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Jantsy (Director)|10|91|}}

Jantsy, .... (Director einer Zigeuner-Musikbande, geb. zu Looz im Preßburger Comitate 1789, gest. ebenda 3. September 1831). Sein Vater war gleichfalls Director einer Zigeuner-Musikbande und spielte selbst trefflich das Violoncell. Der Sohn schien talentlos für [92] die Musik, denn weder Zwang noch sonst strenge Mittel waren im Stande, den schlummernden Funken für die Kunst in ihm zu wecken. Erst als J., bereits 16 Jahre alt, von einem angesehenen Gutsbesitzer in’s Haus genommen wurde, und er diesen öfter die Violine spielen hörte, erwachte in ihm die Liebe zur Kunst. Nun begann er, ohne Noten zu lernen, deren Kenntniß er auch später sich nicht angeeignet, die Violine zu spielen, und brachte es darin zu großer Meisterschaft. Er spielte bloß nach dem Gehör, aber die schwersten Compositionen. Vor allen aber wußte er Tanzmelodien und unter diesen die ungarischen Nationaltänze, diese wunderbaren Weisen, in welchen sich Wildheit und Wehmuth, rasche Lust und tiefe Sehnsucht streiten, auf eine die Zuhörer hinreißende Art zu spielen. Sein Ruf verbreitete sich bald in weiten Kreisen und wo es im Preßburger Comitate ein Fest gab, wurde J. mit seiner Bande berufen. Auch in Wien spielte er im Leopoldstädter Theater im Stücke „Die Witwe von Ketskemet“ und gefiel außerordentlich. Auf dem Schlosse des Grafen Zay, zu Butsan, wo sich stets ein großer Kreis von Künstlern, Gelehrten und Kunstfreunden befand, riß J. mit seinem Spiele oft die Zuhörer zur Bewunderung hin. Leider starb er im kräftigen Mannesalter von 42 Jahren, ein Opfer der Choleraseuche, vor der er große Furcht gehabt. Wenige Stunden vor seinem Tode versammelte er seine Bande, und vermachte ihr die beste Violine mit der Bitte, diesen seinen kostbarsten Schatz in Ehren zu halten.

Wiener Zeitschrift für Theater, Literatur, Mode u. s. w. von Witthauer, 1832, S. 103: „Nekrolog“.