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BLKÖ:Jarmusiewicz, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Jarnik, Urban
Band: 10 (1863), ab Seite: 104. (Quelle)
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Jarmusiewicz, Johann (Pfarrer und Musikgelehrter, geb. zu Wola Zarzecka bei Leźayzk in Galizien 1781, gest. zu Zaczernie 5. August 1844). Bauerssohn, besuchte er die Trivialschule seines Geburtsortes und da er als Knabe bereits Talent für die Musik zeigte und neben dem Violinspiele auch einige Kenntniß im Gesange besaß, wurde er als Sängerknabe in die Musikcapelle der Pfarrkirche zu Leźayzk aufgenommen. Später schickten ihn die Eltern nach Rzeszow, wo er 1798 das Gymnasium beendete. Nun trat er bei der Cameralverwaltung zu Leźayzk als Praktikant ein, gab aber diesen Dienst alsbald auf und wurde Hauslehrer bei Baron Beß zu Ziznow im Jasloer Kreise. Der Baron, ein gebildeter Cavalier, verwendete den strebsamen Jüngling auch als Correspondenten, gestattete ihm die Benützung seiner Bibliothek und des Piano’s, und J. hatte somit Gelegenheit, sich nach verschiedenen Richtungen, namentlich aber in der Musik auszubilden. Nach zweijährigem Aufenthalte im Hause des Barons begab sich J. nach Lemberg und begann dort das Studium der Philosophie. Skrzynecki, Mroziński, Rybiński, nachmals Generale in der polnischen Armee, waren seine Studiengenossen und Freunde. Die Aussicht, seine Studien in Wien zu beenden, wohin ihn Baron Beß als Begleiter seiner Kinder zu senden die Absicht hatte, wurde durch des Barons Tod vereitelt. J. nahm nun eine Erzieherstelle in Kamieniec podolski an, gab sie aber bald wieder auf und begab sich nach Lemberg, wo er das Studium der Theologie begann und Ende 1807 ausgeweiht wurde. J. wurde nun Katechet und Lehrer der französischen Sprache in Rzeszow, später Hauscaplan des Bischofs Golaszewski zu Przemysl, 1811 Pfarrer zu Wojutycze, 1814 zu Przebyszówka und seit 1823 zu Zaczernie bei Rzeszow, wo er 21 Jahre bis an seinen Tod das Pfarramt versah. Neben seinem Berufe als Seelsorger war es die Musik, die er mit Leidenschaft trieb. Schon als Hörer der Theologie unterrichtete er seine Collegen im Gesange und machte auf den Gesang als bildendes Moment des Volksunterrichtes aufmerksam; als Caplan in Przemysl regulirte er die Musikcapelle der Domkirche und ward Gründer der dortigen Orgelschule. Da er sah, daß es für den der deutschen Sprache unkundigen Landschullehrer an einer zweckmäßigen Anleitung zum Orgelspiele und im Gesange fehle, so schrieb er selbst das Werk: „Choral Gregoryjanski rytualny historyczne objaśniony i na terazniéjsze nóty przełozona dla użytku chorów koscielnich, z akomp. organu lub fortepianu“, d. i. Der gregorianische rituelle Chorgesang historisch erläutert und auf unsere Noten übertragen zum Gebrauche bei Kirchenchören mit Begleitung der Orgel, oder des Fortepiano’s (Wien 1835, Strauß, Fol.). Der Musikverein in Lemberg zeichnete J. für diese zweckmäßige Arbeit durch Ernennung zu seinem Mitgliede aus. Kurz vor seinem Tode aber gab er das Werk heraus: „Nowy system muzyki, czyli nowa na nieznanych dotąd zasadach oparta teoryja melodyi, harmonyi i kompozycyi muzycznej“, d. i. Neues System der Musik, oder eine auf bisher unbekannten Grundsätzen beruhende Lehre von der Melodie, Harmonie und der musikalischen Composition (Wien 1843), in polnischer Sprache mit zur Seite stehender deutscher Uebersetzung. Das Urtheil über dieses Werk muß der Fachkritik überlassen, doch immerhin gesagt werden, daß es Zeugniß gebe von des Verfassers gründlichen Studien [105] in und über Musik. Jarmusiewicz hat auch ein Instrument: Fortepiano smyczkowe, d. i. Claviolin (Clavier-Violin), erfunden, welches die Gestalt eines nach oben ausgebogenen Fortepiano’s besitzt, und wenn dessen Tasten geschlagen werden, ein Quartett von Violinen, Viola und Cello vernehmen läßt, denn anstatt der Metallsaiten sind darin Darmsaiten aufgespannt, welche von kleinen, mittelst der im Innern angebrachten Mechanik in Bewegung gesetzten Bögen gestrichen werden. Dieses Instrument kam nach J.’s Tode in den Besitz des Drechslers Szeliga in Rzeszow, der den mechanischen Theil desselben ausgearbeitet hatte. Auch war J. ein eifriger Pomolog, der, um die Baumzucht in seiner Pfarre zu heben, den praktischen Weg einschlug und den Beichtkindern zur Buße neben den üblichen Gebeten auch das Pflanzen von Obstbäumen auferlegte. Endlich war J. Dilettant in der Malerkunst und das Altarblatt in der Pfarrkirche seiner Gemeinde in Zaczersk „Maria Geburt“ vorstellend, ist ein Werk seiner eigenen Hand.

Biblioteka naukowego zakladu imienia Ossolinskich, d. i. Bibliothek der gelehrten Ossolinski’schen Stiftung (Lemberg, 8°.) Jahrgang 1847, S. 427. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung. Herausgegeben von Ferdinand Luib. Achter Jahrg. (1848), Nr. 24. – Rastawiecki (Edward), Słownik malarzów polskich, d. i. Lexikon der polnischen Maler (Warschau 1850, Lex. 8°.) Bd. I, S. 207. – Sowinskí (Albert), Les musiciens polonais et slaves anciens et modernes (Paris 1857, Adrien Le Clere & Co., 8°.) S. 274.