BLKÖ:Köhler, Johann Nepomuk

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Köhler (Corporal)
Band: 12 (1864), ab Seite: 212. (Quelle)
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Köhler, Johann Nepomuk (Schulmann, geb. zu Gostiz in Oesterreichisch-Schlesien 14. Mai 1750, gest. zu Breslau 25. Juni 1836). Kam als Knabe in das Haus seines Oheims, des Erzpriesters Köhler in Riegersdorf. Das Gymnasium beendete er bei den Jesuiten, zuerst in Langendorf, dann in Neisse, worauf er die Universität in Breslau bezog und nach zurückgelegtem philosophischen Cursus, im October 1770, in das geistliche Lehrinstitut der Jesuiten aufgenommen wurde. In Sagan bestand er das Noviciat, kam 1772 als Repetent an das Gymnasium nach Neisse, und 1773 nach Breslau, wo er das Studium der Theologie begann. Er hatte bereits die Prüfungen zur Erlangung der theologischen Doctorwürde überstanden, als 1776 die Aufhebung des Ordens erfolgte. In diesem Jahre noch erhielt er die h. Weihen, kam bald als Lehrer an das Gymnasium nach Glogau. 1780 als Professor an die Universität nach Breslau, wo er Geschichte und Alterthümer vortrug und zweiter Vorsteher des Josephinischen Convicts wurde. Krankheit zwang ihn, das Lehramt für einige Zeit aufzugeben; wiedergenesen, kam er nach Oppeln als Lehrer der Poesie und Rhetorik. Im Jahre 1790, nachdem er das Jahr zuvor in Breslau die philosophische und theologische Doctorwürde erlangt, wurde er Professor der Theologie in Breslau und nahm auch die Stelle eines Präfecten und, nach der Trennung des Gymnasiums von der Universität, des Rectors am katholischen Gymnasium in Breslau, jedoch nur unter der Bedingung an, daß an allen katholischen Gymnasien Schlesiens wieder die griechische Sprache gelehrt würde. 33 Jahre wirkte er im Lehramte und feierte am 3. November 1822 sein fünfzigjähriges Lehrerjubiläum. Noch eilf Jahre nach dieser Feier setzte er seine Thätigkeit als Lehrer fort, bis er im Jahre 1833 in Anerkennung seiner Verdienste – nach 61jähriger Lehrthätigkeit – zum residirenden Domherrn bei St. Johannes in Breslau befördert wurde. Ein Canonicat an der Erz-Collegialkirche zu Lencziz in Polen hatte ihm im Jahre 1814 der Erzbischof von Gnesen Graf Raczyński verliehen. Nur drei Jahre genoß er das Canonicat bei St. Johannes und starb allgemein verehrt als Greis von 86 Jahren. K. war ein ausgezeichneter Schulmann, sein Biograph Nowack nennt [213] ihn „den letzten Jesuiten in Schlesien“ und „vielleicht auch den letzten in Deutschland“, wo das vielleicht als richtig angebracht sich bewährt. Gründlich in seinem Wissen, gediegen in seinem Urtheil, eine mehr in sich aufnehmende als schaffende Natur, war er ein vortrefflicher Latinist, der für die Pflege der classischen Sprachen eifrigst gewirkt, im Griechischen, Hebräischen, Arabischen, Syrischen und Chaldäischen sich selbst gebildet und erstere Sprache, wie schon erwähnt, von Neuem unter die Unterrichtsgegenstände der höheren katholischen Lehranstalten eingeführt hat. Köhler’s literarische Thätigkeit beschränkt sich zwar nur auf Schulprogramme, aber in diesen bewährt sich der gediegene Schulmann; diese sind: „Etwas über das griechische Sprachstudium auf den katholischen Gymnasien in dem Herzogthume Schlesien und der Grafschaft Glatz“ (Breslau 1812, 4°.); – „Ueber die Nothwendigkeit einer hinlänglichen Vorbereitung zu den akademischen Studien“ (ebd. 1814, 4°.); – „De probitate conjungenda cum studiis literarum“ (ebd. 1815, 4°.); – „Etwas über die bisherigen Verbesserungen des Elementarunterrichtes der katholischen Stadt- und Landschulen in Schlesien ...“ (ebd. 1816, 4°.); – „De fide historica“ (ebd. 1817, 4°.); – „Etwas über die Classification der Schüler in den katholischen Gymnasien am Ende des Schuljahres“ (ebd. 1818); – „Bemerkungen über einige zum Besten der Schulen am hiesigen (Breslauer) katholischen Gymnasium gemachte Ausgaben“ (ebd. 1821, 4°.); – „Ueber einige ältere Vorwürfe, welche den katholischen Gymnasien Schlesiens gemacht worden sind“ (ebd. 1822, 4°.); – „Einige Nachrichten über den Zustand des Gymnasiums“ (ebd. 1823). Das schlesische Diöcesanblatt enthält eine „Vita Hoffmanni junioris“, deren Latein wie jenes in den zwei genannten Programmen „De probitate und „De fide historica“ von Philologen ein Taciteisches genannt wird. In einer kurzen Selbstbiographie bemerkt K. von sich: „Hat er in der gelehrten Welt nicht glänzen können, so hat er in seiner literarischen Dunkelheit zu rosten gewissenhaft vermieden. Er hat auf eine rühmliche Zukunft Verzicht geleistet, um mit allen seinen Kräften der Gegenwart sich zu widmen“.

Nowak (Karl Gabriel), Schlesisches Schriftsteller-Lexikon u. s. w. (Breslau 1856 u. f., W. G. Korn, 8°.) Heft IV, S. 62. – Schlesische Zeitung 1836, Nr. 170: Nekrolog von Stengel; – dieselbe 1860, Nr. 247. –