BLKÖ:Kalina, Joseph Jaroslaw

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 390. (Quelle)
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Kalina, Joseph Jaroslaw (čechischer Poet, geb. zu Haide im Leitmeritzer Kreise Böhmens 8. November 1816, gest. zu Prag 22. Juni 1847). Besuchte die Schulen in Pilsen, und schon als er den philosophischen Studien oblag, versuchte er sich in poetischen Arbeiten in seiner Muttersprache. Der Slavist Sedlaček, der das Talent des Jünglings erkannte, ermunterte ihn in diesen Bestrebungen. Anfänglich begann er das Studium der Medicin, aber seine schwächliche Gesundheit nöthigte ihn es aufzugeben, und nun widmete er sich vollends jenem der Sprachen. Nachdem er die slavischen und romanischen Sprachen studirt, verlegte er sich auf die orientalischen und lernte hebräisch, chaldäisch, persisch, arabisch und Sanskrit. Im Jahre 1845 erhielt er einen Ruf als Professor der Philologie nach Belgrad. Aber das dortige Klima sagte seiner Gesundheit, so wenig zu, daß er schon nach einem halben Jahre die Stelle aufgeben und in seine Heimat zurückkehren mußte. Aber auch dort waren ihm die engsten Grenzen seiner Lebenslaufbahn gesteckt. Erst 31 Jahre alt, erlag er einem Leiden, an dem er seit seinem Jünglingsalter rettungslos dahinsiechte. So lange Kalina lebte, ist kein selbstständiges Werk von ihm erschienen, [391] aber einige Jahre nach seinem Tode wurden unter dem Titel: „Básnické spisy zpozůstalosti Jaroslava Kaliny“ (v Praze 1852, Hess, 8°.) seine nachgelassenen poetischen Schriften herausgegeben. Seine von ihm selbst veröffentlichten Arbeiten, theils Originaldichtungen, theils und zwar überwiegend Uebersetzungen, erschienen zerstreut in Zeitschriften, und zwar: in der Česká Wčela 1835: eine Uebersetzung aus dem Portugiesischen des Freire d’Andrada; – 1845: „Lazen Libušina“ – ebenda „Z nejastarší historie Černohorců“ und „Sigmund z Jeleni“; – in der Zeitschrift Kwěty 1845: „Noworoční noć“„Parisina“ nach Lord Byron. Mehrere seiner Balladen sind im Einzeldrucke erschienen und eine derselben, „Das Testament“, innerhalb weniger Wochen in 11.000 Exemplaren abgesetzt worden. Kurze Zeit vor seinem Tode übersetzte er mit Schulhof gemeinschaftlich religiöse Gesänge der Israeliten, die unter dem Titel: „Tefiloth Israel, aneb modlitby Israelitow“ (Wien 1847, Schmidt und Busch) erschienen sind. In seinem Nachlasse befand sich ein Trauerspiel, dessen Held der berühmte, durch sein tragisches Ende wie seine gelehrte und muthige Tochter denkwürdige Popel von Lobkowic ist. Kalina war ein nicht gewöhnliches, leider noch ungeklärtes und ganz in der Brause begriffenes Talent, das zu schönen Erwartungen berechtigte, welche jedoch ein früher Tod vereitelte. Er ist auf dem Wolschaner Friedhofe in Prag beigesetzt, wo ihm die Liebe eine Säule mit der einfachen Grabschrift setzte: „Mina Jaroslavovi“, d. i. Mina dem Jaroslaw.

Obrazy žywota. Red. Neruda, d. i. Bilder des Lebens, redigirt von Neruda (Prag, 4°.) 1859, S. 269: „Jos. Jaroslav Kalina. Zpominka“; – dasselbe Blatt 1860, S. 8 [im Aufsatze „Na Volšanském hřbitově“, d. i. Auf dem Wolschaner Friedhofe. Mit Abbildung seines Denkmals). – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) 1847, S. 226 u. 250 der Beilage „Wiener Bote“. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Voigt, kl. 8°.) XXV. Jahrg. (1847), S. 932, Nr. 1152. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, bibliogr. Institut, gr. 8°.) IV. Supplement Bd. S. 160.