BLKÖ:Kilanyi, Ludwig

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kigler, Ferdinand
Band: 11 (1864), ab Seite: 260. (Quelle)
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Kilanyi, Ludwig (Ballettänzer, geb. zu Pesth 17. März 1819, gest. zu Ottakring bei Wien 22. April 1861). Nachdem er das Gymnasium zu Pesth beendet, sollte er sich dem Wunsche seiner Eltern zu Folge der Chirurgie widmen, aber das deutsche Theater und der Tanzboden zogen ihn mehr an. Bei Crombé [261] nahm er nun Tanzstunden und machte bald solche Fortschritte, daß er Ballettänzer des deutschen Theaters in Pesth wurde. Mit Therese Papp, gleichfalls einer Tänzerin, die aus Crombé’s Schule hervorging, verheirathete sich K. und wurden er und sie – die damals erst 15 Jahre zählte – Mitglieder der von Sandor Veßter zusammengestellten Nationaltänzer-Gesellschaft, mit welcher dieser eine größere Gastspielreise unternahm. Die Gesellschaft besuchte Wien, die vorzüglicheren Städte Deutschlands, Paris, London und vornehmlich K. und seine Frau ernteten großen Beifall. Als sich K. später von Sandor Veßter trennte, begab er sich nach Paris, wo er sich unter Saint Léon, dem Choreographen des Conservatoire, in der höheren Tanzkunst ausbildete. Dann unternahm er mit seiner Frau wieder Gastreisen, wurde Balletmeister in Brünn, kam 1850 nach Prag, wo er die Leitung der dort mit der Bühne verbundenen Balletschule übernahm, folgte 1852 mit seiner Gattin einem Rufe nach Hannover und ging 1857 nach Wien, wo er mit Unterbrechung eines halben Jahres – 1859 in Pesth – bis an seinen Tod als Balletmeister des Josephstädter Theaters thätig war. Schon für die Gastspielreise unter Veßter, 1847, hatte K. ein ungarisches nationales Ballet: „Sabri der ungarische Räuberhauptmann“ componirt. Dieser beifällig aufgenommenen Arbeit folgten bald mehrere, und zwar: „Pierrot als Indianer“; – „Die beiden Fassbinder“; eine neue Inscenesetzung des beliebten Balletes „Katharina die Banditenbraut“; – dann das neue Ballet „Corolla das Fischermädchen“; – die Pantomimen: „Die Polka vor Gericht“ – „Die Zauberrose“; – „Satan und Harlekin“; – „Der Teufel im Herzen“; – „Die Zauberratsche“; – „Das Arsenal des Teufels“, viele Divertissements, neue Tänze u. dgl. m. Man rühmt K.’s Pantomimen Originalität und Frische, seinen Divertissements geschmackvolle Anordnung, Neuheit der Figuren und Gruppirungen nach. K. erlag im besten Mannesalter – er war erst 42 Jahre alt – einem Leiden, das er bei seinem Eifer für die anstrengende Beschäftigung, der er sich gewidmet, unbeachtet gelassen und, wie es schien, vernachlässigt hatte. Wenige Tage vor seinem Tode trieb ihn eine unbesiegbare Sehnsucht auf das Land. Er wurde nach Ottakring gebracht, wo er aber bereits drei Tage später eine Leiche war.

Der Zwischen-Akt (Wiener Theaterblatt, kl. Fol.) 1861, Nr. 106.