BLKÖ:Kunerth, Johann Leopold

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kundmann, Karl
Band: 13 (1865), ab Seite: 375. (Quelle)
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Kunerth, Johann Leopold (der Erfinder der Klappentrompete, geb. in Mähren im Jahre 1784). Von deutschen Eltern abstammend, kam er 1804, mit musikalischen und technischen Fertigkeiten ausgerüstet, nach Wien, um sich daselbst in der Musik auszubilden. K. schrieb eine schöne Notenschrift, verstand es auch, ein Tonstück aus einem Schlüssel in den anderen zu übertragen; so gewann er das Interesse des damals fürstlich Grassalkovich’schen Capellmeisters Franz Krommer [s. d. S. 251 d. Bds.], der ihm Beschäftigung ertheilte und Lectionen zuwies. Bei Gelegenheit eines Besuches des Praters richtete sich K.’s Aufmerksamkeit auf eine, durch einen Blasbalg belebte, aus 18 Trompeten zusammengesetzte Trompeten-Harmonie-Maschine, und bei diesem Anblicke kam ihm der Gedanke, die Trompete mit Klappen zu versehen, der ihn nun nimmer mehr verließ und seit Jahren beschäftigte. Seine Geschicke wechselten während dieser Zeit in mannigfacher Weise; K. war 1806 Orchestergeiger im Wiener Josephstädter Theater, ging dann nach Olmütz, wo er als geschickter Musiklehrer bald sehr gesucht war; wurde dann 1808 in der mährischen fürsterzbischöflichen Schutzstadt Wischau Turnermeister und ging später nach Kremsier. In Wischau begann er die Vorarbeiten für sein neues Instrument, das in seinen Anfängen noch höchst unvollkommen war; als er aber nach Kremsier übersiedelte und sich dort mit dem Uhrmachermeister Pickl befreundete, der ihm die bisherigen hölzernen und daher höchst unvollkommenen Klappen durch metallene ersetzte, war die Klappentrompete fertig und durchzog siegreich die musikalische Welt. K.’s Lage verbesserte sich, sein Gebieter, der Fürsterzbischof Maximilian Joseph, erhöhte seinen Gehalt und auch von anderen Seiten erfreute sich K. ehrenvoller Aufnahme. K. componirte auch für sein Instrument, und Fürsterzbischof Maximilian Joseph bestellte bei K. mehrere Compositionen für Blech-Instrumente, die seinen Beifall fanden und die er ihm fürstlich honorirte. Se. kais. Hoheit Erzherzog Rudolph, ein Kenner und Mäcen der Musik, wendete K. gleichfalls seine Huld zu und nahm die Dedication einer Symphonie an, welche K. componirt hatte. Eine weitere und wesentliche Verbesserung der Klappentrompete, nämlich jene, durch welche erzielt wurde, daß sowohl die alten wie die durch die Klappen neu hinzugekommenen Töne aus der Hauptöffnung des Schallstückes ungeschwächt zu Tage gefördert werden können, verdankt man einem Schüler Kunerth’s, dem Regiments-Capellmeister Nemetz. Die Erfindung der Klappe, welche K. der Erste an der Trompete angebracht, ging dann auf andere Blech-Instrumente über und brachte eine nicht unwesentliche und förderliche Reform in die Instrumentalmusik. Nach dieser Darstellung möchte sonach die Angabe in den Musik-Lexiken, daß der kais. Hoftrompeter Weidinger in Wien der Erfinder der Klappentrompete sei, einer Berichtigung zu unterziehen und für K. das Vorrecht [376] dieser Erfindung in Anspruch zu nehmen sein. Uebrigens gibt die unten angegebene Quelle eine ausführlichere Darstellung, wie Kunerth nach und nach seine Erfindung ausgeführt und selbst verbessert habe, und von theilnehmenden Freunden seiner Erfindung wegen begrüßt worden sei.

Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 43. Jahrg. (1850), Nr. 41, S. 163: „Der Erfinder der Klappentrompete“, von J. Schaffer.