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BLKÖ:Martini, Anton Stephan Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 17 (1867), ab Seite: 26. (Quelle)
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Martini, Anton Stephan Ritter von (k. k. Feldzeugmeister, geb. zu Kesdi-Vásárhely in Siebenbürgen im Jahre 1792, gest. 28. December 1861). Ein Sohn des ehemaligen Festungscommandanten in Temesvár, General-Majors Joseph von Martini. Trat frühzeitig bei dem Infanterie-Regimente Baron Duka Nr. 39 als Cadet in die k. k. Armee und wurde bei der darauf erfolgten Mobilisirung des Heeres im Jahre 1805 zum Fähnrich befördert. Zuerst zeichnete er sich im Feldzuge des Jahres 1809 bei Scherm und Neumarkt in solcher Weise aus, daß die Bravour und Tapferkeit, welche er in diesem Gefechte bewies, die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten auf ihn richtete. Neuerdings bewährte er seinen Muth bei Aspern und Wagram und wurde bald darauf zum Oberlieutenant im Regimente befördert. Den darauffolgenden Frieden zur ferneren Ausbildung seiner militärischen Kenntnisse benützend, wurde er bei dem Wiederausbruche des Krieges im Jahre 1812 dem Generalstabe zugetheilt. In dieser Verwendung nahm er mit dem Auxiliarcorps des Fürsten Schwarzenberg an dem Feldzuge des Jahres 1812 Theil. Am 10. August erhielt die Division des Feldmarschall-Lieutenants Frankenberg Befehl, das von den Russen besetzte Dammdefiliée Koziebrod zu forciren. Da trat Oberlieutenant M. an die Spitze einer Jägerabtheilung, stellte im heftigsten Kartätschenhagel die zerstörten Dammbrücken her und ermöglichte auf diese Weise die Eroberung des Passes. In Folge dieser Waffenthat wurde er definitiv im Generalstabe eingetheilt. Neue Beweise seiner Umsicht gab nun M. bei Freiberg, welches nach mehreren vergeblichen Versuchen der Unseren, es vom Feinde zu säubern, nach dem von M. entworfenen Plane genommen wurde, wobei der feindliche Brigade-General Brunot, mehrere Stabsofficiere, 20 Oberofficiere und 400 berittene Huszaren in die Hände der Unseren geriethen. Noch zeichnete sich M. in den folgenden Feldzügen bei mehreren Anlässen durch seine Tapferkeit aus, so z. B. bei den Gefechten, welche statthatten, als das Corps Augereau bei seinem Zuge aus Franken gegen Leipzig von der Division Feldmarschall-Lieutenant Fürst Liechtenstein in seinen Bewegungen aufgehalten werden sollte; dann bei dem Uebergange des Corps des Generals der Cavallerie Fürsten Hohenzollern bei Kehl, wo M.’s tapferes und einsichtsvolles Benehmen mit dem Ritterkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet wurde. Nach Wiederherstellung des Friedens [27] wurde M. in verschiedenen Zweigen des Generalstabsdienstes verwendet, arbeitete bei der Militär-Landesaufnahme von Tirol, bei der Landesbeschreibung in Italien u. s. w. und wurde im November 1821 Major im Generalstabe. Im Jahre 1822, als die Souveräne von Europa in Verona zum Congresse sich versammelten, wurde Major M. dem Kaiser Alexander I. als Militärbegleiter beigegeben. Im Jahre 1825 fungirte er als österreichischer Commissär bei Feststellung des Straßenzuges aus dem Pothale nach Sarzano. Als im Jahre 1830 sich der politische Horizont mit einem Male verdüsterte und die italienische Armee mobilisirt wurde, erfolgte Martini’s Ernennung zum Chef des Generalstabes bei dem ersten mobilen Armeecorps. Er nahm in dieser Eigenschaft im Vereine mit dem k. k. Gesandten in Turin am Abschlusse wichtiger militärisch-diplomatischer Verhandlungen mit Piemont Theil und wurde, als ein Bündniß Oesterreichs mit Sardinien geschlossen und eine Armee organisirt wurde, wobei König Karl Albert das Commando der verbündeten Kräfte in Italien übernehmen sollte, von dem Könige zum Chef seines Generalstabes gewählt. Wie bekannt, verzog sich der befürchtete Kriegssturm, Martini aber wurde bald darauf zum Oberstlieutenant befördert. Als dann in kurzer Zeit die Organisation der Schweizertruppen für den Papst stattfand, wurde M. dem päpstlichen Nuntius in der Schweiz beigegeben und brachte diese Angelegenheit in kürzester Frist zu Ende. Nun wurde er zum Obersten im Infanterie-Regimente Nr. 32 befördert, aber schon zwei Jahre später, im October 1834, zum Chef des Generalstabes der Armee in Italien ernannt. In dieser Stellung regte er manche nützliche und zweckmäßige Ideen an, z. B. die großen, noch jetzt gebräuchlichen Lagerzelte, die Idee für eine allgemeine Kriegsschule, deren von ihm in ihren Grundzügen festgestellte Organisation freilich erst 14 Jahre später, 1852, angenommen wurde. Am 22. October 1838 wurde er zum General-Major befördert und übernahm den Befehl einer Brigade in Italien, welchen er bis 1843 behielt. Während dieser Zeit machte er zur Constatirung des Fortschrittes in den militärischen Einrichtungen, namentlich der Bewaffnung und Organisation der größeren europäischen Armeen, in höherer Mission eine Reise nach Frankreich und England. Im letztgenannten Jahre wurde er zum Director der Wiener-Neustädter Akademie ernannt, in welcher Anstellung er im Jahre 1846 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert wurde. Im folgenden Jahre erfolgte zu seiner Ueberraschung, denn er kannte den Seedienst ganz und gar nicht, seine Ernennung zum Vice-Admiral und Marine-Obercommandanten unter gleichzeitiger Verleihung der geheimen Rathswürde.. Auf diesem Posten war er nicht lange thätig. Die Ereignisse in Venedig vom 17. bis 22. März, welche in der Ermordung des Obersten Marinovich [s. d. Bd. XVI, S. 448] und der Gefangennahme des Vice-Admirals nebst mehreren seiner Officiere, die durch zehn Wochen dauerte, gipfelten, machten seinem Obercommando zeitweilig ein Ende. Als er endlich am 25. Juli aus seiner Haft entlassen wurde, trat er wohl wieder sein Marine-Obercommando an, aber die Wirren jener Tage machten es ihm unmöglich, wirksam einzugreifen und irgend etwas, um der Noth und den Bedürfnissen der Marine abzuhelfen, an maßgebender Stelle zu erreichen. Ein ihm mittlerweile in vertraulicher Weise [28] gegebener Rath, ein Gesuch um eine Anstellung in der Landarmee einzureichen, wurde von ihm anfänglich nicht befolgt, und erst einer zweiten Mahnung, daß Fürst Windischgrätz die Einreichung eines solchen Gesuches ausdrücklich wünsche, kam er nach und bat um Einreihung in die Landarmee. Anfangs Februar 1849 an das Hoflager nach Olmütz berufen, übergab er das Marine-Obercommando in die Hände des Civil- und Militär-Gouverneurs von Triest, Feldmarschall-Lieutenant Grafen Gyulay. In Olmütz angekommen, erfuhr er aber seine neue Bestimmung als kaiserlicher Gesandter am königlichen Hofe in Neapel. In schwerer Zeit übernahm M. diesen Posten: Mittel- und Unteritalien standen damals noch in revolutionärer Gährung und offener Empörung; Sicilien war in Aufstand; in Rom herrschte Mazzini und die Revolution; der Papst weilte als Flüchtling in Gaëta; der Großherzog von Toscana stand in der Gewalt der Neuerer und war fast ein Gefangener in der Hauptstadt; die piemontesische Armee vermehrte sich täglich und stand unter dem Polen Chrzanowski an der österreichischen Grenze, und König Karl Albert handelte nur unter dem Drucke der Revolution, die ihn zum Kriege gegen Oesterreich trieb. Am 22. März 1849 übergab Feldmarschall-Lieutenant Martini zu Gaëta dem Könige Ferdinand seine Creditive und verblieb auf diesem Posten bis Ende April 1860. Nach 55jähriger ununterbrochener Dienstzeit erbat er sich nun wegen geschwächter Gesundheit den Uebertritt in den Ruhestand, wurde, als er ihn erhielt, zum Feldzeugmeister ernannt und mit dem Großkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet. Aber nicht lange genoß er diese Ruhe; schon gegen das Ende des folgenden Jahres starb er im Alter von 70 Jahren. Feldzeugmeister Anton Stephan von Martini ist ein Oheim des Maria Theresien-Ordensritters Joseph Karl Ignaz Freiherrn Martini von Nosedo, dessen Lebensskizze folgt.

Anton Stephan Ritter von Martini k. k. Feldzeugmeister. Nekrolog (Separatabdruck aus der „Oesterreichischen militärischen Zeitschrift“ 1862, III. Band) (Wien 1862, Gerold, gr. 8°.). – Militär-Zeitung, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.) Jahrg. 1862, S. 6; – dieselbe, S. 599, 613, 620 u. 630: „Martini als Marine-Obercommandant“. – Porträt. Mit Facsimile der Namensunterschrift. Prinzhofer lith. 1854 (Wien, gedr. bei J. Höfelich, Halb-Fol.).