BLKÖ:Misson, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Misson, Maximilian
Band: 18 (1868), ab Seite: 365. (Quelle)
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Misson, Joseph (österreichischer Dialektdichter, geb. zu Mühlbach in Niederösterreich im Jahre 1803). Sohn des Johann Bapt. Misson, italienischen Handelsmannes französischer Abkunft. M. trat nach zurückgelegten Gymnasialclassen zu Krems 1822 in den Orden der frommen Schulen der österreichischen Provinz und wurde 1825 als Gymnasial-Professor zu Horn in Niederösterreich angestellt, in welcher Eigenschaft er an verschiedenen Piaristen-Lehranstalten bis zum Jahre 1843 thätig war. Von dem Uebel der Schwerhörigkeit betroffen, wurde er noch in demselben Jahre von seinem Ordensobern der Heilung wegen nach Wien berufen. Nach fruchtlos angewendeten Mitteln kam er 1845 in das Kremser Piaristen-Collegium, und hielt 1848 im Rathsaale zu Stein eine gehaltvolle Rede für das Kaiserhaus, die von den dortigen Bürgern in Druck gegeben wurde. Im Jahre 1849 hielt er im [366] St. Antonikirchlein zu Weinzierl nächst Krems religiöse Vorträge mit Hinblick auf Vaterlandsliebe, Treue und Anhänglichkeit an seinen rechtmäßigen Regenten. Nebst kleineren poetischen Arbeiten schrieb er im folgenden Jahre das Gedicht in unterennsischer Volksmundart: „Da Naz, a niederösterreichischer Baurnbui, geht in d’Fremd“, zu dessen Fortsetzung er sich aber nach Verlauf der Zeit, bei Versetzung und fast völliger Taubheit, nimmermehr geeignet fühlt. Ein Exemplar dieses Gedichtes befindet sich in der k. k. Hofbibliothek zu Wien. Im Jahre 1853 wurde er nach Wien berufen, machte von da 1856 eine Reise nach Kärnthen, wurde zu Klagenfurt Mitglied des Kärnthner Geschichtsvereins und setzte die Reise nach Italien fort. Zwei Jahre später bereiste er in Gesellschaft mit Anderen Deutschland und Frankreich, verweilte an einigen größeren Universitäten im Auslande, wo man ihn zu bereden suchte, sich um den Doctorgrad an der Ludwigs-Universität in Hessen zu bewerben. Gegenwärtig lebt er, wissenschaftlich beschäftigt als Bibliothekar und emeritirter Gymnasial-Professor im Piaristen-Collegium zu St. Thekla auf der Wieden in Wien. Schroer, ein anerkannter Germanist in Oesterreich, nennt ihn in einem Briefe, ddo. Wien 28. Februar 1862, den bedeutendsten mundartlichen Dichter unseres Gesammtvaterlandes, was im Hinblick auf Namen wie Castelli [Bd. II, S. 303], Seidl, Stelzhammer, Kaltenbrunner [Bd. X, S. 409], Anderer gar nicht zu gedenken, Etwas sagen will.

Abendblatt zur Wiener Zeitung 1850, Nr. 220, im Feuilleton [„guter Humor in der classischen Form des antik-epischen Versmaßes“, mit diesen Worten wird daselbst sein Gedicht charakterisirt]. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. vonJ. S. Ebersberg (Wien, 8°.) 1850, Nr. 113, S. 1214. – Wiener Kirchen-Zeitung, von Dr. Seb. Brunner, 1850, Nr. 106, S. 528: „Ein Bild aus dem Volksleben“. –