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BLKÖ:Paquier, Claudius Innocenz du

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Papsch, Ignaz
Band: 21 (1870), ab Seite: 284. (Quelle)
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Paquier, Claudius Innocenz du (Errichter der k. k. Porzellan-Manufactur in Wien, geb. in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, gest. zu Wien um 1760). Ueber du Paquier’s frühere Lebensverhältnisse ist nur bekannt, daß er k. k. Kriegsagent in Wien war. Im Jahre 1718 erwirkte er mittelst Urkunde: Laxenburg de dato 27. Mai von Kaiser 'Karl VI. für sich als Gründer und für die drei zur Verstärkung des Fondes angenommenen Mitglieder, Hofkriegs- und Hofagent Peter Heinrich Zerder, Wiener Niederlags-Verwandten Martin Peter und Kunstarbeiter Christoph Conrad Hunger das Privilegium, „das durch ungemeine heimliche Wissenschaft, Mühe, Sorge, Fleiß, Gefahr und Unkosten, ohne daß das Aerarium im Geringsten was dazu vorschießen durfte, erzeugte, feingemahlte, gezierte und auf allerhand Art fabricirte Porzellan-Geschirr, Gefäß und Gezeug, wie solche in Ostindien und in anderen fremden Ländern gemacht werden, allein zu erzeugen und sowohl im Großen als Kleinen in den gesammten Erbländern zu verkaufen.“ Der Sage nach wurde du Paquier durch die öffentliche Aufforderung zur Errichtung neuer, bisher noch nicht in den österreichischen Erbländern bestandenen Manufacturen angeeifert, eine Porzellan-Manufactur gleich jener zu errichten, welche Böttger, der erste, im Jahre 1710 auf der Albrechtsburg in Meissen in’s Leben gerufen; P. hatte sich dann bemüht, die aus den Schriften der Jesuiten ihm bekannt gewordenen Materialien in den österreichischen Provinzen aufzufinden, ist dann, nachdem er sich [285] von dem Dasein derselben und ihrer Brauchbarkeit überzeugt, selbst nach Sachsen gegangen, um sich, wenn möglich, über das Verfahren der dortigen Fabrik und ihre Geheimnisse Aufschluß zu verschaffen. Es war ihm auch gelungen, einen Werkmeister der dortigen Fabrik durch ansehnliche Kosten und Verheißungen nach Wien zu bringen; dieser leistete auch anfänglich gute Dienste und leitete die ganze Manipulation, wurde aber später, da Paquier seine Versprechungen nicht erfüllen konnte, mißvergnügt und kehrte nach dem Ende des zweiten Jahres wieder heimlich nach Sachsen zurück, nachdem er vorher die Masse Vorräthe der Fabrik unbrauchbar gemacht hatte. Dieser Schlag traf P. schwer, er mußte in Folge dessen auf einige Zeit mit der Fabrikation aussetzen und erst mehrere Leute für das Geschäft mühsam heranbilden, bis er nach vielfältigen Versuchen wieder im Stande war, mit der Fabrikation zu beginnen. P. begann nun seine Anstalt ordentlich einzurichten, mehrere Brennöfen zu erbauen und vermehrte das Personale auf zwanzig Köpfe. Aber der Erfolg entsprach nicht seinen Erwartungen. Die Auflagen für die Bauten. Materialien, Werkzeuge und die verschiedenen, oft mißlungenen und immer sehr kostspieligen Versuche, dann für den Unterhalt des Personals, das er sich erst heranbilden mußte, hatten seinen Fond endlich ganz erschöpft und ihn in solche Schulden versetzt, daß er nach Verlauf von 25 Jahren außer Stande war, die Fabrik weiter fortzuführen. In dieser bedrängten Lage wendete er sich im Jahre 1744 an die Kaiserin Maria Theresia mit der Bitte, die im guten Stande hergestellte Fabrik mit den darauf lastenden Schulden (45.459 Gulden) zu übernehmen und ihm, so lange er leben würde, die Administration der Fabrik gegen freie Wohnung und Unterhalt zu verleihen und nach seinem Tode seiner Gattin eine Pension zu bewilligen. Ungeachtet der damaligen schweren Kriegszeiten befahl doch die Kaiserin die Uebergabe der Fabrik an die Ministerial-Banko-Hofdeputation, welche mit Uebernahme aller Schulden jedoch auch sämmtlicher Gebäude und Vorräthe erfolgte; Paquier erhielt die Direction mit einem Jahrgehalte von 1500 fl. und freier Wohnung, und seiner Witwe wurde nach seinem Ableben eine Pension von jährlichen sechshundert Gulden zugestanden. Mit dieser Uebernahme der Wiener Porzellanfabrik in das Staatseigenthum beginnt eine neue Periode dieser Anstalt, welche sich allmälig zu einer nach allen Seiten hin bedeutenden Höhe emporgeschwungen. Die weitere Entwickelung dieser Anstalt wird in dem in den Quellen geschilderten Aufsatze und in neuester Zeit in der von Johannes Falke in der „Wiener Zeitung“ 1867, Nr. 14 u. f., veröffentlichten „Geschichte der k. k. Porzellanfabrik in Wien“ ausführlich geschildert. Hier galt es nur, das Andenken ihres ersten Gründers, der so viele Opfer gebracht, aufzufrischen und der Vergessenheit zu entziehen.

Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1819, Nr. 16, 17 u. 19: „Geschichte und Darstellung des gegenwärtigen Zustandes der k. k. Porzellan-Manufactur in Wien“.