BLKÖ:Paradeiser, Karl (Marian)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 285. (Quelle)
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Paradeiser, Karl [mit dem Klosternamen Marian] (Tonsetzer und Benedictinermönch, geb. zu Rindenthal in Oesterreich 11. October 1747, gest. zu Melk 16. November 1775). Er wurde im Stifte erzogen und beendete in demselben die Gymnasial- und philosophischen [286] Studien. Schon als Sängerknabe entzückte er durch seine schöne Stimme. Auch entwickelte sich bald sein musikalisches Talent, für dessen erste Leitung der Musiklehrer R. Kimmerling der rechte Mann war. Noch als Student componirte er eine Cantate, welche gelegentlich der Wahl des Abtes Urban II. zum Verordneten der niederösterreichischen Stände aufgeführt wurde und allgemeinen Beifall erhielt. Im Jahre 1766 trat er selbst als Noviz in das Stift und nahm den Klosternamen Marian an; im Jahre 1771 erhielt er die Priesterweihe und wurde fortan im Lehramte am Stiftsgymnasium verwendet. Leider entriß ihn ein frühzeitiger Tod seiner doppelten Thätigkeit als Lehrer und Künstler, und an dem Tage, an welchem er die ihm verliehene Stelle eines Professors der Theologie antreten sollte, starb er im Alter von erst 28 Jahren. P. spielte meisterhaft die Violine und hat Vieles componirt, was mit den Original-Partituren im Stifte aufbewahrt wird. Es sind, außer der oberwähnten Cantate in C, ein Singspiel, betitelt: „Seladon“, dessen Doppelchor am Schlusse für ein kleines Meisterstück bezeichnet wird; 32 Quartetten, von denen mehrere der berühmte Kreibich [Bd. XIII, S. 174], der Kammermusik-Director des Kaisers Joseph II., zu spielen liebte und wozu der Kaiser selbst auf dem Violoncell accompagnirte; 6 Trio, eine Motette in F-dur für Alt-Solo mit Orchester, 5 Salve Regina, ein Ave Maria in S, ein Alma Redemtoris in B und 12 Divertimenti für Instrumente. Sein früher Tod wurde im Stifte tief beklagt und in seinem Nekrologe wird er „Mellicii desiderium“ genannt.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung. Herausgegeben von August Schmidt (4°.) 1843, Nr. 13. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. VI, S. 573. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 673. – 'Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. II, S. 333.