BLKÖ:Parzízek, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pascheles, Wolf
Band: 21 (1870), ab Seite: 316. (Quelle)
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Parzízek, Joseph (čechischer Schriftsteller, geb. zu Teyn an der Moldau im Jahre 1778, gest. zu Prag im allgemeinen Krankenhause am 29., n. A. am 30. Juli 1864). Nachdem er das Gymnasium beendet, verlegte er sich fast ausschließlich auf die Musik, für die er eine ganz besondere Befähigung zeigte, denn er spielte fast alle Instrumente mit großer Geläufigkeit und wurde daher auch in vielen bürgerlichen und adeligen Familien als Musiklehrer verwendet. Aber nicht die Musik allein war es, die seine Zeit in Anspruch nahm, er besaß eine angeborne Geschicklichkeit in technischen Arbeiten, er kalligraphirte[WS 1], zeichnete, malte und verfertigte mit großer Gewandtheit aus Holz kleine Schnitzereien und dergleichen, aber niemals trat er damit in die Oeffentlichkeit, sondern arbeitete für sich in Zurückgezogenheit. Zur Zeit Hanka’s brachte er viele Zeit im böhmischen Museum zu, wo er alte, kaum mehr leserliche Handschriften mit großer Treue copirte, alte vergilbte Zeichnungen restaurirte, Risse und Lücken alter Bücher mit einer täuschenden Aehnlichkeit ergänzte, und alte Schriftdenkmäler mit einer solchen Genauigkeit nachahmte, daß man [317] Original und Copie nicht von einander zu unterscheiden vermochte. In früherer Zeit schrieb er auch ziemlich fleißig für einige čechische Blätter, und zwar für die „Květy“, d. i. Blüthen, die „Včela“, d. i. die Biene, und für das berüchtigte, von Havlíček redigirte Spottblatt „Šotek“, d. i. der Kobold, in denen er seine Artikel mit den Anfangs- und Endbuchstaben seines Namens, mit J. P ... k oder mit J. P. Vltavotýnský, d. i. der von Moldau stammende, oder kurz der Moldauer, bezeichnete. Um die Mitte der Sechziger-Jahre, nachdem er seine Frau und bald darauf von seinen Verwandten die letzte Schwester durch den Tod verloren hatte, zog er sich ganz von der Welt zurück und lebte als förmlicher Einsiedler, dabei aber beschäftigte er sich unablässig mit der Anfertigung der verschiedenartigsten Gegenstände, von den gewöhnlichsten Küchengeräthschaften angefangen bis zu den kostbarsten Musikinstrumenten und andern mühevollen Gegenständen hinauf. Dabei lebte er immer in Armuth und von Unterstützungen, die ihm von verschiedenen Seiten, vornehmlich aber von den Grafen Lützow und Wratislaw zuflossen. Nichtsdestoweniger erreichte er das hohe Alter von 86, nach Anderen gar von 92 Jahren, und starb im Prager Krankenhause.

Slovník naučný u. s. w., Bd. VI, S. 112, Nr. 2 [nach diesem wäre Parzízek am 29. Juli 1864, 92 Jahre alt, gestorben, also im Jahre 1772 geboren]. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1864, Nr. 212. – Wiener Zeitung 1864, Nr. 190, S. 342 [nach dieser und der vorigen ist P. am 30. Juli 1864, 86 Jahre alt, gestorben].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: kaligraphirte.