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BLKÖ:Perger, Alois

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pergen, Ludwig Graf
Band: 22 (1870), ab Seite: 9. (Quelle)
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Perger, Alois (Geschichtsforscher und Sammler, geb. zu Friedau [10] in der Steiermark, Geburtsjahr unbekannt, gest. zu Radkersburg im Jahre 1839). Die zu Gebote stehenden Quellen geben über diesen jetzt fast vergessenen Mann, der lange vor Anderen mit slavischer Literatur und Geschichtsforschung in Steiermark sich beschäftigte, mehr Charakteristiken, welche freilich die Theilnahme für diesen interessanten Mann wecken, als biographische Nachrichten. Er stand als Verwalter verschiedener Herrschaften in Steiermark in Privatdiensten. Als Verwalter des deutschen Rittergutes Meretinzen bei Pettau, lebt, wie einer seiner Biographen berichtet, „dort sein Name noch fort in seinen Bemühungen um Uferschutz- und Wasserbauten, Flußregulirung, wie nicht minder um rationellen Wirthschaftsbetrieb, besonders Weinbau“. Zuletzt war er Verwalter von Narrenbüchel bei Radkersburg, wo er denn auch, nachdem er des Lebens Ungunst – viel aus eigener Schuld – in vielen Richtungen genossen, sein Leben beschloß. Perger war bekannt als Sprach- und Geschichtsforscher, verkehrte viel mit Gelehrten seiner Zeit, mußte aber „mit dem Hemmschuh, den unsere Amtirung jedem freien Denker einlegt, durch das Leben wandeln“. Er hatte nämlich nicht die Mittel, seinem Lieblingsstudium ganz zu leben, und so betrieb er, wie so Viele, seine Amtirung nur der physischen Existenz wegen, während er zum großen Aerger seiner Vorgesetzten und Collegen nebenher astronomische Beobachtungen und epigraphische Studien machte. „Arm an irdischen Gütern, konnte er sich weder die Werke noch Instrumente alle anschaffen, noch die vaterländischen Alterthümer und Münzen erwerben, wie er es wünschte; doch waren seine Sammlungen von Belange, wurden aber leider auch bald nach seinem Tode verschleppt.“ P. war aber nicht nur Sammler, als welcher er alle römischen Denksteine in Steiermark – als Steuercontrolor durch seine Reisen dazu eingeladen – zeichnete und beschrieb; Geograph, als welcher er die meisten Höhenpuncte im Lande kannte und längst selbst gemessen hatte; Geschichtsforscher, als welcher er die betreffenden auswärtigen Schriftsteller (besonders die slavischen) im Originale las und daraus für die steirische Geschichte sammelte; sondern seiner Zeit auch Dichter und Sammler slovenischer Lieder. Als Mathematiker und Naturhistoriker stand er mit auswärtigen Gelehrten in Correspondenz. In Bücherkatalogen, weder im Heinsius noch im Kayser, stehen seine Werke verzeichnet, doch hat er Mehreres im Drucke herausgegeben, darunter eine gemeinfaßliche türkische Grammatik, ein vergleichendes Wörterbuch der slavischen Sprachen u. dgl. m. Aus seinem Nachlasse stellte sein Freund und Biograph Hofrichter den Aufsatz: „Die Heerstraßen der Römer in Innerösterreich“, zusammen und schickte denselben dem steiermärkischen historischen Vereine zur allfälligen Aufnahme in dessen „Mittheilungen“, hörte aber nichts mehr davon, bis er ihn Seite 30 im ersten Hefte derselben wörtlich abgedruckt fand. Herausgeber dieses Lexikons sah nun nach und fand an der von Hofrichter bezeichneten Stelle des I. Heftes der „Mittheilungen“ den Aufsatz: „Antiquarische Reise in das obere Murthal, unternommen in den Monaten Julius, August und September 1849. Von Richard Knabl“. Hofrichter bemerkt nun weiter: „Meine Abwesenheit von Gratz verhinderte weitere Erörterungen hierüber – um aber die Ehre des Autors zu retten, ließ ich die Fragmente, gesammelt mit der [11] indeß aufgefundenen Karte versehen, noch einmal im „National-Kalender“ von Kayser abdrucken.“ Jedenfalls aber beweist dieser Aufsatz, daß Perger eine gründliche und nicht gewöhnliche wissenschaftliche Bildung besessen haben mußte. Seine Bescheidenheit ließ ihn übrigens selten als Schriftsteller auftreten, desto gieriger wurde, wie Hofrichter bemerkt, allseits Correspondenz mit ihm gesucht, die ebenso geistreich als humoristisch war. Mangel und Mißverhältnisse aller Art drückten diesen Ehrenmann vor der Zeit darnieder und brachten ihn viel zu früh für die Wissenschaft zu Grabe.

Lebensbilder aus der Vergangenheit. Als Beitrag zu einem Ehrenspiegel der Steiermark, besonders der Stadt Marburg [von J. C. H.(ofrichter)] (Gratz 1863, 8°.) S. 41. – Großer steiermärkischer National-Kalender auf das Jahr 1858 (Gratz, Kaiser, 4°.) S. 22, im Artikel: „Zur steirischen National-Encyklopädie“.