BLKÖ:Pergen, Ludwig Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Perger, Alois
Band: 22 (1870), ab Seite: 7. (Quelle)
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Pergen, Ludwig Graf (k. k. General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien 7., nach Anderen 17. September 1805, gest. zu Kaschau 8. Februar 1850). Ein Sohn des Grafen Joseph aus dessen Ehe mit M. Theresia gebornen Gräfin Cavriani und ein Enkel des Grafen Johann Anton [s. d. S. 1]. Der Graf Ludwig erhielt in der Wiener-Neustädter Akademie seine militärische Ausbildung, trat aus derselben im October 1824 als Unterlieutenant in das 3. Jäger-Bataillon, aus welchem er nach mehreren Jahren im März 1831 als Hauptmann zu Haugwitz-Infanterie übersetzt wurde. In diesem Regimente stufenweise vorrückend, wurde er im Jänner 1846 zum Obersten und Commandanten desselben befördert. Im April 1848 zum General-Major ernannt, erhielt er eine Brigade in Siebenbürgen, wo er noch im folgenden Jahre ruhmvoll mitkämpfte, aber wenige Monate darnach im vollen Mannesalter von erst 45 Jahren zu Kaschau vom Tode hingerafft wurde. In den Jahren 1848 und 1849 gab er mehrfache Beweise seines Soldatenmuthes und großer, in einem der kaiserlichen Regierung feindlich gesinnten Lande, das überall die Fäden des Verrathes spann, ebenso unerläßlichen als einflußreichen Umsicht. Das Regiment Haugwitz, dessen Commandant der Graf war, befand sich im Jahre 1848, bei Beginn der italienischen Revolution, als Besatzung in der [8] Festung Mantua. Die übrige Besatzung bestand noch aus dem 6. Garnisons-Bataillon und einer Division Windischgrätz-Chevauxlegers. Das Regiment Haugwitz selbst war ein italienisches, dessen Hauptwerbbezirks-Station Brescia. Schon Monate vorher, ehe die Revolution zum Ausbruche kam, blieb von Seite der Bevölkerung nichts unversucht, die Mannschaft mit Geldgeschenken und Versprechungen zu locken und zu überreden, daß sie entweder im entscheidenden Momente volle Passivität beobachte oder offen zur revolutionären Partei übertrete oder doch hinterlistigen Widerstand gegen die empfangenen Befehle leiste. Ja, die Revolutionspartei hatte sogar auf den Fall der Festung speculirt, durch welches Ereigniß die Sache der Revolution nahezu gewonnen war. Unter solchen Umständen befehligte Oberst Pergen sein Regiment. Um dasselbe zu überwachen, hielt sich Oberst P. mit sämmtlichen Officieren während dieser Periode Nacht um Nacht in den Kasernen auf. Seit dem 18. März nahm die Gährung stündlich zu; vom Lande schlich sich viel bewaffnetes Gesindel in die Stadt. Die Civilbehörden hatten Kraft und Ansehen verloren und dazu erschien noch eine Deputation mit dem Bischofe und dem Delegaten der Provinz an der Spitze, um von dem Festungscommandanten, dem General Gorzkowski, zu erbitten, daß zur Vermeidung jeden Conflictes zwischen Civil und Militär die Truppe im Vereine mit der von dem Erzherzog-Vicekönig bereits genehmigten und schnell organisirten guardia civica patrouilliren dürfe. Auch dieß wurde gestattet. Nun wurde von Seite der Aufständischen kein Mittel gescheut, die Mannschaft in Wirths- und Privathäuser zu locken; die Municipalitätsbeamten machten mit den Revolutionären gemeinsame Sache, kurz, das Regiment war allen erdenklichen Einflüssen und Machinationen der Umsturzpartei bereits preisgegeben, als Graf Pergen aus eigener Machtvollkommenheit so umsichtige Anordnungen traf, daß einerseits jeder Conflict vermieden, andererseits aber alle Absichten der Agitationspartei vereitelt wurden. Am 20. März suchte die Guardia civica, welche in starker Anzahl auf der Hauptwache sich befand, eine vorbeimarschirende Schwadron Chevauxlegers im Wettermarsche zu hindern, hatte auch bereits Barrikaden aufzuwerfen begonnen, aber Oberst Pergen stellte sich plötzlich an die Spitze der Schwadron, forderte die Bevölkerung energisch zur sofortigen Räumung der Barrikaden und Aufrechterhaltung der Ruhe auf und hatte so wieder einen blutigen Zusammenstoß, auf den die Aufständischen, um loszubrechen, nur warteten, vermieden. In der Nacht vom 22. auf den 23. März sollte eine Compagnie des Regiments in aller Stille an den Po gehen, sich dort der Ueberfuhren bemächtigen, um dem aus Modena anmarschirenden Regimente Erzherzog Franz d’Este die Ueberschreitung des Flusses zu ermöglichen, woran es durch die für die Revolution gewonnenen Landbewohner gehindert werden sollte. Die Revolutionspartei hatte davon Kenntniß. Es galt also, früher noch das Regiment zum Abfalle zu verleiten. Am Vormittage wurden nun Briefe in die Kasernen geworfen, in welchen der Mannschaft vorgespiegelt wurde, daß man Nacht um Nacht Compagnie um Compagnie dem Tode entgegenführen wolle, indem man sie nur deßhalb so heimlich aus der Festung bringe, um sie von dem heranmarschirenden ungarischen Regimente niederschießen zu lassen. Es galt alle Kunst der Ueberredung, [9] um der Mannschaft den Glauben an diese ebenso plumpen, nichtsdestoweniger aber wirksamen Lügen zu benehmen. Oberst Pergen wendete alle nur erdenklichen Mittel an, aber die Revolutionspartei ermüdete nicht, am 24. fing sie bereits die Ordonnanzen[WS 1] auf, nahm ihnen die Depeschen ab, und Oberst Pergen begab sich persönlich in die mit den Aufständischen angefüllte Municipalität und zum Bischofe, bei dem ein sogenannter permanenter Sicherheits-Ausschuß tagte, um gegen diese Vorgänge zu protestiren. In der That war es nur seiner Energie gelungen, das Regiment vom Abfalle und die Festung zu retten; denn endlich langte ausgiebige Verstärkung an und machte allen ferneren Versuchen der Agitationspartei ein Ende. Der Graf wurde für seine Umsicht und Entschlossenheit mit dem Leopold-Orden ausgezeichnet. Bald darauf kam Graf P. mit seinem Regimente in die Division Schaffgotsche und zur eigentlichen Action. Bei Bussolengo, am 30. April, wurde er verwundet, nahm aber trotz seiner Wunde am Angriffe auf Vicenza Theil, wo ihm ein Pferd unter dem Leibe niedergeschossen wurde. Bei der Vorrückung unserer Armee auf Sona und Sommacampagna befehligte Oberst P. die Brigade des erkrankten General-Majors Samuel Graf Gyulay. Am 23. Juli bei Tagesanbruch stieß die Brigade auf ihrem Marsche gegen Sona auf den Feind. Sona und die ganze Umgegend waren stark von demselben und alle Puncte mit Geschütz besetzt. Nach vorgenommener Recognoscirung traf Graf P. seine Dispositionen und so gut, daß die ihm gewordene Aufgabe, „das Centrum der feindlichen Stellung zu durchbrechen“, vollkommen erreicht und die Höhen genommen wurden. Bei dieser Gelegenheit hatte der Graf ebenso persönliche Unerschrockenheit und große Tapferkeit als wie von glänzendem Erfolge begleitete Umsicht bei seinen Dispositionen bewährt. Der Graf wurde auch für sein ausgezeichnetes Verhalten in der 153. Promotion (vom 29. Juli 1849) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Neuerdings that sich nun Oberst P. in der Schlacht bei Custozza, in den folgenden Gefechten bis zur Einnahme Mailands und am 4. August bei Vigentino und Nosedo hervor. Daselbst zeichnete sich sein so vielen Versuchungen preisgegebenes Regiment so sehr aus, daß der Corpscommandant Feldmarschall-Lieutenant Baron d’Aspre von demselben eigenhändig schrieb: „ich konnte diese Truppe nicht anders als mit dem Namen unserer tapferen und verwegenen treuen Garde qualificiren. In dem letzten Gefechte unter den Mauern Mailands war ich nicht im Stande, sie aus dem Feuer zu ziehen, die Nacht allein war es“. Nachdem im Frühlinge des folgenden Jahres Graf P. zum General-Major befördert worden war, kam er als Brigadier nach Siebenbürgen und zeichnete sich bei Illyefalva, am 23. Juli 1849, so aus, daß er für sein tapferes Verhalten mit dem Orden der eisernen Krone decorirt wurde. Schon wenige Monate darnach wurde sein nach kurzem Krankenlager erfolgtes Ableben gemeldet. Der Graf war unvermält; sein älterer Bruder Johann Anton pflanzte die Linie Thomasberg fort.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1558 u. 1752. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1850, S. 101 u. 166.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ordonanzen.