BLKÖ:Piringer, Beda

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Piringer, Benedict
Band: 22 (1870), ab Seite: 330. (Quelle)
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Piringer, Beda (gelehrter Benedictiner, geb. im Dorfe Zulüssen in der Pfarre Reinbach in Oberösterreich 14. October 1810). Der Sohn schlichter Landleute, erhielt er von seinem eigenen Vater die erste Anleitung in den Elementen des Unterrichts. Während er im Sommer die Rinder hütete, ging er im Winter zur Schule. Des Vaters sehnlichster Wunsch war, daß der Knabe dereinst ein „Pfarrer“ werden sollte, und da er überhaupt Lust und Liebe für’s Lernen zeigte, kam er auf die Piaristen-Normalschule nach Freistadt und von dort an das berühmte, von den Benedictinern geleitete Gymnasium in Kremsmünster, noch jetzt eine der ausgezeichnetsten Lehranstalten im Kaiserstaate. Dort beendete er die Gymnasialstudien und trat nach zurückgelegtem philosophischen Lehrcurse am 23. September 1831 daselbst in den Benedictinerorden. Da ihn seine Ordensobern für das Lehrfach ausersehen hatten, schickten sie ihn, damit er sich nebenher in der classischen Philologie ausbilden könne, zum Studium der Theologie nach Wien. Am 22. September 1835, nachdem er seinen Taufnamen Leopold mit dem Klosternamen Beda vertauscht hatte, legte er das Ordensgelübde ab, erhielt am 30. Juli 1836 die heiligen Weihen und las zwei Wochen später, am 15. August, die erste Messe, nachdem er kurz zuvor noch der Grammatikal-Lehramtsprüfung sich unterzogen hatte. Fünf Jahre später legte er die Lehramtsprüfung aus der lateinischen Philologie und der Weltgeschichte ab. Von seiner Ordination an bekleidete er ein Jahr das Amt eines Cooperators in der Seelsorge, drei Jahre das eines Grammatikallehrers, sieben Jahre und darüber das eines Professors der Philologie und der allgemeinen Weltgeschichte. Als im stürmischen Jahre 1848 die Wahlen in das Frankfurter Parlament stattfanden, wurde er für den Wahlbezirk Efferding in Oberösterreich zum Abgeordneten gewählt. Dort schrieb er am 17. April 1849 kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Parlamente folgende, die politische Situation in demselben treffend kennzeichnenden Worte in das Parlamentsalbum: „So Euch Jemand fragt: wo sind eure deutschen Brüder aus Oesterreich? so antwortet: Etwelche von ihren andern Brüdern haben sie aus ihrem Vaterhause hinausgestoßen, weil sie dasselbe an Niemanden aus der Frankfurter Nationalversammlung wollten verkaufen lassen“. Nach seiner Heimkehr schickte man ihn abermals, „damit ihm die politischen Flausen vergiengen“, als Cooperator in die Seelsorge. Aus dieser Zeit stammt, scheint es, das Gerücht, daß P. für einen damals in Deutschland erledigten Bischofstuhl (Mainz?) zum Bischof gewählt, ihm aber die Annahme dieser Würde von seinem Abte untersagt wurde. Es geschieht hier dieses allem Anscheine nach nicht unbegründeten Gerüchtes nur deßhalb Erwähnung, um die damals schon erkannte Bedeutenheit des für eine solche Kirchenwürde in Aussicht genommenen Priesters zu kennzeichnen. Ein Jahr lang versah P. Cooporatorsdienste, als er im Jahre 1850, in Folge des plötzlichen Todes eines Gymnasiallehrers, an dessen Stelle wieder zum Lehramte im Stifte berufen wurde, in welchen P. seither ununterbrochen thätig ist. Im Jahre 1865 wurde er Gymnasial-Director und mehrere Jahre früher, 1859, Archivar im Stifte, welche Aemter [331] er noch zur Stunde bekleidet. Schon während seiner Studienjahre huldigte P., der eine lebhafte Phantasie besitzt, der Poesie und schrieb anfänglich, da er ein guter Lateiner war, lateinische Gedichte. Aus dieser seiner Lebensperiode stammt auch der Entwurf eines großen lateinischen Epos unter dem Titel: Cruciati, „abenteuerreich bis zur Abenteuerlichkeit“, wovon der jugendliche überschwengliche Poet nur den ersten Gesang vollendet hat. Die wenig schmeichelhafte Kritik des Einen seiner Lehrer über P.’s poetische Leistungen schüchterte ihn derart ein, daß er viele Jahre hindurch alles Dichten sein ließ, bis im Jahre 1843 die zufällige Bekanntschaft mit der Familie des oberösterreichischen Dichters M. L. Schleifer in ihm die alte, nur schlummernde Neigung zur Poesie wieder weckte. Der Ordensbruder Sigmund Fellöcker veranstaltet seit dem Jahre 1842 alljährlich im Stifte ein Christfest, bei welchem von den Kindern Weihnachtslieder abgesungen, passende Gedichte vorgetragen und zuletzt unter sie die von Eltern und Wohlthätern bestimmten Gaben vertheilt werden. Dieses Christfest war für P. Veranlassung zu einer Dichtung, die unter dem Titel: „Der Christbaum. Ein lyrisch-didaktisches Gedicht“ (Augsburg 1848, Rieger, 8°.) im Drucke erschien und worin P. in sinnig-inniger Weise, gehaltvolle Schilderungen des Lebens und der Lebensbeziehungen gibt, „indem er in Nachahmung von Schiller’s „Glocke“ die einzelnen Erscheinungen an den Weihnachtsbaum und dessen Ausschmückung u. s. w. anlehnt“. P.’s zweite größere, im Drucke erschienene Arbeit führt den Titel: „Psalterium Romana lyra redditum“ (Regensburg 1859, Fr. Pustet, 8°.), eine im eleganten Latein ausgeführte Uebersetzung des Davidischen Psalters. Beide Arbeiten, welche einen feinfühlenden Poeten und einen tüchtigen Philologen bekunden, erhielten in Folge der Zeitwirren lange nicht die verdiente Beachtung. Kleinere poetische Arbeiten, wie z. B. das epische Weihgedickt auf die Votivkirche: „Cäsar und Ostra“ und „Der Wunderstrauss“ veröffentlichte P. in dem im Jahre 1854 von Heliodor Truska herausgegebenen[WS 1] „Frühlingsalbum“. Eine größere Anzahl von poetischen Arbeiten und prosaischen Abhandlungen, historischen, philosophischen, rhetorischen Inhalts, darunter der dramatische Oratoriumstext „Heli“, die Abhandlung „Ueber Wesen und Bedeutung der Poesie“ die „Rede über Auswanderung“, sehen in Handschrift gelegentlich dem Drucke entgegen.

Kehrein (Joseph), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert (Zürich, Stuttgart und Würzburg 1868 u. f., Leop. Wörl, gr. 8°.) Bd. II, S. 13. – Parlaments-Album. Autographirte Denkblätter der Mitglieder des ersten deutschen Reichstages (Frankfurt a. M. 1849, Schmerber, kl. Fol.) S. 130 u. 163. – Kurz (Heinrich). Geschichte der deutschen Literatur mit ausgewählten Stücken aus den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller (Leipzig 1853 bis 1868, B. G. Teubner, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 350. – Hagn (Theodorich), Das Wirken der Benedictiner-Abtei Kremsmünster für Wissenschaft. Kunst und Jugendbildung (Linz 1848, Quirin Haslinger, 8°.) S. 95,190, 230, 234, 279, 308.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: herausgebenen.