BLKÖ:Pogatschnigg, Valentin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Poggi, Cesare
Band: 23 (1872), ab Seite: 24. (Quelle)
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Pogatschnigg, Valentin (Schriftsteller, geb. in Kärnthen um das Jahr 1840). Beendete die Gymnastalstudien im Jahre 1859 zu Klagenfurt und begab sich dann nach Wien, wo er durch zwei Jahre juridische, historische und philosophische Fächer hörte, worauf er nach Gratz ging und dort im Jahre 1862 die Rechtsstudien beendete. Indem er ein Jahr noch verschiedene historische und philosophische Collegien besuchte und die philosophische Doctorwürde erlangte, wurde er dann Supplent an der Handelsakademie in Gratz und trat im Jahre 1864 daselbst bei der Statthalterei in den Staatsdienst, in welchem er noch zur Stunde thätig ist. Neben diesem seinem amtlichen Berufe beschäftigt sich P. mit [25] großer Vorliebe mit culturhistorischen Arbeiten und hat nach dieser Richtung hin schon manchen schätzenswerthen Beitrag veröffentlicht; Volksmärchen, Volkssagen, Volkslieder und Volksbräuche sind die Gebiete, auf welchen er sammelt, forscht und vergleicht, und so veröffentlichte er im Jahresberichte der Akademie für Handel und Industrie in Gratz 1864 die Abhandlung: „Die Wälschen in der Sage, ein Beitrag zur Geschichte des Bergwesens und Handels“; der Verfasser stellt darin 59 Sagen zusammen, welche alle von Venedigern, Venetianermännchen, Wälschen handeln, die als Stein- und Erzsucher aus dem nördlichen Italien in die Gebirge kommen, dort auf Gold und Silber schürfen und ebenso geheimnißvoll verschwinden, wie sie gekommen sind; er weist das Vorkommen dieser Sage im Harz, Thüringerwalde, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Riesen- und Isargebirge, in den Sudeten, am Oetscher, in Tirol, Salzburg, Steiermark, Kärnthen und in der Schweiz und ihre Erwähnung in der Literatur vom 15. bis zum 18. Jahrhunderte nach; in Bezug auf den aus diesen Sagen zu gewinnenden historischen Kern knüpft P. dieselben sehr glücklich an den schon in der Keltenperiode betriebenen Bergbau in den Alpen, an die fahrenden Leute des 12. Jahrhunderts und an die Alchymisten und Adepten des ausgehenden Mittelalters an und bringt schließlich auch die zwischen Italien und Deutschland seit den ältesten Zeiten bestehenden Handelsbeziehungen, namentlich den im Mittelalter so stark betriebenen Kleinhandel und Schmuggel italienischer Hausierer damit in geschickte Verbindung; – ferner veröffentlichte er in Franz Pfeiffer’s „Germania“, Bd. XI, Heft 1: „Beiträge zur deutschen Mythologie und Sittenkunde in Kärnthen; – im Unterhaltungsblatte Hoch vom Dachstein: „Dorforiginale“; – in der Zeitschrift Draupost 1863: „Die Christophlegende“; – im Unterhaltungsblatte Alpenblätter 1865: „Die Sage vom Ritter Staufenberg und der Wunschfrau“; – „Zur volksthümlichen Naturanschauung“; – „Das Leben des Brauches“; im kärnthnerischen Unterhaltungsblatte Carinthia 1860–1866: „Wetterbegriffe“; – „Herd und Familie“; – „Häuser-Aufschriften und Spruchverse“; – „Ortsneckereien“; – „Märchen aus Kärnthen“ (25 Nummern); – „Ueber altslovenische Schicksalsfrauen“; – „Die Rauhnächte“; – „Margaretha Maultasche in der Volksüberlieferung der Alpenländer“; – in der Gratzer Tagespost: „Der Allerseelentag“; – in der Gratzer Zeitung: „Weihnachten auf dem Lande“; – „Ein Naturgenie aus dem Gailthale“; – „Ein Capitel vom Aberglauben, zur Naturgeschichte des kärnthnerischen Teufels“; – „Volksthümlicher Humor“; – „Stammesüberreste auf kärnthnerischem Boden“ u. s. w. Schließlich hat er in neuester Zeit in Gemeinschaft mit Dr. Em. Herrmann in zwei Bänden: „Deutsche Volkslieder aus Kärnthen“ (Gratz 1868 und 1870, Jos. Pock, 8°.), wovon der erste Band die „Liebeslieder“, der zweite Band „Lieder vermischten Inhalts“ aus Kärnthen enthält, herausgegeben.

Presse (Wiener polit. Blatt) 1868, Nr. 299, im Feuilleton.