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BLKÖ:Rangheri, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rank, G. F.
Band: 24 (1872), ab Seite: 335. (Quelle)
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Rangheri, Joseph (Seidenzüchter, geb. zu Gera am Lago di Como in der Lombardei im Jahre 1760, gest. zu Prag 2. December 1832). Joseph R. war Handelsmann und um das J. 1776 aus Italien nach Prag gekommen, wo er sich seßhaft und durch seine Bemühungen um die Hebung der Maulbeerbaumcultur und Seidenzucht bekannt und verdient machte. Schon früher war in dieser Richtung Einiges geleistet worden. Die Seidencultur hatte der Ingenieur-Major Karl Cremeri in Gemeinschaft mit dem Theaterunternehmer Locatelli im Jahre 1749 zuerst in Böhmen eingeführt. Später fiel die von Cremeri in den Prager Stadtgräben angelegte Maulbeerpflanzung dem wälschen Spitale zu, als aber dieses im Jahre 1789 aufgehoben wurde, ging auch die Anpflanzung ein, mittelst welcher jährlich an 4000 Pfund rein gesponnener Seide gewonnen wurden. Erst als im Jahre 1813 Joseph Rangheri von dem Ritter von Schönfeld das Maulbeerpflanzrecht mit den noch wenigen übrig gebliebenen, alten und verwahrlosten Bäumen erkaufte, um eine neue Pflanzschule für Maulbeerbaum- und Seidenzucht zu errichten, begann er von neuem, doch erst nach Bewältigung mannigfacher Hindernisse, die Pflege dieses vollends vernachlässigten Industriezweiges, denn man beanständete ihm das seit vielen Jahren unterbliebene Vermehren der Bäume in den Stadtgräben. Nichtsdestoweniger war R. bemüht, diesen Culturzweig, so weit es ihm die Verhältnisse ermöglichten, zu heben. Unweit des Roßmarkt-Thores legte er 1813 eine Schule für Seidencultur an und gab, um der Pflege dieses Culturzweiges in den verschiedenen, namentlich den unteren Schichten der Bevölkerung Eingang zu verschaffen, eine Schrift über den Unterricht in der Seidencultur in Böhmen heraus, welche K. I. Tham[WS 1] unter dem Titel: „Poučení o dobýváni hedbáví v Čechách“ in’s Čechische übersetzte. R. widmete das Büchlein der böhmischen Landwirthschaftsgesellschaft[WS 2], um dieselbe für diesen Gegenstand in’s Interesse zu ziehen, die Regierung aber unterstützte sein Beginnen durch Vertheilung desselben unter den Landgemeinden. – Aber erst seinem Sohne Heinrich sollte es vorbehalten bleiben, diesen Culturzweig zum erwünschten Aufschwungs zu bringen. Diesem gelang es zwei Jahre nach des Vaters Tode, im Jahre 1834, von Seite der Hofkanzlei im Einverständniß mit dem Hofkriegsrathe das neuerliche [336] Recht zu erwerben, die Wallgräben der Stadt mit Maulbeerbäumen bepflanzen zu dürfen. Nun entwickelte er eine solche Thätigkeit, daß er die Zahl der Maulbeerbäume bis auf 5000 brachte, wodurch die Stadtgräben zwischen dem Korn- und Pořičer-Thor das jetzige schöne, gartenartige Aussehen erhielten, und seine Seidenraupenzucht eine ansehnliche Menge Seide lieferte. Fand auch sein Beispiel nur vereinzelnte Nachahmung und seine Aufmunterung nur wenig Anklang, so ließ er seinen Eifer doch nicht erkalten und verblieb ein getreuer Pfleger dieser Cultur des Heimatlandes seiner Eltern. Die Seidenwürmerzucht wurde lange Jahre im Rangheri’schen Hause am Bergstein betrieben. Erst als er um das Jahr 1840 ein in Wrschowic angekauftes Feld von 18 Metzen Area in den gegenwärtigen Rangheri’schen Garten verwandelt hatte, verlegte er dieselbe in einen eigenen Saal des dort erbauten stattlichen Hauses. Heinrich Rangheri strebte auch bei der k. k. patr. ökonomischen Gesellschaft die Bildung einer Seidenbausection an. Ferner hat Heinrich Rangheri sich als Pomolog rühmlich hervorgethan. In seinem Garten cultivirte er die ausgezeichnetesten Obstsorten; namentlich sind seine reichhaltigen und schönen Pflaumen- und Weintraubensorten berühmt. Bei dem pomologischen Verein that er sich insbesondere durch seine kenntnißreiche, unverdrossene und mühevolle Verwendung in Prüfung der Obstsorten, so wie durch seine Obstausstellungen hervor. – Große Verdienste erwarb er sich auch als Director des italienischen Waiseninstitutes, dessen provisorische Leitung er unmittelbar nach dem Tode seines Vaters übernommen hatte und führte, bis er Ende Juli 1834 zum definitiven Director berufen wurde. Im nächsten Jahre ging zwar das Amt auf einen Anderen über, kam aber schon im Jahre 1836 an Heinrich Rangheri zurück, der es nun bis Ende Juli 1855 versah. Das Institut gewann unter seiner umsichtigen Leitung wesentlich und namentlich war er für Vermehrung des Stammvermögens bedacht. Noch ließ er auf eigene Kosten die Capelle des wälschen Spitals restauriren und auch sonst die Räumlichkeiten der seiner Obsorge anvertrauten Anstalt herstellen; zugleich sorgte er mit aller Umsicht für die geistige und leibliche Pflege der in ihr befindlichen Zöglinge. Heinrich R. starb am 12. Jänner 1857. – Sein Sohn Joseph setzt die von seinem Vater und Großvater begonnene Pflege der Seidencultur mit dem besten Erfolge fort.

Bohemia (Prager polit. und belletrist. Blatt, 4°.) 1857, Nr. 14, S. 79, u. Nr. 19, S. 110.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: K. H. Tham.
  2. Vorlage: Landwirthsschaftsgesellschaft.