BLKÖ:Reiß, Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Reiß, Franz
Band: 25 (1873), ab Seite: 252. (Quelle)
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Reiß, Anton (berühmter Orgelbauer, geb. zu Trautenau in Böhmen im Jahre 1741, gest. zu Prag 30. April 1815). Nachdem er die Kunst des Orgelbaues erlernt, übte er dieselbe mit gutem Erfolge in Wien, Breslau, Dresden und Prag aus, an welch letzterem Orte er sich häuslich niederließ und bald so gesucht war, daß er zu großer Wohlhabenheit gelangte. Er erhielt die Stelle eines Orgelbauers und Aufsehers der Orgelwerke an der Prager Metropolitan- und Strahowerkirche. Nebstdem beschäftigte er sich und mit gutem Erfolge mit dem Fortepianobaue. Von den von ihm während einer vieljährigen Thätigkeit aufgeführten Orgelwerken sind nennenswerth: die Orgel in der ehemaligen Paulanerkirche zu Prag. Nach Aufhebung dieses Ordens wurde die Orgel in der Kathedrale zu Leitmeritz wieder aufgestellt; – die zwei Orgeln für die Stadt- und die Franziskanerkirche zu Schlan; – die Orgel für die Pfarrkirche zu Monetin im Pilsner Kreise; – jene für die Servitenkirche zu Rabenstein; – für die Stiftskirche der Cisterzienser zu Königssal nächst Prag; – für die Collegiatkirche auf dem Wissehrad [253] in Prag im Jahre 1795; – in einer Pfarrkirche unweit der Stadt Neuhaus im Jahre 1802; – ferner hat er die prächtige, vormals in der Karlskirche in der Prager Neustadt aufgestellt gewesene Orgel im Jahre 1790 in der Pfarrkirche zu Heyde im Leitmeritzer Kreise in veränderter Lage neu aufgerichtet; – in seinem Geburtsorte Trautenau eine auf seine Kosten angekaufte Orgel mit vielen Veränderungen vermehrt und aufgestellt; – im Jahre 1796 die große Orgel in der Strahower Stiftskirche überbaut und die kleine Orgel daselbst im Jahre 1797 neu hergestellt; – und zu Holetitz bei Saatz ein schönes Positiv aufgestellt. Man rühmt seinen Werken nicht nur große Schönheit in ihrer äußeren Ausstattung, sondern auch vollen, ja gewaltigen Ton mit ungemein reiner Modulation nach. Dabei weit entfernt, mit irgend einer Geheimnißkrämerei groß zu thun, richtete er seine Werke so ein, daß bei allenfalls eintretenden Fehlern jeder Orgelbauer dieselben leicht auffinden und herstellen konnte. R., der im Alter von 74 Jahren starb, liegt auf dem Wolschaner Friedhofe in Prag begraben.

Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, J. G. I. Breitkopf, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 265. – Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 558. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 309.