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BLKÖ:Schönlaub, Fidelis

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 31 (1876), ab Seite: 164. (Quelle)
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Schönlaub, Fidelis, auch Johann Fidelis (Bildhauer, geb. zu Wien 24. April 1805). Sein Vater Franz (geb. 1765, gest. zu Wien 27. September 1832) war Hofbildhauer in Wien, von dem noch 1820 in der Jahres-Ausstellung in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna in Wien ein in Wachs auf Glas bossirtes Basrelief: „Die Grablegung Christi“ vorstellend, zu sehen war. – Der Sohn erlernte seiner Kunst zunächst bei seinem Vater, dann, 1819, trat er als Zögling in die k. k. Akademie der bildenden Künste und bildete sich unter Director Klieber [Bd. XII, S. 92] in seiner Kunst aus. In der Akademie erhielt S. drei Preise, 1826 den ersten, den von Freiherrn Gundel für Bildhauer bestimmten; 1829 den Neuling’schen für Modelliren nach der Natur und 1830 einen der zwei für die Bildhauerclasse gestifteten Hofpreise. Nun arbeitete S. sieben Jahre im Atelier des Directors Klieber, wodurch er nicht nur sich praktisch unter tüchtiger Leitung fortbildete, sondern auch, da er anständig honorirt wurde, von den die Künstlerseele selten erhebenden, vielmehr niederdrückenden Sorgen befreit war. Als sich aber dem jungen Künstler nur zu bald die Wahrnehmung aufdrang, daß für seine Kunst in Wien nicht so bald eine Zukunft sich erschließe, so entschied er sich, wie schon Andere vor ihm gethan, sein Glück in der Fremde zu versuchen, und begab sich 1830 nach München, wo eben unter Schwanthaler die Bildhauerkunst ihr Auferstehungsfest feierte. In München setzte S. seine Studien in der kön. Akademie fort, trat aber gleich bei Schwanthaler ein, der eben damals mit der Ausführung der Basreliefs mit den Reitergruppen für die neuerbaute Reitschule des Fürsten Thurn und Taxis in Regensburg beschäftigt war, an denen S. sofort mitarbeitete. Seine Geschicklichkeit und sein Fleiß gewannen ihm bald des Meisters ganzes Vertrauen, welcher ihn zum Gehilfen in den Arbeiten, die er in Rom im Auftrage des Königs Ludwig I. für die Walhalla in Regensburg ausführen sollte, erwählte. So reiste S. mit seinem Meister im Herbste 1832 nach Rom. Nach etwa dreivierteljährigem Aufenthalte daselbst, während welchem er an den Mittelfiguren des Walhallagiebels und an den beiden, Oesterreich und Preußen vorstellenden Gruppen mitgeholfen, verließ er die Tiberstadt, um in seine Vaterstadt Wien [165] zurückzukehren, aber noch in Innsbruck besann er sich eines anderen und reiste wieder nach München, wo ihn wieder Schwanthaler für sich gewann und bei verschiedenen Arbeiten verwendete, so bei mehreren Statuetten für die neue Pinakothek, bei verschiedenen, für den kön. Thronsaal bestimmten Sculpturen, dann bei dem herrlichen Barbarossa-Fries u. s. w. Bis 1835 arbeitete S. in Schwanthaler’s Atelier, blieb aber auch ferner des Meisters treuester Freund bis zu dessen, leider zu früh (1848) erfolgten Tode. So leitete er interimistisch während Schwanthaler’s langjähriger Krankheit von November 1839 bis Februar 1849 mit wenigen Unterbrechungen den praktischen Unterricht in der Bildhauerschule der kön. Akademie in München. Fortan geht des Künstlers Leben in einer Reihe von Werken auf, die ihm unter den Künstlern, namentlich Holzbildhauern der Neuzeit, eine ehrenvolle Stelle sichern. Hier lassen wir nun eine der möglichsten Vollständigkeit sich annähernde Uebersicht der Arbeiten Schönlaub’s folgen, unter denen wenigstens keine bedeutende fehlen soll; so beschickte der Künstler im Jahre 1834 den Münchener Kunstverein mit einem Gypsrelief, die „Rückkehr des verlorenen Sohnes“ darstellend; – vollendete im Jahre 1836 ein „Noli me tangere“ und eine „Madonna mit dem Kinde“ in Relief aus Carrara-Marmor; in diesem Jahre erhielt er auch von König Ludwig den Auftrag zur Anfertigung von 22 kleinen Statuen aus Stein für den Dom in Bamberg und des Taufsteins mit den Darstellungen der sieben Sacramente in Relief für dieselbe Kirche. Diese Reliefarbeiten wurden 1842 von Professor Steinheil im galvanoplastischen Wege hergestellt; für eine Statue für Modell und Ausführung in Stein wurden vier Louisd’or bezahlt; – fernere Werke des Künstlers sind die Reliefs am Seminargebäude in München und die Holzsculpturen im neuen Betsaale des Krankenhauses der barmherzigen Schwestern ebenda; – in den Jahren 1837 und 1838 die Holzsculpturen für die Mariahilferkirche in der Vorstadt Au ebenda, darunter drei große Reliefs für den Hochaltar, sechs Statuen für die beiden Seitenaltäre; auf dem Hochaltare sieht man Christus am Kreuze mit Maria, Johannes und Magdalena, zu den Seiten Ludwig und Theresia in sinniger Beziehung zum Königshause: nämlich dem h. Ludwig wird das Modell einer Kirche, der h. Theresia die Stiftungsurkunde ihres Ordens überreicht; unter den Ueberreichern der Kirche hat Schönlaub sich selbst und den Architekten der Kirche, Ohlmüller, dargestellt; Schönlaub hatte, da die Kirche in altdeutscher Form gebaut war, sich bei der Ausführung seiner Bildwerke möglichst diesem Style zu nähern bemüht; – im Jahre 1841 die Leidensstationen für die nämliche Kirche, die Figuren in Linden-, die Architectur in Eichenholz (Preis 10.680 fl.); – die Giebelblume für das neue Kunstausstellungsgebäude in München aus Salzburger Untersberger-Marmor (1250 fl.); – mehrere Marmorarbeiten für die Ruhmeshalle bei München, darunter Büsten aus weißem Marmor von Schlanders in Tirol, und zwar jene des Obersten Balthasar Neumann, des Erbauers des Schlosses in Würzburg, des Conrad Celtes, des Dichters Jacob Balde, des Botanikers Franz de Paula Schrank, des Optikers Joseph von Fraunhofer (à 440 fl.) und einige Metopen aus Untersberger-Marmor; – im Jahre 1843 zwei große [166] Trophäen für die verunglückte Feldherrnhalle in München aus Kalkstein (à 600 fl.); – im Jahre 1844 mehrere Heiligenstatuen aus Lindenholz für die neuerbaute Ludwigskirche: – in den Jahren 1846 bis 1848 die gesammten Sculpturen an der Bonifaciuskirche (sogenannte Basilica in München), darunter acht Statuen für das Stift selbst aus Lindenholz, drei für das Innere der Kirche, an den drei Hauptthoren die symbolischen Bilder aus Eichenholz in acht Feldern, die Symbole des Christenthums (Hauptportal), der Evangelien (links) und der Episteln (rechts) darstellend; ferner die zu beiden Seiten des Hauptthores stehenden, sieben Schuh hohen Statuen der Apostel Petrus und Paulus aus Kalkstein (à 877 fl.) nebst vielen Modellen zu Kirchenparamenten; – im Jahre 1851 ein großes Monument-Relief aus Marmor für den in Italien auf dem Schlachtfelds gebliebenen kais. General Wilhelm Fürsten Thurn und Taxis und der Altar im Schlosse Hradek im Auftrage des Grafen Harrach: – im Jahre 1853 im Auftrage des Prälaten von Kremsmünster, Thomas, die eilf Schuh hohe Statue Salvator mundi aus Eichenholz (500 fl.) und die aus Zinkguß geformte Trophäe für das Monument des Feldzeugmeisters Baron Rath auf dem Linzer Friedhofe, ferner Holzschnitzwerke aus Lindenholz für den Bischof von Passau: – im Jahre 1854 ein Granit-Monument mit Marmor-Relief für den Friedhof zu Kremsmünster, und die Modelle zu mehreren auf den Münchener Friedhöfen aufgestellten, in Bronze ausgeführten Grabdenkmälern: – im Jahre 1856 im Auftrage des Gemeinderathes der Stadt Steyr in der dortigen Stadtpfarrkirche der 48 Fuß hohe Votivaltar, anläßlich der Rettung des Kaisers Franz Joseph aus Mörderhand gestiftet (mit Einschluß aller Bildhauer-, Schreiner- und Vergolderarbeiten und Aufstellung am Orte seiner Bestimmung 6600 fl.); – im Jahre 1857 für Münnerstadt in Unterfranken ein Kreuzweg aus Kalkstein in Hautrelief und nach eigener Composition (sammt Steinlieferung 1632 fl.); – im Jahre 1859 ein gothischer Altar nebst Kanzel und einer Heiligenstatue für die Kirche zu Sippachzell und ein kleinerer, gleichfalls gothischer Altar mit den Statuen des h. Joachim und h. Joseph für die Kirche zu Wartberg in Oberösterreich; – in den folgenden Jahren entstanden neben vielen kleineren Arbeiten für die im Ausbaue begriffenen Thürme der Regensburger Domkirche fünf Statuen aus Kalkstein, jede fünf Fuß hoch, und im Auftrage des Passauer Bischofs fünf kolossale (12 Fuß hohe) Heiligenstatuen für die Domkirche daselbst, gleichfalls aus Stein. Außer den schon erwähnten Leidensstationen in der Münchener Aukirche und zu Münnerstadt vollendete S. noch drei Kreuzwege in Passau, jeden derselben in verschiedener Composition; zum Andenken an den Kaiser Maximilian von Mexiko ein allegorisch componirtes Hautrelief, wofür Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph dem Künstler den Brillant-Chiffrering zustellen ließ: vier Statuen für das Stift in Meran; und in der Jahres-Ausstellung 1858 bei St. Anna in Wien waren zu sehen: ein „Christus am Jacobsbrunnen“, Relief aus Marmor (350 fl.); – „Maria, sitzend, mit dem segnenden Jesukinde; zu beiden Seiten Engel, welche Leuchter halten“, aus Gyps (950 fl.). Schönlaub’s Arbeiten zeichnen sich durch anatomische Correctheit, Anmuth der Form und reinen Faltenwurf aus. Unter seinem Meißel, den er mit seltener Gewandtheit und [167] Sicherheit handhabt, verschwindet die Sprödigkeit des Stoffes, und vornehmlich seine Holzarbeiten gehören zu dem Gelungensten, was in dieser Art zur Zeit geleistet wird. In der Jahres-Ausstellung 1830 in der Akademie der bildenden Künste zu St. Anna in Wien erscheint unter den Bildhauerarbeiten eine Gypsstatue: ein „St. Sebastian, an einen Baum gebunden, von Pfeilen durchschossen“, von Friedrich Schönlaub. Der Taufname Friedrich dürfte hier wohl ein Fehler und der Verfertiger dieses St. Sebastian auch unser Fidelis Schönlaub sein.

Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. VII, S. 1227. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Angefangen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 481. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XV, S. 475. – Zellner’s Blätter für Musik, Theater u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1857, Nr. 69. – Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namens F. Schönlaub. Joseph Bauer (lith.), Wien. Septbr. 1857. Gedr. bei Jos. Stoufs, Wien (Fol.).