BLKÖ:Schaitberger, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schainowitz, Johann
Band: 29 (1875), ab Seite: 90. (Quelle)
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Schaitberger, auch Scheidberger, Joseph (Bauer, geb. zu Dürrenberg nächst Salzburg 10. März 1658, gest. zu Nürnberg 2. October 1733). Seine Eltern Johann Schaitberger und Magdalena geborne Damer, Bauern und Bergleute in den Salzburgischen Salzwerken, waren heimlich der lutherischen Lehre zugethan und unterrichteten auch ihren Sohn, der gleichfalls seinem Stande treu blieb, in derselben. [91] Sein Bruder, Ortsschullehrer, unterwies ihn im Lesen, Schreiben und Rechnen. Später wurde er wie sein Vater Bergmann und übernahm nach dessen Tode das kleine Bauerngut, das er mit seinem Weibe Magdalena Kemmlin aus Berchtesgaden bewirthschaftete. Als im Jahre 1686 im salzburgischen Teffereggerthal die Religionsbewegung, welcher sich auch S. angeschlossen, ausbrach, wurde S. in Ketten vor das Hofgericht nach Salzburg geführt, und da er freimüthig seine Aussagen machte, zwei Monate hindurch im härtesten Gefängniß gehalten, während welcher Zeit zwei Kapuziner vergebens seine Bekehrung versuchten. Er mußte nun sein Bekenntniß schriftlich aufsetzen, wurde dann zur Buße zwölf Tage lang bei Wasser und Brot eingesperrt, hierauf entlassen und mit Zurückbehaltung seiner Kinder (drei Töchter) und Confiscation seines Vermögens für ewig, nebst mehreren Tausenden seiner Landsleute, aus seinem Vaterlande verwiesen. S. wanderte nun nach Nürnberg und stahl sich zweimal, um seine Kinder und Anverwandten abzuholen, heimlich und mit Lebensgefahr in’s Salzburgische, und erst auf der zweiten Reise, die erste war erfolglos gewesen, hatte er seinen Bruder, dessen Frau und dessen zwei Töchter glücklich aus dem Lande gebracht. Von seinen eigenen Töchtern reiste in der Folge eine heimlich nach Nürnberg, in der Absicht, ihren Vater wieder zum katholischen Glauben zu bekehren, was ihr nicht gelang, wohl aber gewann der Vater sie für seine Lehre. Sie ließ nun ihren Mann und ihr Vermögen im Salzburgischen zurück und blieb bei ihrem Vater im Nürnbergischen, wo sie sich kümmerlich mit Stricken ernährte. Schaitberger fristete in Nürnberg sein Leben von Taglöhnerarbeit, bis er endlich eine Pfründe im sogenannten Karthäuserkloster der zwölf Brüder erhielt, in welchem er im Alter von 75 Jahren starb. Nach dem Tode seiner ersten Frau heirathete S. zum zweiten Male eine Nürnbergerin, Katharina geb. Bröhenberger, welche ihm vier Söhne gebar. Bald nach seiner Verbannung aus der Heimat gab S. heraus: „Evangelischer Sendbrief (Schwabach 1688, 1710 und noch öfter; oft auch nachgedruckt). In seinen letzten Lebensjahren erschienen noch von ihm: „Gottlieb’s tägliche Gedanken, das ist gläubiger Christen geistliches Hand- und Gebetbüchlein“ (Nürnberg 1729 und 1731 und noch öfter, 12°.); – „Neu vermehrter evangelischer Sendbrief, darinnen 24 nützliche Bücher enthalten; geschrieben an die Landsleute in Salzburg und andere gute Freunde u. s. w., sammt einem Anhang“ (Nürnberg 1732, 8°.); – „Schreiben an den Herrn Senior Samuel Urlsperger in Augsburg aus Nürnberg den 29. August 1732“; – „Schreiben an Herrn Dr. Schellhorn aus Nürnberg vom 3. Jänner 1733“. Die in der obgenannten Schrift erwähnten 24 nützlichen Bücher erschienen früher in einzelnen Blättern und Bogen ohne Jahrzahl und Druckort unter verschiedenen Titeln, als: „Christliches Religionsgespräch vom wahren und falschen Christenthum“, – „Ein Tractätlein vom Jünglinge und alten Manne“, – „Geistlicher Christenspiegel“, – „Die güldene Nährkunst der Kinder Gottes“, – „Nützliche Todesgedanken“, – „Evangelische Sterbeschule“,-- „Die bußschallende Gerichtsposaune“, – „Die vier Religionsfragen“, – „Tractätlein von der Kindertaufe“, – „Von englischen Erscheinungen“, – „Antwort aus einen Brief eines Nicodemiten“ u. s. w., u. s. w., welche Schriften in vielen Tausenden von Exemplaren verbreitet wurden. Schaitberger, [92] der in Wetzer’s und Welte’s „Kirchenlexikon“ fehlt, wo er doch nicht fehlen sollte, stand bei seinen Zeitgenossen in nicht geringem Ansehen, er hat mit den vorerwähnten Schriften seiner Zeit viel gewirkt, und vornehmlich waren es dieselben, die zunächst die Verbreitung der protestantischen Religion in Salzburg veranlaßten.

Urlsperger, Zuverlässige Nachricht von Joseph Schaitberger (Augsburg 1732, 8°.). – Schelhorn, Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie und Literatur, 1762, Stück III, S. 494–510. – Zauner, Chronik von Salzburg, fortgesetzt von Corbinian Gärtner (Salzburg 1810, 8°.) Thl. VIII, S. 519. – Zur salzburgischen Biographik (Salzburg 1872, Fr. Endl, kl. 12°.) S. 77, Nr. 300. – Porträt. Unterschrift: Joseph Schaitberger, ein ehmaliger Emi- | grant aus dem Saltzburgischen Tefferecker Thal. | Seht diesen Joseph an, dem jene Joseph gleichen, | Dem Rom ein Scheidberg war, der aus dem Thal wollt’ weichen | der vollen Finsterniß. Des Buch wie Saltz so gut, | Den Sion’s Burg erhöht, der stets in Jesu ruht. (Ohne J., O. u. Kupferst.) [ein offenbar sehr ähnliches und bereits seltenes Bildniß, worin Schaitberger’s Name und Geburtsland geschickt in das Xenion verwebt sind].