BLKÖ:Schiffmann, Jost
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 29 (1875), ab Seite: 296. (Quelle) | |||
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[297] in Oesterreich, und zwar seit 1855 jene in Prag und seit 1859 die monatlichen des österreichischen Kunstvereins. Von diesen letzteren sind zu nennen im Jahre 1859, im Jänner: „Herbstabend am Vierwaldstättersee“ (280 fl.);– März: „Heisser Mittag am Wallenstädtersee“ (320 fl.); – 1860, im März: „Landschaft mit See“ (60 fl.); – 1868, im November: „Die Ruinen van Neu-Habsburg am Vierwaldstädtersee“ (300 fl.); – December: „Herbstmorgen am Bodensee“ (120 fl.); – 1869, im Mai: „Herbstmorgen am Vierwaldstädtersee“ (190 fl.); – 1870, im Juni: „Morgen bei Andernach am Rhein“ (120 fl.); – „Aufgang in den Huss-Kerker im Schlosse Gottlieben bei Constanz“ (100 fl.); – October-November: „Ein altes Reichsstädtchen bei Mondnacht“ (350 fl.); – 1871, im November: „Nebelmorgen bei Andernach am Rhein“ (80 fl.); – 1872, im Jänner: „Alter Strandthurm an der Elbe“ (90 fl.); – Februar: „Morgen am Waldstädtersee“ (60 fl.); – Juni: „Alter Strandthurm an der Elbe“ (100 fl.); – „Abend bei Luzern am Vierwaldstädtersee“ (80 fl.); – in der I. großen internationalen Kunstausstellung im Künstlerhause in Wien im April 1869: „Ein Nebelmorgen bei Lindau am Bodensee“ (600 fl.); – in der Prager Ausstellung im Jahre 1855: „Eine Dorfkirche an einem Sonntagmorgen im Herbste“ (90 fl.); – 1863: „Winternacht in einer Abtei“ (150 fl.); – „Mondnacht in einem bayerischen Gebirgsdorfe“ (100 fl.); – 1867: „Schiffe am Rhein“ (66 fl.); – „Alter Thurm bei Cöln am Rhein“ (120 fl.). Seit 1872 hat S. seine künstlerische Thätigkeit nicht eingestellt, aber doch unterbrochen, da er in einen neuen Wirkungskreis eintrat, in welchem ein künstlerisches Auge alsbald entdeckte, was zunächst noththat. Der zufällig in Salzburg erfolgte Tod eines Kindes bewog die Gattin des Künstlers, um dem Grabe des geliebten Kindes nahe zu sein, denselben zur Uebersiedelung nach Salzburg zu bestimmen. Dort trat S. als Custos und Nachfolger Johann Riedl’s [Bd. XXVI, S. 93] an dem von Vincenz Mor. Süß gegründeten städtischen Museum in Salzburg ein und hat eine ganz neue Aufstellung der dort vereinten archäologischen und culturhistorischen Schätze durchgeführt. Man muß die Aufstellung vor Schiffmann gekannt haben, um vollends zu würdigen, was S. mit feinem Verständnisse in den wirklich unzulänglichen und erst umgestalteten Oertlichkeiten in kürzester Frist geleistet hat. Er hat die Räume in sechs Zimmer und eine Capelle verwandelt und diese sechs Zimmer mit den vorhandenen alterthümlichen Gegenständen, als Möbel, Stoffe, Geräthschaften, Bilder und andere Kunstwerke, stylgerecht nach der Sitte des XVI. und XVII. Jahrhunderts als Wohn-, Besuch-, Speise- und Schlafzimmer eingerichtet. Der Besucher des Museums sieht sich wirklich in jene Zeit versetzt und erblickt um sich in künstlerischer Einheit und Zusammengehörigkeit Culturgegenstände aller Art, die ihn ebenso anheimeln, als wehmüthig anmuthen. Für den Besucher und Beschauer wirkt diese Art Aufstellung im hohen Grade fördernd und belehrend, und bringt ihm Vieles zum Verständnisse, was er, als alten Plunder und des Aufhebens unwerth, sonst mitleidig und stolz belächelte. Von den neuen Aufstellungen sind nach den einzelnen Zimmern gute photographische Aufnahmen angefertigt worden. Es ist nur noch ein mit Sachkenntniß und Umsicht redigirter Katalog zu wünschen, vielleicht in zwei Ausgaben, in einer compendiarischen für die Besucher überhaupt; in einer die einzelnen [298] Gegenstände näher nach ihrer Bedeutung, ihrem Ursprung und ihrem Werthe darstellenden für Alterthumskenner und Culturhistoriker. Leider hat S. bei dieser aufreibenden Thätigkeit den Pinsel bei Seite legen müssen, und durch seinen Dienst an einen Ort, ja an eine Stelle gefesselt, ist zu besorgen, daß der feinfühlige Landschaftsmaler im gewissenhaften Musealcustos aufgehe. Als Maler war S. von Kennern, welche seine Bilder zu würdigen verstanden, geschätzt. Er zeigte einen feinen Sinn für energische, breite Farbengebung und markige, saftige Behandlung. Je länger man seine Bilder, die auf den ersten Blick ganz und gar nicht auffielen, betrachtete, desto mehr fesselten sie, man sah es ihnen an, es waren nicht gemalte Landschaften oder Ansichten, wie man sie zu Dutzenden sieht, es lag in ihnen etwas, was uns wie eine Stimmung beschlich und uns bei längerer Betrachtung ganz wohlthuend anheimelte; bei seinen architektonischen Ausführungen zeigte er correcte Perspective und charakteristische Auffassung. Auch hat man von S. gute Bleistiftzeichnungen.
Schiffmann, Jost (Landschaftsmaler und Custos des salzburgisch-städtischen Museums, geb. zu Luzern in der Schweiz am 30. August 1822). Wurde in seiner Vaterstadt Luzern erzogen, widmete sich dann der Kunst und wurde ein Schüler des ausgezeichneten Landschafts- und Architecturmalers Eduard Gerhart, eines gebornen Erfurters, der aber seit 1837 in München lebt und unter dem Schiffmann sich herangebildet hat. Das erste künstlerische Lebenszeichen gab Jost S. im Jahre 1846 in der Kunstausstellung in Rom, wo zwei Bilder seines Pinsels die Aufmerksamkeit auf sich zogen und sein glückliches Talent gute Standpuncte zur Aufnahme landschaftlicher Puncte zu wählen darlegten. Auf dem einen zeigte er eine Stelle an der Tiber in Roms nächster Nähe, von dessen grüner saftiger Fläche in der Ferne St. Peter im Nebelgewande sichtbar war; auf dem zweiten erblickte man einen Theil des Pinienwäldchens und die Gebäude der Villa Borghese. Von Rom kehrte S. nach München zurück, wo man seinen Bildern öfter in den Kunstausstellungen begegnete, so sah man im Jahre 1853 eine „Standparthie am Wallenstädtersee“ – und „Morgen am Vierwaldstädtersee“, zwei Bilder, welche durch Farbe, Stimmung und Ausführung gleich ausgezeichnet waren; – im Jahre 1854 eine „Abendlandschaft“; – im Jahre 1857 einen „Kirchhof“; – im Jahre 1858; „Erinnerung an den Wallenstädtersee“; – im Jahre 1861 in der Ausstellung zu Cöln: „Mondnacht“; – 1863 wieder in München: „Morgen bei Wesen am Wallenstädtersee“, ein Bild voll behaglichen Lebens und Friedens; – „Andernach am Rhein“ – und „Mondnacht zu Genua“; – im Jahre 1864: „Marienplatz in München“ – und 1867: „Sommernacht in der Villa Doria“. Seit dem Jahre 1855 beschickte S. zeitweise auch die Ausstellungen- Morgenblatt der Bairischen Zeitung (München, 4°.) 1863, Nr. 257, 356; 1864, Nr. 100 u. 101 im „Münchener Kunstbericht“; Nr. 209 u. 210, ebenda. – Prager Zeitung 1868, Nr. 114, im Feuilleton: „Die Gemälde-Ausstellung von 1868°. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) VI. Bd. (1846), Nr. 143, S. 202: „Kunstausstellung in Rom“. – Monats-Verzeichnisse des österreichischen Kunstvereins 1859, 1860, 1868, 1869, 1870, 1871 u. 1872.