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BLKÖ:Schmidinger, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmidinger, A.
Band: 30 (1875), ab Seite: 197. (Quelle)
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Schmidinger, Joseph (Weltpriester, geb. zu Strakonitz in Böhmen 24. October 1801, gest. zu Hostimiř 1. Februar 1852). Der Vater, ein Strakonitzer Bürger, ließ den Sohn studiren, und dieser kam, um die Philosophie zu hören, an die Hochschule nach Prag, dort aber wurde er im Jahre 1824 mit mehreren anderen Collegen wegen studentischer Ausschreitungen unter die Soldaten gesteckt. Nun hatte das Studiren ein Ende, aber da er eine gute Gymnasialbildung besaß und auch sonst tüchtig im Dienste war, wurde er in einigen Jahren zum Officier befördert. Jedoch seine geschwächte Gesundheit gestattete ihm den anstrengenden Waffendienst nicht auf die Dauer. S. erbat sich seine Entlassung und nachdem er diese erhalten, setzte er die unterbrochenen Studien fort. Dem geistlichen Stande sich zuwendend, beendete er die Theologie und erlangte im Jahre 1834 – bereits 33 Jahre alt – die Priesterweihe. Sein Lungenleiden machte ihn für die Ausübung der anstrengenden Seelsorge unfähig, er sah sich also nach einem Ruheposten um und erhielt ihn auch, als ihn der durch Förderung nationaler Interessen allgemein bekannte Anton Veith als Erzieher und Hauscaplan in seine Dienste nahm. Von diesem kam S. zu dem Gutsbesitzer Šafařík in Tezovic. Bereits während seiner Studien zeigte sich S. als begeisterter Anhänger aller nationalen Bestrebungen, da er aber den von Anderen betretenen Weg der literarischen Laufbahn zur Förderung seiner Zwecke nicht einschlagen mochte, gerieth er auf einen eigenthümlichen Ausweg, den Patriotismus und das Nationalgefühl zu wecken und wach zu erhalten. Zu diesem Zwecke erschien ihm kein Opfer zu hoch, keine Arbeit zu groß und auch durch seine Kränklichkeit ließ er sich davon nicht abschrecken. Sobald es ihm die Obliegenheiten seines ohnehin leichten Berufes gestatteten, machte er sich sofort auf den Weg, und zwar zumeist zu Fuß, und ein wahrer Büttel des Patriotismus, suchte er die entlegenen, von dem Treiben des nationalen Lebens noch nicht berührten Ortschaften auf, um dort das schlummernde Nationalgefühl zu wecken und zur Theilnahme an den Bestrebungen und Maßnahmen ihrer Landsleute aufzumuntern. Bei der Ausdauer, um nicht zu sagen Hartnäckigkeit, mit welcher er seine Zwecke verfolgte, gerieth er nicht selten in Unannehmlichkeiten, was ihn aber nicht im Mindesten hinderte, seine Pläne fortzusetzen, sondern ihn vielmehr reizte, seine Anstrengungen zu verdoppeln und so lange in Anwendung zu bringen, bis er aus dem Kampfe mit den Hindernissen, die sich ihm entgegengestellt, als Sieger hervorging. Auf diese Wanderungen begab er sich nie ohne einen gehörigen Vorrath Bücher, darunter vor allen die bekannten, nationale Zwecke fördernde Druckschriften der böhmischen Nation und die der Bruderschaft des h. Johannes sich befanden. Immer einen vollen Schubsack davon, so beschwerlich er ihm auch fallen mochte, mitschleppend, schob er, was er darin nicht unterbringen konnte, in seinen großmächtigen Regenschirm. Er bot einen eigenthümlichen, man möchte sagen grotesken Anblick dar dieser nicht polternde, nicht schreiende, sondern in heimlichen Unterredungen wirkende, leise dahinschleichende Agitator. Niemand verstand es, für die genannten Vereine, [198] welche eine so wichtige Thätigkeit entwickelten, so viele Mitglieder zu gewinnen, wie der unermüdliche Schmidinger, denn er setzte seinen Weg nicht eher fort, bis er nicht alle Bücher an Mann gebracht und Jeden, den er ansichtig geworden und der ihm dazu geeignet erschien, geworben hatte. Fünfzehn Jahre ungefähr gab sich S. bei seiner ohnehin geschwächten Gesundheit diesem aufreibenden Geschäfte hin. Begreiflich, daß endlich die Kraft zu erlahmen begann. Die letzte Zeit seines Lebens zog er sich in das Städtchen Hostimiř zurück. Doch auch dort, obgleich mit einem Fuße schon im Grabe, ließ er in seinen Agitationen nicht eher nach, als bis ihm der Tod für immer die Augen schloß, S. starb im Alter von 51 Jahren. In seinem letzten Willen vermachte er sein ganzes Vermögen, 1000 fl. in Silber, der Matice česka, wogegen seine zurückgebliebenen Angehörigen Einsprache erhoben und die Ungiltigkeitserklärung des Testaments anstrebten, was ihnen jedoch nicht gelang.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VIII, S. 335. –