BLKÖ:Scholl, Franz von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schole (Blumenmaler)
Band: 31 (1876), ab Seite: 203. (Quelle)
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Scholl, Franz von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant im Geniecorps, geb. zu Aachen 8. Jänner 1772, gest. zu Verona 3. September 1838). Er trat im Jahre 1796, nachdem er seine Vorliebe für den Soldatenstand gegen den Willen seines Vaters durchzusetzen gewußt hatte, als Cadet in’s Ingenieurcorps und avancirte durch alle Grade bis 1837 zum Feldmarschall-Lieutenant. Er machte die Feldzüge am Rhein, die Blockade von Venedig mit, focht in der Schlacht bei Leipzig und war bei der Beschießung von Erfurt, Belfort, des Forts St. Andrä und der Blockirung von Besançon thätig. Schon früh wendete er sich eifrig dem Studium der Bau- und Befestigungskunst zu. Bei der Blockade von Venedig (1805) fand er zum ersten Male Gelegenheit, Feldbefestigungsarbeiten nach seiner Idee auszuführen. Sein besonderes Augenmerk war dort der besseren Sicherung der Schanzen gewidmet und die betreffenden Arbeiten verfehlten nicht, die volle Billigung des damaligen Geniedirectors zu erlangen. Es folgten hierauf Befestigungsbauten in Steiermark und Illyrien; der Batterie zu Triest, ein kleiner Bau im permanenten Style; die Befestigung von Altenmarkt, Leutasch, Spital am Pyhrn und der Position bei Prewald, bei welcher S. zum ersten Male Schützengräben anordnete, die sich später so glänzend bewährten. Nach vielen ähnlichen Werken wurde er 1810 als Professor der Befestigungskunst in Wiener-Neustadt angestellt. Seinem Geiste genügte aber diese Stellung nicht. Es fand sich bald Gelegenheit, ihrer los zu werden; denn als der deutsche Bund beschlossen hatte, Ulm zu befestigen, wurde S. an der Spitze einer Commission dahin abgesendet. Er legte seine Ansichten dem Bunde unter dem Titel: „Fortificatorisches Glaubensbekenntniss“ vor, eine Schrift, die noch heute von großem Werthe ist. Im Jahre 1824 nach Mainz zur Leitung der Verstärkungsbauten berufen, unternahm er eine Reihe von Bauten, die zu den interessantesten in der Geschichte der österreichischen Fortification gehören, nämlich der Forts Weißenau, Heiligenkreuz, des Hardenbergs und des Reduits zu Cassel. Im Jahre 1833 leitete er die Befestigungsarbeiten zu Verona und jene an der hohen Aicha bei Brixen; im Jahre 1835 die bei Nauders in Tirol. S. war im Glanzpuncte seiner fortificatorischen Leistungen angelangt. Als der Kaiser die Bauten bei Aicha besichtigt hatte (1838), verlieh er ihm, der schon 1833 in den einfachen Adelstand erhoben ward, das Commandeurkreuz des Leopold-Ordens, dessen Decoration ihm wenige Stunden vor seinem Tode überreicht wurde. Der damit verbundene Freiherrnstand wurde seinem Sohne Heinrich 1839 ausgefertigt. S.’s Ansichten über Befestigungskunst weichen darin hauptsächlich von denen anderer Ingenieure ab, daß er die Lehre der Befestigungskunst auf Grundsätze zurückführt, die erst im Contacte mit den auf die Befestigung Einfluß nehmenden Umständen angemessene Formen hervorbringen. Bei seinen Anlagen im Großen war Scholl vorerst immer bedacht, sich den Besitz der Höhen zu sichern, in so fern diese noch im Bereiche der Vertheidigung lagen. Da, wo sich eine Seite eines zu befestigenden Platzes als eine günstige Angriffsseite aussprach, suchte S. durch Entwickelung breiter Fronten [204] die Excentricität des Feuers möglichst zu vermindern, wobei er die Flügel an Puncte anlehnte, die dem Angriffe entweder schon von Natur aus größere Hindernisse in den Weg legten oder die er durch sehr starke, zuweilen sogar über die Frontlinie hinausgeschobene Werke zu sichern wußte. In der Ueberzeugung, daß kein Platz uneinnehmbar sei. war er der Ansicht, die Vertheidigungskraft dessen liege einzig in der Summe der Verzögerungen, die man dem feindlichen Angriffe entgegensetzen könne. Ein vorzügliches Augenmerk verwendete er auf Anbringung zweckmäßig geformter Reduitsanlagen, die bis dahin sehr wenig berücksichtigt wurden. Eine charakteristische Seite von S.’s Befestigungsweise ist die Sicherstellung der Eingänge, die er der feindlichen Einsicht gänzlich entzog und durch Kreuzfeuer zu decken suchte. In Ansehung seiner Anlagen, welche für den Gebrauch offensiv wirkender Kräfte eingerichtet sind, ist S. der Erste gewesen, der Befestigungen in Ausführung brachte, welche eine massenhafte Anwendung der Offensiv-Vertheidigung zulassen. So hat S. die Befestigungskunst auf eine Höhe gebracht, welche diese seit dem Aufhören der altitalischen und der gleichzeitigen spanischen Befestigungsweise nicht mehr erreicht hat, und er hat nicht nur den Anspruch, sich Oesterreichs Vauban nennen zu lassen, er steht, was die Grundsätze der Befestigungskunst betrifft, weit über diesem. Außer von Oesterreich, das ihm wie bereits erwähnt, den Leopold-Orden verlieh und in Folge dessen sein Sohn nach dem Tode des Vaters den Freiherrnstand erhielt, besaß S. noch von Rußland, Preußen, Bayern, Sachsen, Sicilien und Großherzogthum Hessen Ordensdecorationen.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 26. April 1833. – Hirtenfeld (J.), Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) Jahrg. 1853, Nr. 53–57: „Franz von Scholl, Oesterreichs Vauban“. – Wappen. Ein von Silber, Roth und Blau halb in die Länge und quergetheilter Schild. In dem oberen rechten Felde eine schrägerechts aufwärts gekehrte Scholle (Fisch) in ihrer natürlichen Farbe; in dem oberen linken drei sechsblättrige, durchbrochene und grün bespitzte silberne Rosen, zwei und eine gestellt; in dem unteren Felde endlich auf einem Rasenplatze ein von natürlichen Quaderstücken erbauter runder Thurm mit drei Zinnen, einem geschlossenen schwarzen Thore und zwei Fenstern, zu beiden Seiten mit einem silbernen Stern begleitet.