BLKÖ:Schweigl, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 32 (1876), ab Seite: 354. (Quelle)
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2. Joseph Schweigl (geb. zu Rattenberg in Tirol um das Jahr 1760, Todesjahr unbekannt). Ein Sohn des Stadtschreibers Schweigl zu Rattenberg, besuchte die Jesuitenschule zu Hall, dann die von Benedictinern geleitete Hochschule in Salzburg, und als es galt, sich für einen Lebensberuf zu entscheiden, trat er in das Benedictinerstift Fiecht in Tirol, aus welchem er nach erlangten Weihen als Caplan in das Benedictiner-Nonnenstift Säben versetzt wurde, in welchem er sich zur Zeit befand, als im Jahre 1797 der Einfall der Franzosen in Tirol stattfand. Der Einfall, erfolgte am 24. März g. J., am 3. April kam es bei Pardell unweit Säben zum Kampfe. Die Bauern, die in den Häusern versteckt waren, empfingen die Franzosen, als diese, einen Widerstand kaum mehr ahnend, vorgedrungen waren, mit einem von gleichzeitigen Schüssen begleiteten Steinregen und hatten eine gräßliche Niederlage unter den Franzmännern angerichtet, so daß diese die Flucht ergriffen, während ihnen die Bauern in Wuth und Kampflust nachjagten. Die Zage war eine solche geworden, daß Caplan Schweigl es im Interesse beider Parteien für zweckmäßig hielt, den Frieden zu unterhandeln, wozu ihm das in Salzburg erlernte Französisch sehr zu Statten kam. Der Friede kam zu Stande und die Franzosen machten sich anheischig, sich unter keinerlei Vorwande auf Pardell oder den Anhöhen von Lazfons sehen zu lassen. In Anerkennung dieser Waffenthat erhielt jede Compagnie der Gemeinde Lazfons von Seite der tirolischen Landschaft eine eigene Fahne mit dem fürstbischöflich Brixnerischen und dem tirolisch landschaftlichen Wappen, mit der großen Ehrenmedaille geziert, und Caplan Schweigl wurde für sein umsichtiges, tactvolles Verhalten, wodurch er das Städtchen Klausen, das Nonnenstift Säben und die ganze Umgegend vor der Wuth des Feindes rettete und somit große Verheerung und vieles Unglück verhütete, mit der großen Ehrenmedaille ausgezeichnet. Mit Interesse lesen sich seine, in den „Tiroler-Stimmen“ (1859 oder 1860, Beilagen zu Nr. 47 u. f.) mitgetheilten „Züge aus dem Leben eines Patrioten“, in welchen er Erlebnisse in jenen Tagen darstellt, wie er z. B. sein kleines Ersparniß, das in mehreren Goldstücken bestand, in das Weihbrunnkrüglein versteckte, weil er meinte, „die Franzosen nehmen gewiß keinen Weihbrunn“, und thatsächlich, nach der Rückkehr aus dem Kampfe fand er die goldenen Tropfen vollzählig und unversehrt im Krüglein; ein andermal, wie er einem sterbenden Franzosen die letzten Stunden erleichterte, als er denselben zu dessen großem Erstaunen in französischer Sprache tröstete und betend dem Schutze des Allmächtigen empfahl. [Tiroler Almanach auf das Jahr 1802, S. 51 u. f. – Staffler (Johann Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. II, S. 967 u. f.] –