BLKÖ:Scotti, Cosmas Galeas

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Scotti, Anton Marcell
Band: 33 (1877), ab Seite: 216. (Quelle)
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Scotti, Cosmas Galeas (gelehrter Barnabit, geb. zu Merata, einem Städtchen im Mailändischen, 1759, gest. in Mailand, n. A. in Cremona im Jahre 1821). Nachdem er in seiner Heimat die nöthige Vorbildung erlangt, begab er sich nach Mailand, wo er sich anfänglich dem Studium der Rechte widmete, dasselbe aber bald aufgab, um seiner vorherrschenden Neigung zu folgen und sich der Literatur zuzuwenden. Zu jener Zeit wirkte Parini für Verbesserung des durch die bisherige emphatische [217] geistliche Versmacherei verdorbenen Geschmackes, indem er auf die unvergänglichen Muster der älteren italienischen Poesie zurückwies und zu deren Studium aneiferte. Der damals 20jährige Scotti fühlte sich mächtig zu Parini hingezogen und befreundete sich mit ihm. Seine schriftstellerische Laufbahn eröffnete er mit einer Sammlung lyrischer Gedichte, welcher bald eine andere von Märchen, zur Belehrung für die Jugend beider Geschlechter geschrieben, folgte. Im Alter von 26 Jahren vollendete er sein Trauerspiel „Galeazzo Sforza“, welches auf den Bühnen von Mailand, Venedig, Bergamo und anderer größerer Städte Italiens mit Beifall aufgeführt wurde. Mit einem Male ging mit dem lebhaften Sinne des Poeten eine mächtige Wandlung vor: 32 Jahre alt, trat er in den Barnabitenorden. Eine tiefe Melancholie war schon längere Zeit vorher von seinen Freunden an ihm bemerkt worden. Aus seiner mönchischen Zurückgezogenheit trat er erst wieder, als er, den Befehlen seiner Oberen gehorchend, das Lehramt der Redekunst zu Cremona übernahm. Aber der Tod der drei namhaftesten Gelehrten und Schriftsteller seiner Zeit, Parini’s, Passeroni’s und Quadrupani’s, deren Ableben sich rasch auf einander folgte, verstimmte ihn tief, und als durch die Anstrengungen des Lehramtes auch seine Gesundheit angegriffen wurde, zog er sich auf’s Land, in eine an den reizenden Ufern des Brembo gelegene Gegend zurück, wo er wieder ganz der Poesie lebte. Als in Folge der politischen Wirren, welche auch die italienische Halbinsel heimgesucht hatten, sein Orden unterdrückt worden, riethen ihm seine Freunde, sich für eine Lehrkanzel der Geschichte in Cremona zu bewerben. S., diesen Wink befolgend, vertiefte sich, in der Absicht, durch eine neue Auffassung der Geschichte seinen Vorträgen größere Theilnahme zu verschaffen und überhaupt Aufsehen zu erregen, ohne Rücksicht auf seine längst geschwächten körperlichen Kräfte, so in geschichtliche Forschungen, daß er den Anstrengungen seiner Studien erlag und im Alter von 62 Jahren starb. Scotti’s Schriften sind: „Rime“ (Milano 1779, 8°.); – „Le Giornate del Brembo“; – „Veglie di Belgiojoso zusammen 6 Bände (in 8°.); – „Novelle“; – „L’Imelda, tragedia“; – „L’Academia Borromea“; – „Elogio dell’ Abate Giuseppe Parini“ (Milano, 1801, 8°.); – „Elogio dell’ Ab. Gianc. Passeroni“ (Erlmona 1804, 8°.)Die „Giornate del Brembo“, im Hinblicke auf seinen Landaufenthalt so genannt, sind Märchen, welche in Schönheit des Styles und Reinheit der Sprache an Boccaccio erinnern, an Zucht- und Sittenstrenge aber eben das Gegentheil des Florentiners bilden. Die „Academia Borromea“, seinem Gönner und Beschützer, dem Grafen Antonio Maria Borromeo zu Ehren so genannt, enthält gleichfalls Erzählendes. Es sind Auszüge und Nachahmungen im Geiste der Geschichte des Alten vom Berge. Scotti zählt unter den Schriftstellern Oberitaliens aus der Zeit zu Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts, welche eben den Uebergang aus der Geschmacklosigkeit der von den Abbati und Mönchen großgezogenen Panegyrik und Schwülstigkeit vermitteln helfen, zu den besten, theilte aber mit ihnen das Loos aller solcher vermittelnden, eine bessere Zeit einleitenden Elemente, das Vergessenwerden, weil bald die nun aufblühenden eigentlichen Dichterkoryphäen der Zeit alle Aufmerksamkeit an sich rissen.

Gozzino (Giuseppe). Indice cronologico e biografico d’illustri Italiani dal Secolo XI. [218] al XIX. e d’oltramontani che tratarono della letter. ital. (Milano 1857, Silvestri, 12°.), p. 122.