BLKÖ:Parini, Giuseppe
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Parientos, Moriz Gomez de |
Nächster>>>
Paris | ||
Band: 21 (1870), ab Seite: 299. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Giuseppe Parini in der Wikipedia | |||
Giuseppe Parini in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 118789619, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Virgil, Dante, Petrarka seine Vorbilder in der Poesie, der er selbst frühzeitig huldigte. Als er 23 Jahre alt war, gab er seine ersten poetischen Versuche unter dem angenommenen Namen Ripano Eupelino (Lugano [300] 1752) heraus. Sie erweckten die Aufmerksamkeit der Literaturfreunde und bald wurde Parini unter die Mitglieder der damals in Mailand blühenden Akademie der Trasformati und in die Arcadia zu Rom aufgenommen, in welcher er den Namen Dariolo Elidonio führte. Parini’s damaliges Leben war ein steter Kampf mit der Armuth, er mußte, um sich den nöthigsten Lebensunterhalt zu verschaffen, Unterrichtsstunden geben, und etwas besser erging es ihm erst, als er Hofmeisterstellen in den Familien Serbelloni und Borromeo erhielt. Endlich im Jahre 1769 begann sein Glückstern zu leuchten, „Comte Firmian“, schreibt die von Dr. Höfer redigirte „Biographie générale“, „Gouverneur de la Lombardie autrichienne, prit Parini sous sa protection“, in der That bewiesen der Graf und die österreichische Regierung dem Dichter alle nur denkbare Gunst, er wurde zuerst Professor der schönen Wissenschaften an der lateinischen Schule in Mailand, später Professor der Beredsamkeit am Gymnasium der Brera und dann noch Professor an der Akademie der schönen Künste. Der Graf, ein geistvoller Staatsmann, erkennend, wie nützlich dieses Genie zur Verbreitung des guten Geschmackes in seinem Vaterlande werden konnte, ermunterte[WS 1] ihn vor Allem zur Herausgabe des Gedichtes „Il Mattino“, welches den ersten Theil seines später so berühmt gewordenen Gedichtes „Il Giorno“ bildet. Als später Kaiser Joseph II. die Reformen in seinen Staaten vornahm, wendete sich Parini der Politik zu, um, als die Franzosen in’s Land kamen, sich eben gegen jene Regierung zu wenden, die ihn in Schutz genommen, ihm nur Gutes gethan und seinen Genius würdigend, ihm in seinen Arbeiten möglichsten Vorschub geleistet. Sagt doch die oben citirte französische Quelle: „Parini n’avait aucune raison de se plaindre de l’administration autrichienne, cependant etc. etc.“ Es ist auch ein Symptom der modernen Cultur, daß sehr häufig eben diejenigen, denen der Staat Alles gegeben, denselben zuerst verrathen. So wirkte P., der in die Mailänder Municipialität gewählt worden war, ganz im Interesse der Franzosen; als aber dann im Jahre 1799 die Oesterreicher in die Lombardie zurückkehrten, wurde er außer Thätigkeit gesetzt und starb aber schon wenige Monate darnach im Alter von 70 Jahren. Parini schrieb das oberwähnte Gedicht: „Il Mattino“, welchem er zwei Jahre später „Il Mezzogiorno“ folgen ließ. Die vollständigste Ausgabe dieser berühmten Dichtung führt den Titel: „Il Mattino, Mezzogiorno, Vespro e Notte“ (Firenze[WS 2] 1818, 8°.); die erste oder doch eine der ersten, welche aber nur die drei ersten Gedichte enthält, ist in Venedig 1771, 8°., erschienen; eine Ausgabe, aber nur der zwei ersten Dichtungen, besorgte Bodoni (Parma 1800, kl. 8°.). Andere Ausgaben sämmtlicher Dichtungen sind: Parma 1808, Mussi, 16°.; Milano 1811, Mussi, gr. Fol., eine wahre Prachtausgabe. Von den Uebersetzungen dieser Dichtung sind bekannt eine französische von Desprades (Paris 1777, 12°.), eine lateinische von Morondi (Mediolani 1789, Sogliani, 8°.) und eine deutsche, ohne Angabe des Uebersetzers (Frankfurt a. M. 1778, 8°.). Von seinen übrigen Arbeiten sind erschienen: „Odi già divulgate“ (Parma 1791, Bodoni, kl. 8°.); – „Poesie“, tomi tre (Pisa 1799–1803, 12°.). Von Parini’s einzelnen kleineren Dichtungen sind besonders hervorzuheben: Der Fall [301] (la caduta), Die Gefahr (il pericolo), Die Botschaft (il messagio) und die besonders schöne Ode an Silvia über die Kleidermode. Im Uebrigen gilt von Parini’s Poesien das alte: „Sunt bona, sunt mala quaedam, sunt et mediocria plura“. Unter seinen prosaischen Arbeiten sind von anderen zu nennen sein Dialog über die toscanische Sprache und seine Principien der Aesthetik, außerdem schrieb er viele Programme, biographische Lobreden und andere Abhandlungen. Eine Gesammtausgabe seiner Werke erschien unter dem Titel: „Opere, publicate ed illustrate da Fr. Reina“, tomi sei (Milano 1801–1804, 8°.), wovon auch mehrere Exemplare gr. 4“. und fünf in gr. Fol. mit Randeinfassungen auf jeder Seite vorhanden sind. Der Astronom Oriani, Calimero Cattaneo und Rocco Marliani ehrten das Andenken des Dichters durch Gedächtnißreden; Ugo Foscolo aber widmete ihm eine Stelle in seinen Sepolcri, worin er beklagt, daß Mailand seinem Dichter kein Denkmal gesetzt.
Parini, Giuseppe (Dichter und Schriftsteller, geb. zu Bosisio in der Lombardie 23. Mai 1729, gest. ebenda 15. August 1779). Der Sohn armer lombardischer Landleute, Gymnasium und die höheren Schulen besuchte er in Mailand, wo er auch gegen den Willen seines Vaters das Studium der Theologie begann. Jedoch blieb die Liebe zur Literatur bei ihm so vorherrschend, daß er die Muße des strengen Berufsstudiums den Meisterwerken der alten classischen und jenen der italienischen Literatur widmete. So wurden- Cantù (Cesare), L’abate Parini e la Lombardia nel secolo passato (Milano 1854, Gnocchi, 8°.) [weitaus das Interessanteste und Umfassendste (535 enggedruckte Seiten), was über Parini erschienen ist]. – Pozzetti (Pompilio), Vita di Giuseppe Parini (Piacenza 1801, 8°.]. – Ugoni (Camillo), Della letteratura italiana nella seconda metà del secolo XVIII. Opera posthuma (Milano 1856, Bernardoni, gr. 8°.) Vol. I, p. 361–408. Dasselbe deutsch: Geschichte der italienischen Literatur seit der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts (Zürch 1826, Orell und Füßli, 8°.) Bd. II, S. 279 [nach der italienischen Ausgabe ist Parini am 23, nach der Uebersetzung am 22. Mai geboren. Oettinger’s Angabe in der „Bibliographie biographie“, nach welcher Parini am 22. März 1729 geboren wäre, ist unrichtig]. – Album di varia letteratura (Treviso, gr. 8°.) Tomo IV (1864), p. 369: „Un Amico del Parini“. – Reina schrieb zur Ausgabe der Werke Parini’s, welche 1801 erschienen, eine ausführliche Biographie. – Porträt. G. Garavaglia del. et sc. (Fol.).