BLKÖ:Sierawska, Elisabeth

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sifft, Daniel
Band: 34 (1877), ab Seite: 268. (Quelle)
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Elisabeth (geb. zu München 1780, gest. zu Piotrkowice bei Krakau 16. Februar 1868). Gemalin des Generals, war eine geborne Pariselli und ihr Vater Dietrich bekleidete die Würde eines Hofmarschalls am bayerischen Hofe. Sie stammte aus einer französischen Auswandererfamilie, welche jedoch schon längere Zeit in München ansässig war. Als sie erwachsen war, bewarb sich ein bei der englischen Gesandtschaft Angestellter, Namens Schmidt, um ihre Hand, erhielt die Zusage der Eltern und Elisabeth’s, es erfolgte die Verlobung, als eines Tages Schmidt aus München verschwand, ohne je wieder gesehen zu werden. Schmidt hatte sich in die Verschwörung Pichegru’s eingelassen und wurde von der französischen Polizei in München aufgehoben. Pichegru wurde in einem Pariser Kerker erdrosselt; was mit Schmidt geschehen, wurde nie entdeckt. Später näherte sich dem Mädchen Julian Sierawski, damals Officier in der polnischen Legion, welche unter Moreau’s [269] Befehl in Bayern stationirt war. Im Jahre 1805 vermälte sie sich mit Sierawski und theilte von nun mit ihm die Geschicke bis zum Jahre 1825, in welchem sie, der Erziehung ihrer Kinder wegen, nach Krakau übersiedelte. Von dort begab sie sich nach dem Ende der polnischen Erhebung mit ihrem Gatten, wie bereits erwähnt worden, nach München, kehrte, als dort ihr Gatte keine Stellung fand und er westwärts nach Paris zog, nach Krakau zurück, indem sie sich für ihn aller Mittel entblößte und für sich nur das allernöthigste zurückbehielt. Mit diesem kleinen Reste errichtete sie in Krakau eine Erziehungsanstalt für junge Polinen. Daselbst wirkte sie mit ihrer bereits herangewachsenen Tochter Helene und das Institut kam in Blüthe, das Erträgniß wurde immer größer und die getrennte Gattin konnte ihrem fernen, in Paris lebenden Manne manche nicht unbedeutende Unterstützung zukommen lassen. Aber auch dieses Institut hatte ein großes Opfer gefordert. Ihre Tochter Helene, die es sich nicht nehmen ließ, die alternde Mutter mit ihren Kräften zu unterstützen, erlag mit ihrem zarten Körper den Anstrengungen und ward 1837, im Lenze ihres Lebens, ein Opfer ihrer Kindespflicht. Nun litt es die Mutter nicht länger in Krakau, sie gab das Institut auf und zog sich auf die Besitzung ihres Sohnes Valerius nach Piotrkowice bei Krakau zurück. – Valerius war gleichfalls in die Reihen der polnischen Armee getreten und diente 1831 in derselben als Capitän. Später widmete er sich der Oekonomie, erwarb sich einen kleinen Grundbesitz, den er mit Umsicht bewirthschaftete, und auf welchem er ganz hingegeben landwirtschaftlicher Arbeit und der Lecture lebte. Denn Valer war ein großer Bücherfreund, besaß eine stattliche Bibliothek, in welcher sich mitunter gar seltene und alte Werke seines Vaterlandes befanden. Dorthin begab sich die gebeugte Generalsfrau und verlebte die letzten 25 Jahre an Seite ihres Sohnes und überlebte um beinahe 20 Jahre ihren in Paris gestorbenen Gatten.

Straszewicz (Joseph), Die Polen und Polinnen der Revolution vom 29. November 1830 (Stuttgart 1832–37, Schweizerbart, 8°.) S. 56 und 154. – Straszewicz (Joseph), Les Polonais et les Polonaises de la révolution du 29 Novembre 1830 etc. (Paris 1832, Pinard, Lex.-8°.). – Neues elegantestes Conversations-Lexikon für die Gebildeten aus allen Ständen. Herausgegeben im Vereine mit einer Gesellschaft von Gelehrten von Dr. O. L. B. Wolff (Leipzig 1842, Ch. E. Kollmann, 4°.), Fünfter (oder Supplementband), S. 383. – Czas, d. i. Die Zeit (Krakauer polit. Blatt, gr. Fol.) 1868, Nr. 94, im Feuilleton: „Elzbieta Sierawska“ (Nekrolog).