BLKÖ:Stadnicki, Theophila

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 37 (1878), ab Seite: 80. (Quelle)
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16. Theophila S. (geb. zu Dubiec 27. April 1783, gest. ebenda 4. Mai 1860). Tochter eines Joseph von Stadnicki und Katharinas, geborenen Gräfin Krasicka. Die herrliche Lage des väterlichen Besitzes, [81] die nahe Verwandtschaft mit dem Erzbischofe von Gnesen Ignaz Krasicki, einem der hervorragendsten Poeten Polens [Bd. XIII, S. 133], und das Beispiel der Mutter, welche die Kunst des Malens in einer weit über den Dilettantismus hinausgehenden Vollendung übte, blieben nicht ohne Einfluß auf das empfängliche, talentbegabte Mädchen, welches sich bald mit der heimischen Literatur innig vertraut machte und die Koryphäen derselben mit Begeisterung las. Als sie 16 Jahre alt war, übernahm sie nach dem 1799 erfolgten Tode ihrer Mutter die Leitung des väterlichen Hauses, bis sie sich im Jahre 1806 mit ihrem Alters- und Spielgenossen Mathias Grafen Krasicki vermälte und in Dubiec häuslich niederließ. 49 Jahre, also nahezu ein halbes Jahrhundert, verlebte sie in der glücklichsten Ehe. Die literarischen Interessen ihres Vaterlandes verfolgte sie mit aufmerksamem Auge; sie war eine Freundin Mariens, geborenen Fürstin Czartoryjska, nachmaligen Herzogin von Württemberg. Sie führte einen Briefwechsel mit den interessantesten Persönlichkeiten ihrer Zeit, welcher unstreitig reiches Materiale zur Zeitgeschichte enthält. Sie war eine Gönnerin des Dichters Vincenz Pol [Bd. XXIII, S. 19] und ihrem Einflusse vornehmlich ist eine der schönsten, wo nicht die schönste Dichtung Pol’s: „Pieśń o ziemi naszej“, d. i. Das Lied von unserem Lande, zu verdanken. Auch stand sie mit dem Dichter in stetem brieflichen Verkehre. Die 77jährige Matrone hatte die denkwürdigsten Phasen ihres Vaterlandes persönlich miterlebt, die napoleonischen Kriege, in welchen ihr Bruder Ignaz im Jahre 1812 bei Smolensk den Heldentod fand; die Erhebung des Volkes im Jahre 1830, die neuerliche im Jahre 1846 und das Jahr 1848. Welch einen Schatz müssen die Aufzeichnungen derselben enthalten! [Czas, d. i. Die Zeit (Krakauer politisches Blatt) 1860, Nr. 112, im Feuilleton: „Krótki rys sp. Teotili z hr. ze Żmigroda Stadnickich hrabiny Madejowej Krasickiej“, d. i. Kurzer Lebensabriß der Gräfin Theophila von Zmigrod-Stadnicki, vermälten Gräfin Krasicka.] –